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Bundesliga im stern-Check Bewegende Kniefälle, Selbstzerstörung im Pott und ein klarer Gewinner

Schalke-Trainer David Wagner, Roman Bürki, Julian Brandt
Schalke-Trainer David Wagner (l.), Roman Bürki und Julian Brandt vom BVB und Hertha Spieler Javairo Dilrosun, Bayern-Profi Leon Goretzka
© Michael Sohn/Lars Baron/Matthias Hangst / DPA
Borussia Dortmund und Hertha BSC haben mit ihrem Kniefall vor dem Spiel noch einmal ein deutliches Zeichen gegen Rassismus gesetzt. Die Bayern dominieren wie einst unter Guardiola und Schalke stolpert Richtung Abgrund.

So lief der Spieltag

Alle Ergebnisse des 30. Spieltages, die Tabelle und Statistiken zum Nachlesen finden Sie hier im stern-Ticker.

Der Aufreger des Tages

Der Aufreger ist diesmal ein positiver. Seit dem gewaltsamen Tod des Afroamerikaners George Floyd in den USA protestieren auch in Deutschland Menschen gegen Rassismus. Auch zahlreiche Spieler und Klubs in der Bundesliga zeigen sich im Kampf gegen Rassismus solidarisch. Die Profis von Borussia Dortmund und Hertha BSC setzten vielleicht das stärkste Zeichen vor ihrem Duell. Beide Mannschaften inklusive der Bank knieten vor dem Anpfiff nieder, so wie es einst der US-Footballer Colin Kaepernick in der NFL tat. Werder Bremen und der VfL Wolfsburg taten es ihnen am Sonntag gleich. Auf der Bank des FC Bayern trugen sie beim Spiel in Leverkusen T-Shirts mit der Aufschrift "Rot gegen Rassismus #blacklivesmatter". Deutliche Worte zu dem Thema fand Jerome Boateng: Er finde es "gut und wichtig, dass weltweit auf die Straße gegangen wird und sich viele Leute äußern und solidarisch zeigen", sagte der Innenverteidiger der Bayern: "Setzt euch ein, wenn ihr im Alltag rassistische Äußerungen bemerkt, besprecht das Thema mit euren Kindern."

Der Gewinner des Spieltages

Sie sind die Übermannschaft schlechthin: die Bayern. Mittlerweile ist es wieder wie unter Pep Guardiola. Sie dominieren die Liga nach Belieben. Mit Hansi Flick als Trainer haben sie noch keines der bislang 26 Spiele verloren. Guardiola schaffte einmal 28 Spiele ohne Niederlage. Das aktuelle "Opfer" war Bayer Leverkusen, die sich in den letzten Wochen meist bärenstark präsentiert hatten. Insgeheim hatten alle Nicht-Bayern-Fans gehofft, Bayer könnte den Roten ein Bein stellen auf dem Weg zum 30. Meistertitel und es so ein ganz klein bisschen spannender machen auf den letzten Metern. Leider wurde daraus nichts, auch wenn Leverkusen tatsächlich mit 1:0 in Führung ging. Doch dann kam Leon Goretzka, der bei Muskelmasse sowie Spielklasse deutlich zugelegt hat. Goretzka eroberte höchstpersönlich den Ball im Mittelfeld und spielte einen tollen Pass auf den startenden Coman, der zum Ausgleich traf. Immerhin hatte die Führung der Leverkusener 18. Minuten gehalten. Den Führungstreffer besorgte Goretzka chefmäßig gleich selbst und damit war der Drops gelutscht, wie man so sagt. Gnabry und Lewandowski legten noch einen drauf und verbesserten die Bilanz. Der zweite Treffer für Leverkusen war nur noch Makulatur, aber eine ganz besondere. Siehe unten.

Der Verlierer des Spieltags

 Was "erlaube" Schalke, um es mit den Worten des guten, alten Giovanni Trappatoni zu sagen. Oder: Schalke zerstört sich selbst. Zugegeben, wir hatten die Knappen schon am vergangenen Spieltag unter dieser Rubrik verortet, leider kommen wir nicht drumherum, es wieder zu tun. Schalke hat eine desaströse Woche hinter sich. Finanzvorstand Peter Peters gab bekannt, dass er nach 27 Jahren im Dienste der Königsblauen seinen Job aufgibt. Zudem handelte sich der Verein massiven Ärger mit seinen Fans ein. In einem Schreiben an die Anhänger hatte der Klub erklärt, dass er vor 2022 keine Rückerstattung für die bezahlten Tickets leisten wolle, es sei denn, diese seien "finanzielle Härtefälle". Und das sollten die Ticketkäufer mit einem "Härtefallantrag" begründen. Hui. Kommunikation mit den treuesten Anhängern geht anders, auch wenn rechtlich nichts daran zu beanstanden ist. Der negative Höhepunkt folgte am Sonntag: Mit dem 1:1-Unentschieden gegen Union Berlin ist Schalke seit zwölf Partien sieglos. Damit haben sie ihren Negativ-Rekord aus der Saison 1993/94 eingestellt. Das einzig Gute: Schalke kann definitiv nicht mehr absteigen.

Weston McKennie

Dieses Tor sollten Sie (nochmal) sehen

Florian Wirtz ist eines der größten deutschen Nachwuchstalente. Der Junge ist gerade mal 17 Jahre alt (Jahrgang 2003) und steht regelmäßig in der Startelf von Bayer Leverkusen. Auch wenn sein Tor gegen die Bayern für den Ausgang des Spiels keine Bedeutung hatte, ist es ein Rekordtreffer, und dazu ein besonders schöner. Der Jungspund tanzte Lucas Hernandez aus und schlenzte den Ball über Manuel Neuer hinweg ins Netz. Damit löste er mit 17 Jahren und 34 Tagen Nuri Sahin als jüngsten Torschützen der Bundesliga ab.

Das Bild des Tages

Markus Gisdol, Trainer des 1. FC Köln
Markus Gisdol, Trainer des 1. FC Köln



© Michael Dalder / DPA

Solche Bilder kennen die Fußball-Gucker. Sie stellen die "neue Normalität" dar. Markus Gisdol, Trainer des 1. FC Köln, gibt vor dem Spiel gegen Augsburg (1:1) ein Interview - auf Distanz. Es sieht immer ein wenig merkwürdig aus, wenn die Reporter das Mikrofon an einer langen Stange halten. Man kann nur hoffen, dass wir solche Bilder bald nicht mehr sehen müssen und zumindest ab der nächsten Saison wieder ein Stück alte Normalität zurückkehrt. Vielleicht sogar mit Zuschauern. Bundesinnenminister Host Seehofer spielte unter Woche mit dem Gedanken, dass dann möglicherweise Fans in begrenzter Zahl im Stadion zugelassen werden. Schön wär's.

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