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Wahl der CDU-Parteispitze Merkels blasse Helfershelfer

Sie fuhr mit knapp 98 Prozent ein sozialistisches Ergebnis ein. Aber Merkels Stellvertreter? Nur von der Leyen hat das Format für Höheres. Und bekam prompt auf den Deckel.
Von Hans Peter Schütz, Hannover

Merkels Messe hatte einen klaren Höhepunkt: Ihre Wiederwahl als Parteivorsitzende. Knapp 98 Prozent fuhr sie ein, Rekord. Applaus, Blumen, Tusch. Die Wahl ihrer Stellvertreter auf dem CDU-Parteitag in Hannover hingegen trug den Charakter einer protokollarischen Pflichtübung. Das Parteistatut sah die Wahl vor, also musste sie geleistet werden. Und da Merkel keine Kampfabstimmungen wollte, wurde vorab die Zahl der Stellvertreter der Zahl der unterzubringenden Kandidaten angepasst. So einfach ist das.

Früher einmal, zu Helmut Kohls Zeiten, waren die stellvertretenden CDU-Vorsitzenden das Reservoir für künftige Parteigrößen. Vorbei, lange vorbei. Jene Nachwuchspolitiker, die sich einst im Andenpakt auf ihre Karriere vorbereitet hatten, hat Merkel in den zwölf Jahren ihres Parteivorsitzes ausnahmslos entsorgt - von Friedrich Merz über Peter Müller bis Roland Koch. Wie unangefochten sie ihre Partei führt, hat ihr quasi-sozialistisches Ergebnis eindrucksvoll bestätigt. Niemand in der CDU glaubt daran, dass auf absehbare Zeit ein neuer Vorsitzender - oder eine neue Vorsitzende - gewählt werden muss.

Kür der Farblosen

Angesichts dieser Alternativlosigkeit ist Peter Altmaier gut zu verstehen, der vor der Stellvertreterwahl gesagt hatte, das sei so interessant, wie wenn ein Sack Reis in China umfällt. Die Wahl diente nur dazu, die Trümmermänner der peinlichen Wahlniederlagen in Nordrhein-Westfallen und in Baden-Württemberg, Thomas Strobl und Armin Laschet, mit einem Partei-Ehrenkränzchen auszustatten.

Interessant bei der Kür der Farblosen war allenfalls, dass von den fünf Kandidaten drei unter einem Wahlergebnis von 70 Prozent Zustimmung blieben, was eine weitere Karriere in der Partei ausschließt. Sie sind dazu verdammt, der Parteivorsitzenden als Helfershelfer bei der Bundestagswahl zu dienen. Selbst Ursula von der Leyen schnitt schlecht ab, die sich gerne auf Augenhöhe mit Merkel sieht und zuweilen Ehrgeiz auf den CDU-Vorsitz erkennen lässt, vielleicht auch auf den Posten des ersten weiblichen Bundespräsidenten spekuliert. Sie bekam 69 Prozent - ein Denkzettel für ihre Eigensinnigkeit.

Zuarbeit erwünscht - Konkurrenz nicht

Bleibt als einzige personelle Nachwuchs-Hoffnung der CDU Julia Klöckner. Die junge Frau zieht es aber nicht Richtung Berlin oder Bundestag, sie konzentriert sich allein auf die Rückeroberung des Bundeslandes Rheinland-Pfalz. Das ist ganz im Sinne Merkels. Zuarbeit ist gewünscht, Konkurrenz nicht.

Somit bestätigte auch die Stellvertreterwahl die Ausnahmestellung Merkels. Sie hat und sie braucht eigentlich keine Ersatzspieler. Merkel scheint im Zenit ihrer Macht. In Hannover saßen gewiss einige Delegierten, die sich nicht eine Sekunde gewundert oder gar dagegen protestiert hätten, wenn sie über 100 Prozent Zustimmung gefunden hätte.

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