Bundestrainer Löw Podolski mit Stammplatz-Garantie

Nach der berauschenden WM absolvieren die DFB-Kicker am kommenden Mittwoch ihr erstes Länderspiel gegen Schweden. Klose und Podolski sind im Sturm gesetzt. Nur in der Abwehr plagen den Bundestrainer Joachim Löw Verletzungssorgen.

Mit einer Stammplatz-Garantie für Bayern-Reservist Lukas Podolski und reichlich Abwehr-Sorgen geht Joachim Löw in sein erstes Länderspiel als Bundestrainer. Schon beim Treffen der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Sonntag in Berlin sagte Löw den WM-Helden Podolski, von Münchens Trainer Felix Magath zum Bundesliga-Auftakt auf die Ersatzbank verbannt, und Miroslav Klose einen Einsatz von Beginn an zu. "Beide beginnen. Das haben sie sich bei der der WM erarbeitet", kündigte Löw für das erste Länderspiel der Saison am kommenden Mittwoch gegen Schweden (20.30 Uhr/ARD) an.

In der Innenverteidigung droht dagegen nach Per Mertesacker und Robert Huth der dritte Ausfall: Dortmunds Christoph Metzelder meldete einen Bluterguss im Knie - Einsatz in Gelsenkirchen stark gefährdet. BVB-Kollege Sebastian Kehl musste wegen einer schweren Knie-Blessur seinen Mitwirken ohnehin schon absagen. "Ich hoffe, dass er auflaufen kann", sagte Löw zu Metzelder, bei dem eine Kernspin-Untersuchung zum Glück keinen größeren Schaden ergab. "Er hat Flüssigkeit im Knie. Falls es nicht geht, muss ich neu überlegen", schloss der 46-jährige Nachfolger von Jürgen Klinsmann eine Nachnominierung nicht aus. Beste Aussichten auf ein Debüt hat Manuel Friedrich, neben Jens Nowotny der einzige gesunde Innenverteidiger. Der Mainzer ist der einzige Akteur, der nicht im WM-Aufgebot gestanden hatte.

EM-Titel holen

Löw machte beim ersten Treff nach der stimmungsvollen und erfolgreichen WM sofort deutlich, was er von seinem Personal in den kommenden Wochen und Monaten erwartet. Zwar verzichtet der neue Chefcoach, der die neuen Aufgaben mit dem alten Stab einschließlich der US-amerikanischen Fitness-Experten um Mark Verstegen angehen wird, vor seinem Bundestrainer-Debüt auf motivierende Computer- Präsentationen oder Filmvorführungen, wie sie Klinsmann eingesetzt hatte. Aber Löw sagte klar: "Die Qualifikation für die EM 2008 ist eine Selbstverständlichkeit. Wir wollen jetzt das ernten, was uns bei der WM versagt blieb, einen Titel nach Deutschland holen."

Wie er dieses Ziel erreichen will, machte Löw am Sonntag vor Journalisten in einer fast viertelstündigen Grundsatzrede deutlich. Innovation, Neugier, Offenheit, Stolz, Spaß bei der Fortsetzung der von Klinsmann geprägten offensiven Spielphilosophie waren die Schlagworte seiner Ausführungen. Als mögliche neue Auswahl-Kandidaten nannte er neben Stefan Kießling, Eugen Polanski und Piotr Trochowski überraschend auch den Mainzer Mimoun Azaouagh. Auch Kevin Kuranyi und Fabian Ernst seien nicht abgeschrieben. "Die Erwartungen sind sicher immens", weiß der Schwarzwälder, der ab sofort aus dem Schatten von Klinsmann treten muss und will. Nur ein einziges Mal nach Klinsmanns Rückflug in die USA habe er noch mit seinem ehemaligen Chef in den USA ausführlich telefoniert. "Aber dabei ging es eigentlich nur um private Dinge", berichtete Löw.

Silberner Lorbeer vom Bundespräsidenten

Klinsmann und auch der aus der Nationalelf zurückgetretene Oliver Kahn werden am (morgigen) Montag im Schloss Bellevue fehlen, wenn Bundespräsident Horst Köhler an die WM-Helden das "Silbernen Lorbeerblatt", die höchste Sportauszeichnung des Landes, verleiht. "So sehr ich mich über die Auszeichnung freue und dies als große Ehre betrachte, in Zukunft sollen bei Nationalmannschafts-Ereignissen die jüngeren Spieler im Blickpunkt stehen", begründete der 37-jährige Kahn seine Absage. Auch Klinsmann wollte den aktuellen Protagonisten und vor allem seinem Nachfolger die Bühne überlassen. "Dass Jürgen nicht mehr weitermachen will, haben wir alle sehr bedauert, weil er sehr viel für den deutschen Fußball getan hat. Wir werden mit neuer Motivation und Elan an die Aufgaben gehen", versprach Löw.

Vor der Neuauflage des WM-Achtelfinals gegen Schweden, das Podolski vor sieben Wochen mit zwei Toren entschieden hatte, bat Löw jedoch erst einmal um Gelassenheit, Nüchternheit und Realitätssinn: "Das große Fußball-Sommerfest ist vorbei, der Alltag kehrt allmählich wieder ein. Euphorie und Feierstimmung sind nicht von Dauer." Gegen die "Tre Kronors" werden die Nationalspieler um den Neu-Londoner Michael Ballack noch nicht "hundertprozentig im Rhythmus sein", merkte Löw an. Deshalb will er in Gelsenkirchen auch so viel wie möglich ein- und auswechseln.

Neue Kandidaten für die Nationalmannschaft

Für die kommende Woche kündigte Löw Gespräche mit vier bis fünf Kandidaten für den noch vakanten Co-Trainer-Posten an. Der Assistent solle dann schnell benannt werden. Sein Debüt auf der Bank neben Löw wird der neue Co-Trainer am 2. September beim ersten EM- Qualifikationsspiel in Stuttgart gegen Irland haben. "Es ist wichtig, dass er menschlich zum Team passt", sagte Löw. Zudem verlangt der neue Bundestrainer von seinem zweiten Mann hohe "taktische Kompetenz in den Bereichen 4-4-2, Raumdeckung und 4-3-3" sowie ein klares Bekenntnis zur offensiven Spielphilosophie.

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Jens Mende und Arne Richter, DPA

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