Bundeswehr Doppelt so viele Misshandlungsfälle

Nachgestellte Geiselnahmen am Bundeswehrstandort Coesfeld im vergangenen Jahr waren anscheinend nur die Spitze des Eisbergs. 2004 hat sich die Anzahl der Misshandlungsfälle in der Bundeswehr fast verdoppelt.

Die Zahl von Misshandlungen bei der Bundeswehr hat im vergangenen Jahr zugenommen. Der scheidende Wehrbeauftragte des Bundestages, Willfried Penner, stellte in seinem Jahresbericht für 2004 fest, dass 94 Fälle von Misshandlungen registriert wurden.

2003 seien 58 entsprechende Beschwerden eingegangen, sagte Penner am Dienstag bei der Vorstellung seines Berichts in Berlin. Damit hat sich die Anzahl der registrierten über Misshandlungsfälle beinahe verdoppelt. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 6154 Beschwerden und Eingaben von seiner Behörde bearbeitet worden. Diese Sammlung sei auch "ein Bericht über Mängel", beklagte Penner.

Nachgestellte Geiselnahmen

In 43 Fällen sei es um Gewalt zwischen Soldaten gegangen. Im vergangenen Jahr hatten vor allem die Vorgänge im Bundeswehrstandort Coesfeld für Aufsehen gesorgt. Soldaten hatten dabei Geiselnahmen und Verhöre nachgestellt, bei denen massiv Gewalt ausgeübt wurde.

Die Fälle von Rechtsextremismus seien im Vergleich 2004 zu 2003 nahezu unverändert geblieben. Insgesamt seien im vergangenen Jahr 134 Vorgänge (2003: 139) registriert worden. Dazu habe das Grölen von Nazi-Parolen und der "Hitler-Gruß" gehört - zumeist ausgeführt von Soldaten in alkoholisiertem Zustand.

Der Wehrbeauftragte des Bundestages berichtet dem Parlament regelmäßig über die innere Lage der Bundeswehr. Die Soldaten können sich mit Beschwerden vertraulich an ihn wenden. Der derzeitige Wehrbeauftragte Willfried Penner geht im Mai in den Ruhstand. Sein Nachfolger wird im April vom Bundestag gewählt.

Reuters
dpa/Reuters