Brasiliens Legionäre "Caipiroschka" an der Wolga

Brasiliens Kicker sind im "Caipiroschka"-Rausch: Im Osten rollt der Rubel und wenn die Kasse stimmt, schnüren die Latino-Stars ihre Schuhe auch bei minus 20 Grad.

Ein Sponsoren-Boom machte die russische Premierliga zu einer der attraktivsten in Europa. Allein bei Meister ZSKA Moskau stehen vier Brasilianer - davon drei Nationalspieler - unter Vertrag. Am Dienstag (18.30 Uhr/Premiere live) ist das russische Team im heimischen Stadion der zweite Gegner des HSV in der Gruppe G der Champions League.

Auch in Russland verdienen Topstars längst ein Millionengehalt. Das ist auch bei Spartak Moskau, dem Gruppenrivalen von Bayern München, nicht anders. In der globalisierten Welt haben nicht nur die Nationalgetränke der beiden gegensätzlichen Riesenländer als "Caipiroschka" zueinander gefunden. Für einige hunderttausend Euro extra pro Jahr sind die brasilianischen Stars bereit, auch im Extremfrost von minus 20 Grad die Fußballschuhe zu schnüren.

Ölkonzerne und Gasgiganten sponsern Geld

Im Westen verbindet man Fußball und russisches Geld vor allem mit Roman Abramowitsch. Russlands reichster Oligarch hat mit einigen hundert Millionen Euro Chelsea London zur Topadresse in Europa gemacht. So viel Geld steckt zwar noch nicht in den stärksten russischen Vereinen, die allesamt aus der Hauptstadt Moskau kommen. Aber Clubs wie ZSKA, Spartak und Lokomotive dürfen sich mit einem Jahresbudget von bis zu 30 Millionen Euro durchaus Hoffnung machen, im Konzert der Großen in Europa mithalten zu können.

Anfangs waren es die großen Ölkonzerne wie Lukoil und Sibneft, die den russischen Vereinsfußball wieder auf die Beine brachten. Spartak Moskau wirbt noch immer für Lukoil. ZSKA ist beim Sponsoring zur größten Sparkasse des Landes, Vneshtog-Bank, gewechselt. Beim Rivalen aus dem Norden, Zenit St. Petersburg, zieht der Gasgigant Gasprom die Fäden. Und bei Lokomotive Moskau stellt die russische Eisenbahn die Weichen für eine bessere Zukunft.

Spartak Moskau investiert in Nachwuchsstars

Wer als brasilianischer Fußballer in Russland anheuert, muss keineswegs mehr automatisch Abschied von seinen Träumen auf einen Platz in der "Selecao" nehmen. Brasiliens neuer Nationaltrainer Carlos Dunga, ehemals VfB Stuttgart, baute beim 3:0-Erfolg seiner Elf im Freundschaftsspiel gegen Argentinien auf die "Moskauer" Carvalho, Vagner Love und Dudu. Mann des Tages war ein Spieler in Diensten des ukrainischen Clubs Schachtjor Donezk. Mittelfeldstar Elano erzielte gegen Argentinien Anfang September zwei Treffer.

Auch Bayern Münchens Gegner Spartak Moskau, der von Öl-Milliardär Leonid Fedun gesponsert wird, hat auf den internationalen Transfermärkten im großen Stil zugeschlagen. Vor zwei Jahren wechselte der Argentinier Fernando Cavenaghi für knapp zehn Millionen Euro zum russischen Rekordmeister. Die gleiche Summe wurde zusammengerechnet noch einmal in zwei brasilianische Nachwuchsstars investiert - Mozart und Geder.

Ausländer sind auf dem Platz in der Mehrzahl

Vor allem dem Brasilianer Carvalho verdankte ZSKA Moskau im Vorjahr den Gewinn des UEFA-Cups. Auch zahlreiche Nationalspieler aus Tschechien, Serbien und Kroatien haben sich nicht zuletzt wegen der attraktiven Steuergesetzgebung zu einem Wechsel nach Russland durchgerungen. Bei Spartak Moskau spielt seit dem Frühjahr der österreichische Nationalspieler Martin Stranzl, einst VfB Stuttgart und 1860 München.

Von eingeschworenen Kollektiven wie zu Sowjetzeiten ist in der russischen Meisterschaft nichts mehr zu sehen. Die Ausländer sind auf dem Platz längst in der Mehrzahl. Dunkelhäutige Spieler müssen allerdings rassistische Ausfälle über sich ergehen lassen. Die entscheidenden Impulse erwartet auch die russische Nationalmannschaft von einem Ausländer. Im Frühjahr wurde der Niederländer Guus Hiddink verpflichtet. Er soll die "Sbornaja" wie zuvor Südkorea und Australien zur nächsten Weltmeisterschaft, 2010 in Südafrika, bringen.

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Stefan Voß, DPA

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