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CDU-Politiker Philipp Amthor: Der schlagfertige Nachwuchsstar stolpert über Lobbyarbeit

Der CDU-Politiker Philipp Amthor
Der CDU-Politiker Philipp Amthor gibt nach der Sitzung des CDU-Landesvorstandes eine Erklärung ab und gibt seinen Rücktritt von der Kandidatur zur Wahl als CDU-Landesvorsitzender in Mecklenburg-Vorpommern bekannt
© Jens Büttner / DPA
Jung, konservativ, ehrgeizig: Philipp Amthor galt als Shootingstar der CDU, wollte sogar Vorsitzender seines Landesverbandes werden. Doch dann wurde dem 27-Jährigen Lobbyismus vorgeworfen – und Amthor geriet ins Straucheln.

"Neuer Mut" - das war der Slogan, mit dem Philipp Amthor 2017 als einer der jüngsten Abgeordneten in den Bundestag einzog. Noch heute wirbt der CDU-Politiker mit Stichworten wie Heimat, Fleiß und Herzblut für sich und seine Heimatregion in Vorpommern. Doch inzwischen sind auch Begriffe wie Korruption und Lobbyismus mit seinem Namen verbunden.

Gerade wollte er den nächsten großen Karriereschritt wagen, kandidierte für den CDU-Landesvorsitz in Mecklenburg-Vorpommern. Doch nun geriet der 27-Jährige ins Straucheln. Den Parteivorderen im Nordosten waren seine geschäftlichen Nebentätigkeiten offenbar nicht mehr zu vermitteln. Er wolle keine Belastung für die Partei sein, bekundete Amthor am Freitagabend nach einer Vorstandssitzung in Güstrow – und verzichtete auf die Kandidatur. 

Amthor holt sich ein Direktmandat

Schon zu Beginn seiner politischen Laufbahn sorgte der stets korrekt gekleidete und gescheitelte Amthor zumindest regional für Furore. Er bewarb sich bei der Aufstellung der Kandidaten für die CDU-Landesliste zur Bundestagswahl in einer Kampfkandidatur mit einer couragierten Rede um Platz vier. Den hatte der Landesvorstand erneut für Karin Strenz vorgesehen, die wenig später unter Korruptionsverdacht geriet.

Amthor unterlag auf dem Parteitag, holte aber in einer Region, in der die AfD großen Zuspruch genießt, das Direktmandat. An tausenden Türen habe er dafür im Wahlkampf geklingelt, berichtete er später.

Im Bundestag machte er mit seiner zweiten Rede dann auch bundesweit auf sich aufmerksam. Mit rhetorisch scharfer Klinge nahm er einen Antrag der AfD auseinander. Bald tourte der konservative Nachwuchspolitiker durch Talk- und Comedy-Shows. 

Philipp Amthor bringt die Leitkultur-Debatte zurück.

In der Jungen Union, seit er 16 ist  

Manch ein Showmaster wie Kurt Krömer wollte sich auf Amthors Kosten lustig machen, was von dem schlagfertigen jungen Mann oft geschickt gekontert wurde. Viele junge Leute in seiner Heimatregion fänden Amthor lustig und keineswegs lächerlich, sagte eine junge Geschäftsfrau der Nachrichtenagentur AFP.

Amthor wurde in Torgelow geboren, machte im benachbarten Ueckermünde Abitur und studierte bis zum ersten mit Prädikat bestandenen Staatsexamen an der Universität Greifswald Jura. In die Junge Union trat er ein, als er 16 Jahre alt war. Zu seinen politischen Schwerpunkten zählen Innere Sicherheit und Verfassungsrecht.

Als in Mecklenburg-Vorpommern der CDU-Partei- und Fraktionsvorsitzende Vincent Kockert Anfang dieses Jahres überraschend alle seine Ämter niederlegte, war Philipp Amthor der Erste, der seinen Hut für die Nachfolge in den Ring warf. Ob er 2021 auch als Spitzenkandidat der CDU in den Landtagswahlkampf gehen würde, ließ Amthor offen. 

Lobbyismus-Vorwürfe bringen Amthor ins Straucheln    

Seit kurz darauf der "Spiegel" über Amthors Lobbyarbeit für die in New York ansässige Firma Augustus Intelligence berichtete, ist seine Reputation allerdings angekratzt. Er gab sich zerknirscht, bezeichnete die Geschäftsbeziehung als "Fehler" und zog sich aus dem Untersuchungsausschuss des Bundestags zum Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz zurück. Dort steht auch Ex-Verfassungsschutzchef Hans-Georg Maaßen auf der Zeugenliste, der ebenfalls mit Augustus Intelligence in Verbindung gebracht wird.

Fünf von acht Kreisverbandsvorständen der CDU votierten trotzdem für den Bundestagsabgeordneten, selbst als die Vorwürfe schon bekannt waren. Doch die Stimmung im Landesvorstand war offenbar eine andere. Amthor zog daraus die Konsequenzen.

rw / Andreas Frost AFP

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