Stippvisite in Moskau Merkel-Methode statt Männerfreundschaft

Der Männerfreund Schröder ist weg - und nun muss Wladimir Putin mit Frau Bundeskanzlerin aus Berlin zurechtkommen. Am Montag hat das schon gut geklappt, obwohl die Deutsche auch knifflige Themen ansprach.

Angela Merkel in Moskau. Das hatte schon noch mal eine andere Qualität als der Blitzbesuch bei den Freunden in den USA. Dort, in Washington, hatte Merkel schon allein deshalb einen Bonus, weil sie Gerhard Schröder, den ungeliebten deutschen Kriegsgegner, aus dem Kanzleramt gedrängt hat. In Moskau, tief im Osten, waren die Vorzeichen andere. Männerfreunde, heißt es, seien Wladimir Putin und Schröder gewesen, der als Kanzler immer auffällig wenig an dem russischen Präsidenten zu mäkeln hatte, weder in Sachen Tschetschenien noch in anderweitigen menschenrechtlichen Angelegenheiten. Und jetzt, am Montag, ist also die Neue aus Berlin gekommen, auf die man im Kreml eher mit skeptischer Neugier als mit freudiger Spannung gewartet haben dürfte.

"Ein gutes, wichtiges, ehrliches Treffen"

Und die Kanzlerin, so scheint es, hat sich auch bei diesem Kurzbesuch wacker geschlagen. "Es war ein gutes, wichtiges, ehrliches Treffen", sagte sie im Anschluss an das rund dreistündige Gespräch mit Putin in Moskau. Der Dialog mit Russland werde weiter intensiviert, um die "strategische Partnerschaft" auch künftig zu verbreitern. Eine enge Abstimmung im Atomstreit mit dem Iran habe man ausgemacht - und über die wichtigen Fragen der Energiepolitik und des Handels gesprochen. Aber auch vor kniffligen Themen hat sich die Kanzlerin im Angesicht Putins offenbar nicht gedrückt. "Wir haben auch über Punkte gesprochen, bei denen wir vielleicht noch nicht immer sofort einer Meinung sind", sagte Merkel im besten Diplomaten-Sprech. "Zum Beispiel über die Einschätzung der Lage in Tschetschenien und der Lage im Nordkaukasus". Auch habe sie Putin darauf hingewiesen, dass es Befürchtungen gebe, ein neues Gesetz schränke die Arbeit von Nichtregierungs-Organisation ein, zu denen auch deutsche Stiftungen gehörten.

Männerfreundschaft? Nicht mit mir!

Mit diesen Äußerungen ist Merkel ihrer außenpolitischen Methode treu geblieben. Einerlei ob Chirac oder Blair, Putin oder Bush. Merkel begegnet Staatsmännern weltweit seit ihrem Amtsantritt immer etwas distanziert, dosiert kritisch, gleichwohl immer verbindlich. Bislang ist diese Methode angekommen, einerlei ob in London, Paris, Brüssel oder Washington. Auch gegenüber dem Mann im Kreml, der sich bislang immer der Schröder'schen Streicheleinheiten sicher sein konnte, ist Merkel so aufgetreten: Männerfreundschaft oder ein geschlechtsneutrales Äquivalent? Njet, nicht mit mir! Strategische Partnerschaft? Ja, sicher, lieber Präsident Putin, mehr davon. Menschenrechte? Da müssen Sie sich aber noch ein bisschen anstrengen, bitte.

Putin bedankt sich für offene Atmosphäre

Vorerst trifft die Merkel-Methode auch in Moskau nicht auf Widerstand. Im Gegenteil. Auch Putin bedankte sich artig für die Begegnung. Es habe eine "offene Atmosphäre" geherrscht, sagte er, er schätze das "konstruktive Vorgehen" der Kanzlerin. Auch Putin hob hervor, dass man sich besonders in Sachen Iran weitgehend einig sei - übrigens auch mit den USA. Die Kritik der Kanzlerin an der Tschetschenien-Politik überging er geflissentlich, wies aber daraufhin, dass das Gesetz zu den Nichtregierungs-Organisationen mit dem Europarat in Straßburg abgestimmt worden sei. Die Tätigkeit ausländischer Organisationen werde dadurch nicht beeinträchtigt.