Kommentar Schwarzer Tag für Gipfelgegner und Polizei

Die Krawalle von Rostock haben die Anliegen der friedlichen G8-Kritiker diskreditiert. Die unerträglich gewalttätigen Schwarzkapuzen haben Schluss gemacht mit dem Mythos, sie ließen sich einhegen. Und sie haben Schluss gemacht mit dem Mythos, die Polizei wisse, was sie tue.

Der so genannte "Schwarze Block" hat es geschafft: Die Demonstration von Rostock wird nicht für glaubwürdige Kritik an dem G8-Gipfel stehen, sondern für schwarze, gewaltsame Krawalle. Das ist schade, weil die Mehrheit der Demonstranten eben nicht auf Krawall gebürstet war: Einerlei, ob sie nun für "Attac" dort waren, für Verdi, für die Grünen, für die Linkspartei, für irgendwelche esoterischen Links-Splittergruppen, einerlei, ob sie als Clowns verkleidet kamen, sich zu Königinnen aufgerüscht hatten, ob sie Samba spielten, auf Plastikkanistern trommelten. Alles einerlei. Alle, die in ihrer bunten Vielfalt die Mehrheit der Demonstranten darstellten, hatten Kritik an dem Gipfel - und sie brachten diese friedlich zum Ausdruck.

Schwarzkapuzen bringen Demonstranten in Verruf

Der "Schwarze Block" hat dafür gesorgt, dass die Stimmen dieser Kritiker geschwächt worden sind. Mit jedem Stein, den diese so genannten Autonomen aus den Bürgerstein rissen, mit jedem Brocken, den sie den Polizisten entgegengeschleudert haben, haben die Schwarzkapuzen die Anliegen der echten Demonstranten in Verruf gebracht. Denn die jungen Schwarzkapuzen nutzen die Politik nur als Vorwand für Gewalt. Demonstranten, mit einem echten politischen Anliegen, sind sie nicht. Dabei war besonders erschreckend, dass die Rostocker Krawallmacher nicht einmal mehr zwischen Freund und Feind unterschieden. Schlimm genug, Polizisten zu verletzen, aber die Steine, die sie warfen, hätten jederzeit Unbeteiligte treffen können, friedliche Demonstranten, Kinder.

Das Ende eine Selbstlüge der friedlichen G8-Kritiker

Die Rostocker Krawalle haben so endgültig und drastisch Schluss gemacht mit der Selbstlüge einiger gemäßigter Demo-Organisatoren. Diese hatten in den vergangenen Wochen immer wieder behauptet, es gebe so etwas wie eine gemeinsame Front der Demonstranten, der G8-Kritiker, sie hatten behauptet, es könne so etwas geben wie ein fröhliches Unterhaken aller Kritiker - auch jener, die im Prinzip zu Gewalt bereit sind. Rostock hat demonstriert, dass diese Vorstellung ein Hirngespinst ist: Es gibt keine gemeinsame Front der Kritiker. Es gibt die, die Kritik friedlich vortragen wollen, vielleicht sogar bereit sind, dafür zivilen Ungehorsam zu leisten. Das sind Demonstranten. Und es gibt die, die zur blinden Gewalt bereit sind - aus schierer, nicht hinnehmbarer Lust an Gewalt. Das sind keine Demonstranten, das sind Jugendliche auf dem Irrweg.

Für die Polizei sind die Krawalle hochnotpeinlich

Für die Polizei sind die Krawalle hochnotpeinlich. Dabei hatte sich die Einsatzleitung zunächst klug verhalten, viel klüger etwa als die Kollegen in Hamburg zu Beginn der Woche. Zu Beginn der Demonstration hielt die Polizei sich zurück, wollte bewusst nicht durch eine übermäßige Sichtbarkeit provozieren. Wie es dann genau dazu kommen konnte, dass die Situation plötzlich eskalierte, dass zwanzig, dreißig Polizisten in den Demonstranten-Pulk stürmten, um einige Autonome herauszuholen, das ist noch offen. Auf jeden Fall ließ sich die Polizei so provozieren, dass es zu einem gegenseitigen Aufwiegeln kam, zu einer beiderseitigen Eskalation der Situation, mit vielen Verletzten. Die Polizei hatte die Situation nicht mehr im Griff. In der Not wurde sie sinnlos brutal, setzte mit aller Härte Wasserwerfer ein, die martialisch auf die Demonstranten zupreschten. Nach all der gründlichen und wohl publizierten Vorbereitung der Einsatzkräfte ist diese Hilflosigkeit überraschend und schwer verständlich. Wie es so weit kommen konnte, muss Knut Abramowski, der Polizeichef, nun dringend erklären.