Die Kandidaten haben sich erklärt: Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen bewerben sich um den von Annegret Kramp-Karrenbauer freigemachten CDU-Vorsitz. Und wie es bei den Christdemokraten so üblich ist, hat der Parteichef auch den ersten Zugriff auf die Kanzlerkandidatur - wenngleich da die Schwesterpartei CSU und nicht zuletzt ihr Vorsitzender Markus Söder in dieser Frage ein Wörtchen mitzureden haben. Der CDU-Parteitag am 25. April in Berlin soll entscheiden, wer künftig den Kurs der Christdemokraten bestimmt. Es ist eine echte Richtungsentscheidung. Wer steht für welchen Kurs?

Armin Laschet
Etikett: Der Merkelaner
Typ: rheinisch-jovialer Integrator.
Steht für die Fortsetzung von 15 Jahren erfolgreicher Politik Angela Merkels - jedenfalls im Wesentlichen. Will in Sachen Kriminalität und Migration aber einen konsequenteren Kurs fahren. Integrativ zu wirken, sowohl in der Partei als auch in der Gesellschaft, ist ein erklärtes Ziel. Will vor allem in der politischen Mitte Stimmen zurückgewinnen. Regiert in NRW in einer schwarz-gelben Koalition, gilt aber auch als Schwarz-Grün-fähig.
Stärken: Ist als Teamplayer bekannt, was in der CDU nach wie vor gern gesehen wird. Mit Jens Spahn hat er einen potenziellen Konkurrenten eingebunden und so gleichzeitig sein Spektrum in die konservativen CDU-Kreise ausgedehnt. Hat als einziger der drei Kandidaten Erfahrung als Regierungschef und mit dem größten CDU-Landesverband eine große Hausmacht hinter sich.
Schwächen: Seine joviale Art wird häufig als weich empfunden. Das wird in vielen Statements deutlich. Entschied sich auch als Letzter der drei Kandidaten, seinen Hut öffentlich in den Ring zu werfen. "Klare Kante" zu zeigen, fällt ihm eher schwer.
Erfolgsaussichten: Sehr gut, was den Parteivorsitz angeht. Nach Einschätzung von Beobachtern damit aber nicht automatisch auch Kanzlerkandidat.

Friedrich Merz
Etikett: Der Erneuerer
Typ: kantiger Sauerländer
Steht für eine erklärte Abkehr von der Politik Angela Merkels, deren alter Rivale aus den 1980er-Jahren er ist. Dies gilt vor allem für die Migrationspolitik. Will die CDU erkennbar wieder in konservativeres Fahrwasser lenken und dadurch Wähler vor allem vom konservativ-rechten Rand zurückgewinnen. Erklärtes Ziel ist, "die AfD zu halbieren". Setzt vor allem auf Law-and-Order-Themen, einen schlanken Sozialstaat und gilt nicht zuletzt als wirtschaftsnah.
Stärken: Verkörpert den sprichwörtlichen "starken Mann" mit "klarer Kante", den sich offensichtlich viele in der CDU nach den Merkel-Jahren wünschen. Spielt daher auf Sieg, nicht auf Platz, wie er selbst betont. Hat keine Angst vor klaren Standpunkten, auch wenn darauf in den sozialen Medien und/oder vom anderen politischen Lager harsche Kritik folgt. Bezieht seine Führungskompetenz vor allem aus seiner Zeit als Aufsichtsratschef des weltgrößten Vermögensverwalters BlackRock. Hat das Momentum anscheinend auf seiner Seite.
Schwächen: Hat bereits mehrfach gezeigt, dass er kein Teamplayer ist und sich - entgegen mancher Beteuerung - nicht unbedingt in den Dienst der Partei stellt. War zwar zwei Jahre lang Oppositionsführer, aber in politischen Auseinandersetzungen meist unterlegen - so wie zuletzt bei der Vorsitzendenwahl 2018 gegen Annegret Kramp-Karrenbauer. War viele Jahre raus aus der aktiven Politik und hatte als einziger der Kandidaten bisher kein Regierungsamt inne.
Erfolgsaussichten: Sehr gut, vor allem in Bezug auf die Kanzlerkandidatur. Da Merz kein Parteisoldat ist, ist für viele Beobachter seine Wahl zum Parteichef aber durchaus fraglich. Ob ihm dies in der K-Frage im Weg steht, muss sich zeigen.

Norbert Röttgen
Etikett: Der Außenseiter
Typ: freundlich-kühler Sachpolitiker
Steht für eine betont sachorientierte Politik und ist ein Mann für Schwarz-Grün. Hatte maßgeblichen Anteil am Atomausstieg nach dem Reaktorunglück von Fukushima 2011. Ist der Überzeugung, dass es um mehr geht als nur den Parteivorsitz und die Interessen Einzelner, sondern um die Zukunft der Partei und die Stabilität Deutschlands. Will vor allem diesen Gedanken in die CDU einbringen. Hat damit seine Schuldigkeit im aktuellen Streit um Richtung und Vorsitz nach Einschätzung etlicher Beobachter bereits getan.
Stärken: Gilt als Kenner der Außenpolitik und ist als solcher auch seit 2014 Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. Anders als Merz hatte er als Bundesminister für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit bereits ein Regierungsamt inne. Wird als Experte für Außen- und Atompolitik gerne zu Rate gezogen.
Schwächen: Ihm haftet seit seiner Niederlage als CDU-Spitzenkandidat bei der NRW-Landtagswahl 2012 der Makel des Verlierers an. Dies vor allem, weil ihn Bundeskanzlerin Angela Merkel deshalb auch als Umweltminister abberief. Davon hat sich seine politische Karriere nicht mehr erholt - zumal ihm eine kämpferische Ader eher abgeht. Unvergessen sein Fauxpas im NRW-Wahlkampf 2012, als er sich im TV versprach und sagte, "bedauerlicherweise entscheidet nicht allein die CDU darüber, sondern die Wähler entscheiden darüber", ob er Ministerpräsident werde.
Erfolgsaussichten: Praktisch keine. Er hat keine Hausmacht und liegt inhaltlich zu nahe am deutlich beliebteren Laschet.
Quellen: Nachrichtenagenturen DPA und AFP, WDR, Twitter/Norbert Röttgen, Twitter/Armin Laschet, Twitter/Friedrich Merz, ZDF