Um dem drohenden Gaslieferstopp aus Russland entgegenzuwirken, ruft die EU zum strengen Energiesparen auf. Mitgliedstaaten sollen in öffentlichen Gebäuden und Büros eine maximale Raumtemperatur von 19 Grad Celsius vorschreiben dürfen.
Wegen der drohenden Gaslieferstopps durch Russland schlägt die EU-Kommission umfangreiche Energiesparmaßnahmen in ganz Europa vor. Nach dem Entwurf des Gas-Notfallplans der Brüsseler Behörde, der der Nachrichtenagentur AFP vorliegt, sollen die Mitgliedstaaten im Winter eine reduzierte Heiztemperatur von 19 Grad in öffentlichen Gebäuden und in Geschäftsgebäuden anordnen können.
Auch Privathaushalte sollen Thermostat um ein Grad runterdrehen
Für die Zeit von Oktober bis März schlägt die EU-Kommission zudem umfangreiche Gaseinspar-Kampagnen vor. Damit sollen Privathaushalte aufgerufen werden, "das Thermostat um ein Grad herunterzudrehen". "Jeder kann jetzt Gas sparen", heißt es in dem Entwurf. "Je höher die Reduzierung durch freiwillige Maßnahmen ist, desto geringer ist die Notwendigkeit obligatorischer Einschränkungen für die Industrie."
Zudem stellt der Plan den Vorrang eigentlich geschützter Privatverbraucher in Frage: "In Notfällen können die Mitgliedstaaten beschließen, der Gasversorgung bestimmter kritischer Gaskraftwerke Vorrang vor der Gasversorgung bestimmter Kategorien geschützter Kunden einzuräumen, sofern die Sicherheit der Elektrizitätsversorgung gefährdet sein könnte", heißt es in dem Entwurf.
Gas sparen, Kohlekraftwerke hochfahren, neue Partner suchen: So reagieren Europäer auf die gedrosselten Gaslieferungen aus Russland
Deutschland
Wasserdampf steigt aus den Kühltürmen des Braunkohlekraftwerks Jänschwalde der Lausitz Energie Bergbau AG (LEAG). Kaftwerke erleben wegen des Krieges in der Ukraine eine Konjunktur – auch wenn sie in der Kritik stehen. Laut Bundesnetzagentur ist die Versorgungslage in Deutschland aktuell "angespannt". Zwar seien die Gasspeicher zu 56,7 Prozent gefüllt und die Versorungslage damit stabil, aber sollten die Gaslieferungen weiter gekürzt werden oder ganz ausbleiben, rechnen Experten der Verbraucherzentrale mit steigenden Preisen um das Drei- bis Vierfache. Zuletzt hatte Gazprom die Gasflüsse durch die Pipeline Nord Stream 1 um 40 Prozent gedrosselt. Die Bundesregierung sieht sich deshalb genötigt, stillgelegte Kohle- und Atomkraftwerke wieder zum Laufen zu bringen, um den Strombedarf weiter zu decken. Am geplanten Kohleausstieg bis 2030 hält die Bundesregierung aber fest und bestellt deshalb Flüssiggas aus dem Ausland. Die dafür notwendigen LNG-Terminals müssen aber erst noch ausgebaut werden. Gleichzeitig rufen führende Politiker die Bevölkerung schon jetzt zum Energiesparen auf.
"Jetzt zu handeln kann die Auswirkungen einer plötzlichen Versorgungsunterbrechung um ein Drittel reduzieren", betont die Kommission. Sie will den Notfallplan voraussichtlich am Mittwoch der kommenden Woche veröffentlichen. Bis dahin könnte Brüssel noch Änderungen vornehmen.