Westliche Waffen gegen Russland Warum Putin ankündigt, die Feinde des Westens aufzurüsten

Die Huthi haben mehrere US-Drohnen abgeschossen. Was, wenn Putin solchen Gruppen moderne Waffen liefert?
Die Huthi haben mehrere US-Drohnen abgeschossen. Was, wenn Putin solchen Gruppen moderne Waffen liefert?
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Putin nannte einen Krieg mit der Nato absurd, drohte aber, den Gegnern des Westens all die Waffen zu geben, die Kiew erhält. Die Huthis zeigen, wie man den Westen ohne eigenes Risiko treffen kann.

Waffen aus dem Westen direkt im russischen Kernland – das war lange ein Tabu. Seit einigen Tagen ist es gefallen, als Präsident Biden den Einsatz freigab. Die Einzelheiten sind nicht bekannt. Kiew wird keinen Blankoscheck aus Washington erhalten haben. Tiefe Schläge sind weiterhin verboten. Es ist anzunehmen, dass die Freigabe nur die Grenzregion zwischen Charkiw und Belgorod betrifft.

Nun zerstören Waffen aus dem Westen unter anderem Luftabwehrsysteme auf russischem Boden. Russland hat für diesen Fall Gegenmaßnahmen angekündigt – aber offengelassen, welche es sein könnten.

Putin nennt Krieg mit der Nato absurd

Polterer Medwedew und Propagandasendungen im russischen Staats-TV überboten sich mit Drohungen. Verbal wird in diesem Kreis Großbritannien jeden Monat nuklear verwüstet. Die Sprüche nahm daher niemand ernst. Wegen ein paar Einschlägen im Grenzgebiet wird Russland kein Nato-Land angreifen oder gar einen nuklearen Krieg gegen das Bündnis beginnen. Diese Vermutungen hat Putin am Mittwoch beim jährlichen Internationalen Wirtschaftsforum in St. Petersburg gegenüber ausländischen Journalisten zurückgewiesen. "Sie denken, dass Russland die Nato angreifen wollte. Seid ihr komplett verrückt geworden? Wer hat sich das ausgedacht? Das ist doch völliger Blödsinn."

Die von Putin angedeutete Reaktion ist sehr viel subtiler und weit gefährlicher. Er sagte: "Was geschieht, wenn jemand denkt, es sei möglich, Waffen in die Kriegszone zu liefern, um unser Land zu treffen, um uns Ärger zu bereiten? Warum sollten wir dann nicht das Recht haben, unsere Waffen der gleichen Art in die Regionen der Welt zu schicken, wo sie Ziele treffen können, die für die Länder bedeutend sind, die das gleiche für Russland machen?"

Das Ganze ist von Putin als Option und nicht als Ankündigung formuliert. Tatsächlich wurde diese Möglichkeit in der Diskussion im Westen stets unterschätzt. Es wird suggeriert, dass Russland nur wenige und unrealistische Optionen hat, den Krieg weiter zu eskalieren – eben mit dem Einsatz von taktischen Atomwaffen oder einem direkten Konflikt mit der Nato. Die naheliegende Idee, "Feinde" des Westens so zu unterstützen, wie es der Westen mit der Ukraine macht, wurde unterschlagen.

Russland nicht isoliert

Dabei hat der Krieg in der Ukraine schon lange internationale Auswirkungen. Dem Westen ist es nicht gelungen, sein Ziel zu erreichen, Russland international zu isolieren. Vor allem der Globale Süden zieht es vor, weiter Beziehungen zu Moskau zu unterhalten, neutral zu bleiben und an diesem Krieg nach Möglichkeit zu verdienen. Tatsächlich konnte Russland seinen Einfluss sogar vergrößern.

In wenigen Jahren ist die Position des Westens im nördlichen Afrika weitgehend geschwächt, wenn nicht ganz zusammengebrochen. Dabei hat die Wagner-Gruppe tatkräftig mitgeholfen. Der russische Einfluss wächst auch in Subsahara-Afrika: Dort werden im großen Stil und mit großen Versprechungen Kämpfer für den Krieg in der Ukraine rekrutiert. Inzwischen kursieren Videos von russischen Sturmgruppen, bei denen sechs von 20 Mann aus Subsahara-Afrika stammen. Dazu werden Arbeiterinnen für die Montage von Drohnen in der Rüstungsindustrie angeworben. Hier bieten die Russen eine Werkstudenten-Kombination an, Arbeit in der Fabrik und Ausbildung an der Universität.

Westen ist verwundbar

Die Huthi im Jemen zeigen, welche Auswirkungen bereits bescheidene Waffenhilfe haben können. Die Barfuß-Rebellen erhalten Drohnen und Raketen aus dem Iran. Damit haben sie die für den Westen so wichtige Schifffahrtsroute durch das Rote Meer größtenteils lahmgelegt. Russische und chinesische Schiffe werden von ihnen nicht bedroht. Der Westen dagegen muss dauerhaft Kriegsschiffe entsenden, damit die Situation nicht vollends außer Kontrolle gerät. Eine Möglichkeit, die Huthi zu besiegen, gibt es nicht, solange keine Invasion geplant ist. Obendrein sind die Rebellen inzwischen in der Lage, amerikanische Militärdrohnen abzuschießen. 

Was wird, wenn Putin das Huthi-Arsenal mit wirksamen Anti-Schiffraketen, die Kriegsschiffe bedrohen, und Luftabwehrraketen verstärkt? Auf ähnliche Weise könnten auch andere "Feinde" des Westens aufgerüstet werden. Für die westlichen Staaten wären das keine guten Aussichten. Russland ist im Grunde eine Regionalmacht und kann sich nur in Bezug auf strategische Atomwaffen Weltmacht nennen. Die USA und allgemein der Westen haben überall in der Welt vitale Interessen – aber nicht die Möglichkeit, die Interessen mit Gewalt durchzusetzen. Der Westen ist auf die Sicherheit der Seewege angewiesen. Die USA haben sich angewöhnt, dazu ihre Drohnen auch ohne Rücksicht auf Hoheitsgebiete und Völkerrecht einzusetzen. Handelswege und derartige Militäreinsätze kann Putin mit geringem Einsatz sehr viel gefährlicher und kostspieliger machen und gleichzeitig den eigenen Einfluss vergrößern.