Am Sonntag wird in Nordrhein-Westfalen gewählt und alles spricht über den Zweikampf zwischen SPD und CDU an der Spitze. Ein Blick auf die Umfragenentwicklungen der vergangenen Monate zeigt aber eine mindestens genauso spannende Geschichte: Die FDP arbeitet sich zurück auf die große Politikbühne. Im Februar lagen sie in den Umfragen noch bei sieben Prozent der Stimmen, im Mai sind es bereits 13. Nach dem zweistelligen Ergebnis in Schleswig-Holstein scheint das nächste gute Abschneiden für die FDP zu folgen. Die Liberalen sind auf dem Weg zurück in den Bundestag.
Das liegt vor allem auch an Christian Lindner. Der 38-Jährige ist derzeit das Gesicht der FDP in Deutschland. Chef der Bundespartei, der NRW-FDP und der Düsseldorfer Landtagsfraktion, Spitzenkandidat bei der Landtagswahl und Nummer eins auf der NRW-Liste der FDP für die Bundestagswahl. In Landtagsdebatten führt er häufig die schärfste Klinge. Festgelegt hat sich der 38-Jährige in der Koalitionsfrage: "Wir stehen für eine Ampel nicht zur Verfügung. Wir wollen das Elend von Rot-Grün ablösen und nicht verlängern."
Lindner setzt im Wahlkampf vor allem auf soziale Medien. Er kann mehr als doppelt so viele Facebook-Fans um sich versammeln wie SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft. Auch bei Twitter und Instagram liegt er weit vor seinen Konkurrenten. Über alle Kanäle erreicht er einer Studie zufolge 220.000 Bürger. Ein Erfolg in NRW soll für ihn aber nur ein Sprungbrett sein. Er hat sich festgelegt: Kommt die FDP in den Bundestag, zieht es ihn nach Berlin.
FDP: Kubicki und Lindner liefern
Dieses Ziel teilt er mit dem FDP-Spitzenkandidaten in Schleswig-Holstein. Auch Wolfgang Kubicki will im Falle einer erfolgreichen Bundstagswahl aus dem Landesparlament in die Hauptstadt. Der Bundesvize der Liberalen war zeitweise laut Umfragen der beliebteste Politiker in Schleswig-Holstein. Er favorisiert ein "Jamaika"-Bündnis mit CDU und Grünen, aber auch eine "Ampel" mit SPD und Grünen wäre ein Option. Dem Rechtsanwalt attestieren Freunde wie Gegner Schlagfertigkeit und Eloquenz. Auch deshalb ist Kubicki häufig zu Gast in Talkshows.
Sollte Lindner die Umfragen in NRW also bestätigen, hätten beide führenden Figuren der FDP bei ihren Landtagswahlen abgeliefert. Rund vier Jahre ist das Debakel bei der Bundestagswahl nun her. Die Liberalen scheiterten damals spektakulär an der Fünf-Prozent-Hürde und verpassten den Einzug in den Bundestag. Die aktuellen Umfragen und Landtagswahlen zeigen: Die FDP ist auf dem besten Weg, sich zu sanieren. Oder wie Lindner es im stern-Interview sagte: "Wir kommen aus der APO wettergegerbt zurück."