Der bayerische Landtag hat den bisherigen Innenminister Günther Beckstein (CSU) zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Er erhielt bei der Abstimmung im CSU-dominierten Münchner Maximilianeum am Dienstag 122 von 178 abgegebenen Stimmen. 53 Abgeordnete stimmten gegen Beckstein, 2 enthielten sich, 1 Stimme war ungültig.
Unklar war zunächst, ob alle 124 Mitglieder der CSU-Fraktion bei der Abstimmung anwesend waren. Der 63 Jahre alte Beckstein ist damit Nachfolger von Edmund Stoiber, der am vorvergangenen Wochenende nach 14 Jahren an der Spitze des Freistaats zurückgetreten war.
"Eine große Herausforderung"
Das neue, verjüngte Kabinett will Beckstein am 16. Oktober vorstellen. Seine erste Regierungserklärung ist für 15. November geplant. "Die Arbeit ist das, was dieses Amt so schön macht", sagte Beckstein vor der Wahl. Es sei "eine große Herausforderung", er habe sich aber auf alle Politikfelder vorbereitet. Beckstein wurde unmittelbar im Anschluss an die Wahl vereidigt. Im traditionell vom katholischen Oberbayern dominierten Freistaat ist Beckstein der erste evangelische Franke, der die Macht in der Staatskanzlei übernimmt.
Beckstein (CSU) will ein Regierungschef für alle Bürger des Freistaats sein. Er lade alle ein, mitzuwirken und ihn gegebenenfalls auch zu kritisieren, sagte er bei einer kurzen Ansprache nach seiner Wahl im Landtag. Er wolle einen Bürgerstaat, der die Balance halte zwischen verantwortlichen Bürgern und einem schützenden Staat. Beckstein forderte ausdrücklich auch die in Bayern lebenden Ausländer auf, den Dialog zu führen. Die Integration sei ihm ein großes Anliegen. "Mein Herz schlägt für ganz Bayern", sagte er. In der Politik gehe es in der Regel nicht um ewige Wahrheiten, sondern um zweckmäßige Lösungen.
Der CSU-Parteitag hatte Beckstein Ende September bereits zum Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2008 nominiert. Stoiber hatte nach langen Führungsquerelen seine Spitzenämter als Ministerpräsident und CSU-Chef ein Jahr vor Ende der Legislaturperiode niedergelegt.