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Equal Pay In vielen Ländern werden Männer und Frauen im Fußball gleich bezahlt – darum sträubt sich der DFB dagegen

DFB-Frauen jubeln nach einem Tor
Die DFB-Spielerinnen verdienen deutlich weniger als ihre männlichen Kollegen – und das wird auch vorerst so bleiben
© Fabian Strauch / DPA
In immer mehr Ländern erhalten Fußball-Nationalspielerinnen und Nationalspieler die gleichen Prämien, allerdings nicht in Deutschland. Der DFB lehnt "Equal Pay" (noch) ab – und auch die Fußballerinnen geben sich eher bescheiden.

Norwegen tut es, England und Spanien ebenfalls, ab Juli auch die Niederlande und die Schweiz. Immer mehr Fußballverbände zahlen männlichen und weiblichen Spieler:innen die gleichen Prämien. In insgesamt sieben der 16 Teilnehmerländer der Frauenfußball-Europameisterschaft in England, die am 6. Juli beginnt,  gilt damit das Prinzip "Equal Pay". In den USA sind das Männer- und Frauenteam gleichgestellt und werden auch gleich bezahlt. Das ist im Fußball, wie in vielen anderen Branchen, alles andere als eine Selbstverständlichkeit – wie auch der Blick auf die Situation in Deutschland zeigt.

Beim DFB ist man von finanzieller Gleichberechtigung nämlich noch weit entfernt. Zwar wird vermehrt auch der Frauenfußball in den Blick genommen, doch im internationalen Vergleich hinkt der Verband weit hinterher. Die Frauen müssen sich mit weitaus weniger Prämien begnügen als das Männerteam. Die Zeiten, in denen es für einen Titel ein Kaffeeservice als Belohnung gab (wie nach dem EM-Gewinn 1989), sind immerhin längst vorbei. Sollte die Mannschaft von Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg den EM-Titel gewinnen, bekommt jede Spielerin 60.000 Euro. Bei den Männern wären es 2021 allerdings 400.000 Euro pro Kopf gewesen.

Frauen-EM: DFB lehnt gleiche Bezahlung ab

"Wir freuen uns auf die Frauen-EM und haben auch dort Großes vor", sagte DFB-Direktor Oliver Bierhoff. "Wir haben auch da eine Prämie verhandelt, die ein Rekord ist, aber nicht an das heranreicht, was die Männer bekommen." Schließlich stünden im Frauenfußball nicht die gleichen Einnahmen zu Buche wie beim DFB-Männerteam – zum Beispiel was Fernsehgelder, Werbeeinnahmen oder den Verkauf von Fanartikeln wie Trikots angeht. Hier sind die Unterschiede, auch wenn der Frauenfußball in Deutschland zuletzt an Popularität gewonnen hat, tatsächlich deutlich spürbar. Auch die Prämien, die Fifa oder Uefa ausschütten, sind bei den Männern deutlich höher. In anderen Ländern scheint das allerdings kein Problem zu sein.

Mittlerweile können sich die Frauen immerhin unter den gleichen Bedingungen wie die Nationalmannschaft der Männer auf das Turnier vorbereiten. "Wir haben da schon angefangen, dass sie die gleichen Betreuerstäbe, die gleiche Ausstattung haben", sagte Bierhoff. "Wir machen alles, dass sie die gleichen Bedingungen haben und glauben aber auch, mit der Erhöhung der Prämien gezeigt zu haben, dass wir den Frauenfußball fördern wollen."

Aus dem Frauenteam kommen keine Forderungen

Dass in Deutschland im Gegensatz zu anderen Ländern Equal Pay im Fußball kein Thema ist, liegt allerdings auch an der Bescheidenheit der Spielerinnen selbst. Bierhoff verweist darauf, dass es in den Verhandlungen keine solche Erwartungshaltung aus der Frauen-Nationalmannschaft gegeben habe. Selbst diejenigen, die für mehr Gleichberechtigung im Fußball auftreten, äußern sich sehr zurückhaltend. Silke Raml, die den DFB in der Uefa-Kommission für Frauenfußball vertritt, meinte im Deutschlandfunk, dass "wir in Deutschland schlecht beraten wären aus meiner Sicht, wenn wir den DFB vor uns her treiben würden und gleiche Bezahlung für die Fußballerinnen fordern würden."

Laute und prominente Forderungen wie in den USA von Superstar Megan Rapinoe gibt es in Deutschland bisher nicht. "Für uns geht es nicht um Equal Pay, sondern vielmehr um Equal Play, also gleichwertige Bedingungen zu schaffen", sagt auch Giulia Gwinn vom FC Bayern. In dieser Hinsicht bewegt sich vieles bereits in die richtige Richtung, doch einiges liegt nach wie vor im Argen. Wichtig scheinen den Frauen zunächst zum Beispiel Anstoßzeiten bei Länderspielen zu sein, die fernsehkompatibel sind. Zumindest wird dieses Thema immer wieder öffentlich adressiert, Teilweise wurden die Spiele zuletzt an Wochentagen bereits um 16 Uhr angepfiffen – eine Zeit, zu der viele Fans gar nicht die Möglichkeit haben, am Fernseher zuzuschauen oder gar ins Stadion zu kommen.

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In Dänemark streikten die Frauen, in Schweden verzichteten die Männer

Sind diese Probleme beseitigt, dürften die Frauen auch verstärkt in die Diskussion ums Equal Pay einsteigen. Klar ist, dass das Thema in den nächsten Jahren immer wieder auf den Tisch kommen wird, erst recht nach den jüngsten Entwicklungen in anderen großen Verbänden. Ungewiss ist hingegen, wie lange der DFB sich dann bitten lassen wird. Womöglich braucht es auch eine "Revolution von unten" wie in anderen Ländern. In Dänemark verliehen die Spielerinnen ihren Forderungen mit einem Streik (erfolgreich) Nachdruck. Und in Schweden solidarisierten sich sogar die Männer mit dem Frauenteam: Sie verzichteten auf einen Teil ihrer Prämien, damit der Verband den Fußballerinnen das gleiche Geld zahlen konnte. Dort tritt die Regelung allerdings erst ab September in Kraft.

Quellen: Deutschlandfunk / Sky / DPA

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