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Grüne Kanzlerkandidatin Angebliche Nacktbilder und wüste Beleidigungen: Internet-Trolle greifen Baerbock an

Grünenspitze wählt Annalena Baerbock zur Kanzlerkandidatin
Sehen Sie im Video: Annalena Baerbock ist Kanzlerkandidatin der Grünen – ein Portrait im Video.






Annalena Charlotte Alma Baerbock wurde am 15. Dezember 1980 in Hannover geboren.


Mit ihren Eltern, zwei Schwestern und zwei Cousinen wuchs sie auf einem Bauernhof in Pattensen bei Hannover auf.


In ihrer Schulzeit absolvierte sie mit 16 Jahren ein Austauschjahr in Florida.


In ihrer Jugend war sie erfolgreiche Trampolinspringerin und gewann dreimal Bronze bei den Deutschen Meisterschaften.


Nach dem Abitur studierte Baerbock zunächst Politikwissenschaft und öffentliches Recht an der Uni Hamburg, danach Völkerrecht in London.


Während ihres Studiums arbeitete sie drei Jahre lang als Journalistin für die Hannoversche Allgemeine Zeitung.


2005 schloss sie ihr Studium ab und wurde Mitglied bei den Grünen.


Sie begann drei Jahre lang als Büroleiterin der Europaabgeordneten Elisabeth Schroedter zu arbeiten und war nebenbei Trainee beim „British Institute of Comparative and Public International Law“.


Danach war sie für ein Jahr Referentin für Außen- und Sicherheitspolitik der Grünen im Bundestag.


2008 wurde sie Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Europa, ein Jahr später Vorstandsmitglied der Europäischen Grünen Partei, dem Zusammenschluss grüner Parteien in Europa und Partievorsitzende der Grünen in Brandenburg.


In dieser Zeit hatte Baerbock vor, nebenbei an der Freien Universität Berlin zum Thema „Naturkatastrophen und humanitäre Hilfe im Völkerrecht“ zu promovieren. Schloss dies aber aufgrund ihrer politischen Tätigkeit nie ab.


Seit September 2013 ist sie Mitglied im Bundestag. Derzeit ist sie Mitglied in den Ausschüssen für EU-Themen, Wirtschaft und Energie und Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit.


2018 wurde sie neben Robert Habeck zur Co-Pateichefin der Grünen gewählt. Politisch wird sie dem „Realo“-Flügel zugeordnet.


Am 19. April 2021 gibt die Parteispitze bekannt, mit Baerbock als Kanzlerkandidatin in den Bundestagswahlkampf zu gehen.


Nach Angela Merkel ist sie seit 1949 erst die zweite Frau, die sich für das höchste Regierungsamt bewirbt. Die 40-Jährige ist die erste Kanzlerkandidatin der Grünen.


Baerbock ist dem Politikberater und PR-Manager Daniel Holefleisch verheiratet und lebt mit ihm und ihren zwei Töchtern in Potsdam.

Seit sie Kanzlerkandidatin ist, haben sich verbale Angriffe und Beleidigungen gegen sie massiv verstärkt: Annalena Baerbock ist zum perfekten Feindbild für Internet-Trolle geworden. Die Grünen haben deshalb eine Abwehr-Einheit für das Netz gebildet.

In Annalena Baerbock scheinen Rechtspopulisten und Trolle im Internet das perfekte Feindbild gefunden zu haben. Angriffe mit Beleidigungen und Falschinformationen gegen die Grünen-Politikerin nehmen seit ihrer Ernennung zur Kanzlerkandidatin massiv zu. Die Grünen haben eine “Netzfeuerwehr” ins Leben gerufen, um auf solche Fake News zu reagieren. Expertinnen zufolge muss Baerbock mit zunehmenden Angriffen rechnen.

Annalena Baerbock ist gerade einmal eine Woche Kanzlerkandidatin der Grünen, als die Zahl der Online-Angriffe gegen sie hochschnellt. Im April sehen und teilen hunderttausende Menschen auf sozialen Netzwerken wie Facebook und Telegram teils heftige Vorwürfe gegen die Politikerin.

