Die Fußball-Bundesliga ist im Stress, die Champions-League-Verlierer sind in der Pflicht. Seelenmassage tut Not, speziell bei Werder Bremen und Meister VfB Stuttgart. Es gab bittere Niederlagen - für die Hanseaten bei Real Madrid, für die Schwaben in Glasgow. Jetzt kommt es zum direkten Duell und vor der englischen Woche zu einer ersten Gewissheit: Nur der Sieger vermeidet eine Krise, die auch Schalke 04 droht. Nach dem 0:1 gegen Valencia ist Bielefeld als "Mannschaft der Stunde" ein schwerer Prüfstein.
"Wir sind Favorit, auch wenn die Arminia in der Tabelle vor uns steht", sagte Schalke-Manager Andreas Müller vor der Aufgabe gegen den Überraschungs-Zweiten. "Warum sollten wir nicht in der Lage sein, auch auf Schalke etwas zu holen", stellte Bielefelds Trainer Ernst Middendorp eine eher rhetorische Frage. Denn seit dem 17. April 1971 gab es für die Ostwestfalen in Gelsenkirchen keinen Sieg mehr. Das damals erkaufte 1:0 war der Auslöser des Bundesliga-Skandals.
Zu wenige Punkte auf dem Konto
Schalke, Stuttgart und Bremen ist eines gemein: Das Trio hat zu wenig Bundesliga-Punkte. "Die vielen Unentschieden bringen uns nicht weiter", klagte Andreas Müller. Stuttgarts Teammanager Horst Heldt erwartet in Bremen viel Spannung: "Es treffen zwei Mannschaften aufeinander, die eine Durststrecke durchmachen. Beide wollen den Anschluss nach oben schaffen." Vor einem Jahr legte der VfB, der Thomas Hitzlsperger und Matthieu Delpierre ersetzen muss, mit dem 3:2 im Weserstadion einen Teil der Basis für den späteren Titelgewinn. Werder-Trainer Thomas Schaaf muss auf neun Verletzte oder Gesperrte verzichten. Klagen - keine. Schaaf bleibt sachlich: "Wir müssen nicht nur gut und schön spielen, sondern erfolgsorientiert."
Gar nichts bis extrem wenig gab es bisher für Hansa Rostock und Energie Cottbus zu holen. Die Hansa-Profis kündigten im Duell der Erstliga-Rückkehrer mit Duisburg Brachiales an. "Rennen, kämpfen, grätschen, spucken, kneifen und kratzen" will René Rydlewicz, Ersatz- Kapitän Enrico Kern empfiehlt den "Zebras", sich mit einem "Ganzkörperschutz" zu wappnen. Auch Cottbus-Trainer Petrik Sander muss sich vorsehen: Bei einer Pleite gegen den bislang ebenfalls gebeutelten VfL Wolfsburg droht ihm die Zwangsdemission. Das sei eben Gepflogenheit in diesem Job - Sander nimmt seine Situation gelassen.
Kahn kehrt nach Karlsruhe zurück
Die tabellarischen Top-Begegnungen führen Hertha BSC und Borussia Dortmund sowie Aufsteiger Karlsruher SC und die Bayern zusammen. Für Münchens Keeper Oliver Kahn wird die Rückkehr in den Wildpark auf seiner Abschiedstournee zum besonderen Erlebnis: "Hier hat meine Karriere begonnen, hier bin ich groß geworden. An Karlsruhe hängen unendlich viele und schöne Erinnerungen." Bei der Hertha sieht Trainer Lucien Favre trotz des guten Saisonstarts "keinen Grund zur Euphorie". Sein BVB-Widerpart Thomas Doll offenbart größtes Selbstbewusstsein: "Wir fahren nach Berlin, um zu gewinnen."
Erfolgreicher als die "Königsklassen"-Starter gestalteten München, Leverkusen, Hamburg und Nürnberg ihre ersten internationalen Aufgaben, wenngleich dem "Club" nach dem 0:0 gegen Bukarest das frühe Aus droht. Vor dem Auftritt beim HSV sieht Trainer Hans Meyer sein Team "auf einem guten Weg". HSV-Coach Huub Stevens muss auf die Sperren für Thimothee Atouba und Guy Demel mit einer neu formierten Abwehr reagieren. Bayer-Ideengeber Bernd Schneider zog sich im Uefa- Pokal gegen Leiria (3:1) eine leichte Knieblessur zu. "Wir werden den einen oder anderen Spieler neu in die Mannschaft holen, um frische Kräfte zu bringen", kündigte Cheftrainer Michael Skibbe vor dem Auftritt bei Hannover 96 ohnehin eine Rotation an.