TERROR Schily geht von Einzeltätern aus

Bundesinnenminister Otto Schily ein Einzeltäter. In der Wohnung sind 130 Kilo Chemikalien zum Bombenbau, fünf vorbereitete Rohrbomben sowie elektronische Bauteile gefunden wurden.

Der mutmaßliche Terrorist war bereits am Donnerstag zusammen mit seiner Freundin in Walldorf bei Heidelberg festgenommen worden. In der Wohnung der beiden seien 130 Kilo Chemikalien zum Bombenbau, fünf vorbereitete Rohrbomben sowie elektronische Bauteile sicher gestellt worden, sagte der baden-württembergische Innenminister Thomas Schäuble am Freitagabend auf einer Pressekonferenz. Außerdem habe man ein Bild Osama bin Ladens gefunden.

Bei dem Mann, dessen Namen die Ermittler mit Osman angaben, sei ein in Deutschland geborener Türke. Über sein Alter gab es widersprüchliche Aussagen. Während es Schäuble mit 25 Jahren angab, sagte eine Ministeriumssprecherin, er sei 24 Jahre alt. Der Mann sei Lagerarbeiter bei einer Chemiefirma in Karlsruhe, erklärte der Stuttgarter Innenminister. Er werde vernommen, wirke aber nicht kooperativ. Es sei ein strenggläubiger Muslim, »der Amerikaner und Juden hasst.«

Osman P. wohnte mit seiner Freundin in einem Mehrfamilienhaus in Walldorf. Nachbarn beschrieben ihn als unauffällig. Einige sagten, sie hätten von der Polizeiaktion gar nichts mitbekommen.

Bei der Frau handelt es sich den Angaben zufolge um eine 23-jährige Zivilangestellte der US-Streitkräfte, die in einem Supermarkt in einer Kaserne arbeitet. Die Frau habe die amerikanische und die deutsche Staatsbürgerschaft, hieß es von US-Behörden in Washington.

Schily geht von Einzeltätern aus

Der unter Terrorverdacht festgenommene Mann aus der Nähe von Heidelberg ist nach Informationen von Bundesinnenminister Otto Schily ein Einzeltäter. »Nach dem, was ich bisher weiß, handelt es sich um einen Einzeltäter ohne bisher erkennbaren Bezug in ein terroristisches Netzwerk«, sagte der SPD-Politiker am Samstag dem Radiosender Antenne Bayern. Auch aus Justizkreisen hieß es, die für Ermittlungen gegen terroristische Vereinigungen zuständige Bundesanwaltschaft in Karlsruhe habe sich bislang nicht eingeschaltet.

»Es handelt sich offenbar um eine gefährliche Person, die einen islamistischen Hintergrund hat. Wir sollten aber auch keine voreiligen Schlüsse daraus ziehen«, sagte Schily. Zuvor hatte der bayerische Innenministers Günther Beckstein erklärt, er gehe davon aus, dass der Festgenommene zu einer Terrorgruppe gehöre. Schily betonte, er sei sich mit dem CSU-Politiker grundsätzlich einig, dass derzeit höchste Wachsamkeit angebracht sei.

Der mutmaßliche Terrorist war bereits am Donnerstag zusammen mit seiner Freundin in Walldorf bei Heidelberg festgenommen worden. Das Nachrichtenmagazin »Der Spiegel« berichtete am Samstag, die Frau, die in einem amerikanischen Supermarkt arbeitete, habe gegenüber einer Bekannten Bewunderung für Osama bin Laden ausgedrückt. Sie habe ihr außerdem geraten, sich in den kommenden Tagen von dem Supermarkt fern zu halten, da dort etwas passieren werde. Die Bekannte habe daraufhin die US-Militärpolizei gewarnt, die ihre deutschen Kollegen informierte. Staatsanwaltschaft und Innenministerium wollten zu diesem Sachverhalt am Samstag auf Anfrage nicht Stellung nehmen. Aus Ermittlerkreisen hieß es jedoch, es bestünden Zweifel, dass sich das Paar selbst verraten habe.

Ein Tipp aus den USA führte zu den Festnahmen, wie Schäuble sagte. »Wir haben Vermutungen, dass mit den aufgefundenen Sprengsätzen Anschläge auf militärische Einrichtungen in Heidelberg und auf die dortige Innenstadt durchgeführt werden sollten«, erklärte Schäuble. Die Anschläge seien vermutlich für den 11. September geplant gewesen. Am gleichen Tag waren ein Jahr zuvor die Terroranschläge auf das World Trade Center in New York und das Pentagon in Washington verübt worden.