Links-Partei Bisky schmollt mit "großer Leidenschaft"

Nachdem der Bundestag ihn dreimal als Vizepräsident abgelehnt hat, macht Lothar Bisky dem Desaster selbst ein Ende und verzichtet auf das Amt. Ob seine Partei überhaupt noch Interesse an einem Platz im Bundestagspräsidium bezweifelt er nun.

Lothar Bisky, Bundestagsabgeordneter der Linksfraktion, will nicht erneut für das Amt eines Vizepräsidenten des Bundestages kandidieren. Für ihn sei das Thema abgeschlossen, sagte Bisky der Parteizeitung "Neues Deutschland". "Ich stehe nicht mehr zur Verfügung, ich will nicht Vizepräsident des Bundestags werden."

Bisky hatte bei der Wahl des seiner Partei zustehenden Stellvertreters von Bundestagspräsident Norbert Lammert im November vier Mal die erforderliche Mehrheit verfehlt. Der Parteichef ließ offen, ob und wann die Linksfraktion einen Kandidaten für das Bundestagspräsidium benennt. "Wir haben Zeit." Er wisse nicht, ob es für seine Partei wichtig sei, den Posten überhaupt noch zu besetzen.

"Den aufrechten Gang nicht abtrainieren lassen"

Gegenüber der Tageszeitung "Neues Deutschland" sagte Bisky: "Für mich persönlich ist das Kapitel abgeschlossen. Ich stehe nicht mehr zur Verfügung, ich will nicht Vizepräsident des Bundestages werden."

Ob und wann die Linksfraktion einen anderen Kandidaten oder eine andere Kandidatin für den ihr laut Geschäftsordnung zustehenden Sitz im Bundestagspräsidium nominiert, ließ Bisky offen. "Wir haben Zeit", sagte der Linkspolitiker. "Wir werden uns den aufrechten Gang nicht abtrainieren lassen. Ich weiß gar nicht, wie wichtig es ist, ob wir den Sitz überhaupt noch einnehmen."

Kandidatur für den Parteivorsitz wahrscheinlich

Bisky hatte erst vor wenigen Tagen seine Bereitschaft bekannt gegeben, auf einem Parteitag der Linken im April 2006 erneut für das Amt des Parteivorsitzenden zu kandidieren. Diese Entscheidung sei durch seine Nichtwahl als Vizepräsident beeinflusst worden, teilte Bisky nun mit. "Ich folge damit dem Beschluss der Bundestagsmehrheit. Und zwar mit großer Leidenschaft."

Reuters
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