Schön schaut es aus, das Bid Book: viele Hochglanzbilder, viele Emotionen. Die offiziellen Bewerbungsunterlagen für die Olympischen Spiele 2018, insgesamt 396 Seiten, stehen seit Mittwoch online. Gleich zu Beginn kommt auch die Kanzlerin Angela Merkel zu Wort: "The German Government has done everything it can to support the German bid to host the 2018 XXIII Olympic and XII Paralympic Winter Games." Die Bundesregierung hat also alles in ihrer Möglichkeit stehende getan, um die Bewerbung zu unterstützen - ein Satz, der aus guten Gründen vorsichtig formuliert ist.
Auch wenn die Olympia-Planer bei der Verabschiedung des Bid Books am Montag um die Wette strahlten - Eiskönigin Kati Witt lieferte sich ein enges Rennen mit Rosi Mittermaier - halten sich die Probleme der Bewerbung hartnäckig. So hartnäckig, dass bei der Entscheidung im Juli eine Blamage droht, die schlimmer wäre als die hoffnungslosen deutschen Olympiabewerbungen der vergangenen Jahrzehnte. Denn eigentlich liegt München mit seinem Konzept mehr als gut im Rennen: Die meisten der Sportstätten sind bereits vorhanden und einen ökologisch-grünen Anstrich hat die Bewerbung auch. Zugegeben: Pyeongchang in Südkorea ist ein ernstzunehmender Gegner. Aber schlagbar. Annecy in Frankreich dagegen darf nur noch kandidieren, damit das Internationale Olympische Komitee (IOC) die Spannung wahrt.
Bizarrer Grundstücksstreit in Garmisch-Partenkirchen
Bid Book als Wunschkonzert
Wer hat denn nun Recht? Nach stern.de-Informationen hat lediglich Max B. erste Gespräche mit den Olympia-Bewerbern geführt und die sollen auch weitergehen. Ansonsten herrscht Stillstand im Grundstücksstreit von Garmisch-Partenkirchen. Die Fokussierung auf Max B. hat Gründe: Ohne sein 4000-Quadratmeter-Grundstück wäre die umgebaute Kandahar-Abfahrt nur halb so spektakulär. Sein Grund und Boden ermöglicht den sogenannten "Freien Fall" mit einem Gefälle von 90 Prozent kurz vor dem Ziel. Ohne dieses Areal müsste die Piste für Olympia 2018 komplett umgeplant werden.
Die Bewerbungsgesellschaft will Anfang März, wenn eine IOC-Evaluierungskommission nach Bayern kommt, um die Bewerbung zu prüfen, mit offenen Karten spielen. "Mögliche Umplanungen würden wir natürlich offen legen", sagt Pressesprecher Färber. Das sei ein relativ normaler Prozess. In diesem Fall hat die Bewerbungsgesellschaft Recht: Bei vielen erfolgreichen Olympia-Bewerbungen war das Bid Book lediglich eine Art Wunschkonzert, das nicht eins zu eins umgesetzt wurde. Sollte die Bewerbungsgesellschaft wirklich für alle Grundstücke Alternativen besitzen, dürfte dieser Punkt auch nicht bewerbungsentscheidend sein.
Bürgerbegehren und schlechte Stimmung
Die Bewerbung kippen könnte dagegen ein Bürgerbegehren in Garmisch-Partenkirchen, das Olympiagegner in den kommenden Tagen starten wollen. "Wir haben bereits mehrere Tausend Unterschriften", sagt der grüne Landtagsabgeordnete Ludwig Hartmann stern.de. Insider im Ort sagen, dass die Stimmung, wen wundert`s, gespalten sei. Juristisch würde ein erfolgreiches Bürgerbegehren die Bewerbung zwar nicht gefährden, faktisch aber zum Scheitern bringen.
Denn das IOC fordert Begeisterung: Die Menschen im Land sollen sich über Olympia freuen und tolle Bilder liefern, andernfalls geriete die internationale Gewinn-Maschinerie ins Stottern - kein Sponsor möchte griesgrämige Protestler hinter seinem Firmenlogo sehen. Und in Sachen Begeisterung muss München tatsächlich zulegen, wenn die Bewerbung Erfolg haben soll. Nach der jüngsten Umfrage wollen nur 60 Prozent der Menschen in Bayern die Spiele, 35 Prozent sind dagegen. Und dass, obwohl gerade die Wintersport-Heroen im Fernsehen gefeiert werden.
Im Bid Book wird auf Seite 59 von einer stabilen öffentlichen Unterstützung gesprochen, 70 bis 75 Prozent. Die Zahlen stimmen, sind allerdings schon gut zehn Monate alt. Es ist mehr als ein Versuch, den schönen Schein zu wahren.