Verbot von Haustieren und ein angebliches Nacktbild

Dazu gehören handfeste Falschinformationen: Baerbock soll ein Verbot von Haustieren zugunsten des Klimas gefordert haben. Sie soll bei ihrer Ernennung zur Kandidatin anderen Parteifreunden ohne Maske und Abstand in die Arme gefallen sein. Sie soll der sogenannten “Great Reset”-Verschwörung anhängen. Alles falsch.

Tausende Nutzer teilten außerdem ein angebliches Nacktbild Baerbocks, dazu die Worte: "Sie war jung und brauchte das Geld“. In Wahrheit handelte es sich bei der gezeigten Frau um ein Erotik-Model, das Baerbock lediglich ähnlich sieht.

Was bereits jetzt - Monate vor der Bundestagswahl im September - an Lügen und Verunglimpfungen im Netz über Baerbock verbreitet wird, lässt Expertinnen und Wahlkampfstrategen aufhorchen. "Baerbock ist eine junge liberale Politikerin und damit ein perfektes Feindbild. Politische Gegner werden sich ohne Rücksicht auf die Wahrheit an ihr abarbeiten“, erklärt etwa Viorela Dan. Sie ist akademische Rätin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und erforscht Fehlinformationen im Netz.

Sexualisierte und geschlechtsbezogene Angriffe nehmen zu

Bereits im Januar war eine Studie des US-Forschungsinstituts "Wilson Center“ zu dem Schluss gekommen, dass "sexualisierte und geschlechtsbezogene“ Online-Angriffe auf Politikerinnen stark zugenommen haben.

Das Zentrum hatte zuvor zwei Monate lang rund 440.000 Kommentare über 13 ausgewählte US-Politikerinnen ausgewertet. Darunter auch die aktuelle Vize-Präsidentin Kamala Harris, die im US-Wahlkampf im vergangenen Jahr heftige Anfeindungen und Fake-News-Kampagnen aushalten musste.

Auch der Experte für digitale Öffentlichkeit, Julian Jaursch, von der Stiftung Neue Verantwortung sagt: ”Frau Baerbock steht spätestens ab jetzt im Fokus der Medien, sie wird weiterhin in ihrer exponierten Position mit Online-Hetze zu rechnen haben.“

"Das Ganze hat eine neue Dimension angenommen"

Dies bestätigt der Politikberater und Autor des Buchs “Propaganda 4.0” Johannes Hillje: “Auch wenn Baerbock als Person selbst nicht polarisiert, wird ihr der auf Social Media grassierende Frauenhass entgegenschlagen.”

Der politische Bundesgeschäftsführer und Wahlkampfleiter der Grünen, Michael Kellner, sieht Grund zur Sorge. “Das Ganze hat seit vergangener Woche noch einmal eine neue Dimension angenommen. Das frei erfundene Haustier-Zitat habe ich aus der ganzen Republik geschickt bekommen”, sagt er.

Problematisch sei das, weil sich die gesellschaftliche Stimmung in der Corona-Zeit aufgeheizter und damit volatiler darstelle als bei der vergangenen Bundestagswahl. “Frauen werden im Netz stärker angegriffen als Männer – das gilt auch für unsere grüne Kanzlerkandidatin”, sagt Kellner. 

Grüne haben Netzfeuerwehr eingerichtet

Um einen Gegenpol zu setzen, haben die Grünen eine sogenannte Netzfeuerwehr ins Leben gerufen. Dabei handelt es sich demnach um eine Gruppe von Parteimitgliedern, die Falschbehauptungen online gezielt meldet und mit Klarnamen Gegenrede direkt unter den Fake-Beiträgen leistet. Zudem hat Baerbock laut Medienberichten seit kurzem Personenschutz.

“Wir müssen unsere eigene Geschichte erzählen und die Menschen über Falschinformationen und Lügen aufklären”, sagt Kellner. Dies sei heute ein wichtiger Teil der Strategie, um Angriffe im Wahlkampf abzuwehren. 

tis / Max Biederbeck AFP

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