Fast hätte es das 300 Meter lange Kreuzfahrtschiff noch in den Hamburger Hafen geschafft. Der Kapitän der "Aida Prima" hatte extra den Aufenthalt im letzten Hafen, in Le Havre in Frankreich, verkürzt, um noch rechtzeitig vor dem aufziehenden Sturmtief "Ylenia" nach Hamburg zurückzukehren und am Terminal in Steinwerder anzulegen.
Doch die Witterungsbedingungen verschlechterten sich am Mittwochabend so sehr, dass die Hamburg Port Authority (HPA) das geplante Zeitfenster zwischen 18 und 19 Uhr absagte. Die Einfahrt auf der Elbe wurde für große Schiffe vorrübergehend geschlossen. Diese Routinemaßnahme, die bei entsprechenden Wetterlagen ergriffen wird, gilt auch für Containerschiffe. Denn die hohen Aufbauten bieten dem Wind eine zu große Angriffsfläche, die das Manövrieren in der engen Fahrrinne auf der Elbe und das Anlegemanöver am Kai erschweren.
Deshalb ist es für Schiffe und das Wohl der Menschen an Bord sicherer, das Unwetter in der Deutschen Bucht abzuwarten. Seeleute sprechen vom "Abwettern". Doch für die Passagiere an Bord dürfte die Verlängerung ihrer Kreuzfahrt kaum ein Vergnügen sein.
Passagier an Bord: "Echt übel hier"
"Ich kann nicht schlafen. Der Wind macht zu viel Kraft", twitterte User Basti in der Nacht von der "Aida Prima". Der Leidensgenosse Thorben ergänzte: "Ich kreise auf der Aida Prima vor Helgoland mit 9 Meter hohen Wellen und kann auch nicht schlafen, echt übel hier."
Die "Aida Prima" befindet sich im Moment auf einer Nordsee-Städte-Reise. Auf dem Törn ab Hamburg wurde nicht nur der Aufenthalt in Le Havre verkürzt, sondern aus Zeitgründen entfiel auch der Stopp im englischen Hafen Southampton, um zum Bettenwechsel früher in Hamburg zu sein. Am späten Donnerstagvormittag gab die App "Marine Traffic" die Position des Schiffes weiterhin in der Nähe der Insel Helgoland an.
"Die Sicherheit von Gästen und Crew hat bei Aida Cruises jederzeit oberste Priorität, weshalb wir die Reiseroute den aktuellen Wetterbedingungen angepasst haben", teilte die Reederei auf Anfrage des stern mit. "Den Gästen geht es gut und sie werden laufend an Bord durch den Kapitän informiert."
Die "Aida Prima" ist wie jedes moderne Kreuzfahrtschiff mit Stabilisatoren ausgestattet, die unter der Wasseroberfläche ausgefahren werden und ein Rollen des Schiffes bei rauer See um bis zu 50 Prozent abmildert.
Nach Wettervorhersagen soll sich der Sturm in der Nacht zu Freitag legen. Dann könnte frühestens die "Aida Prima" den Warteplatz in der Nordsee verlassen und in die Elbe einlaufen. "Wir rechnen derzeit damit, dass das Schiff voraussichtlich morgen früh für den geplanten Wechseltag in den Hafen von Hamburg einlaufen wird", sagte eine Pressesprecherin am Donnerstag dem stern. "Letztlich hängt dies natürlich von der Entscheidung der Hamburger Hafenbehörden ab."
"Aida Cosma" verlegt: Kiel statt Bremerhaven
Als Vorsichtsmaßnahme hat Aida Cruises auch den Liegeplatz des jüngsten Neubaus verlegt: Die "Aida Cosma", die am 9. April im Hamburger Hafen getauft wird, sollte bis nächste Woche in Bremerhaven sein.
Doch die dem Westwind sehr ausgesetzte Columbuskaje machte es erforderlich, dass das mit Flüssigerdgas angetriebene Schiff die Pier verlässt und sich jetzt auf dem Weg nach Kiel befindet, wo es am Freitag eintreffen wird. Ab dem 26. Februar soll es die Metropolenroute der "Aida Prima" ab Hamburg übernehmen.
Einen ähnlichen Kurs wie das Schiff von Aida Cruises absolviert zur Zeit auch die "MSC Magnifica". Die Reederei hatte jedoch die Entscheidung gefällt, aufgrund des Sturmtiefs "Ylenia" den Hafen von Le Havre gar nicht erst zu verlassen.
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