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Fan-Randale Anschlag auf den Fußball

Die Gewalt ist zurück im deutschen Profifußball. Nach den schlimmen Ausschreitungen von Dresdner und Kaiserslauterner "Fans" in der zweiten Pokalrunde müssen jetzt endlich drastische Strafen her - sonst verkommt der Fußball zur Nebensache.
Ein Kommentar von Klaus Bellstedt

Sagt Ihnen der Name Fiete Sykora etwas? Wahrscheinlich nicht. Sykora ist Stürmer bei Regionalligist Holstein Kiel. Er war es, der mit seinem Tor zum 2:0 die Niederlage des MSV Duisburg besiegelte - der Überraschung dieser zweiten Runde im DFB-Pokal. Vielleicht erinnern Sie sich wenigstens an das Traumtor, das Nürnbergs Alex Esswein gegen den FC Erzgebirge Aue erzielt hat? Auch nicht? Es ist ein Jammer: Nach dem Doppelspieltag im DFB-Pokal spricht niemand über den Sport. Es sind vielmehr die Fan-Ausschreitungen in Dortmund und Frankfurt über die Fußball-Deutschland diskutiert.

Die berüchtigten Dresdner Chaoten wüteten in der Signal-Iduna-Arena in ihrem Gästeblock, zertrümmerten Verkaufsstände, steckten Klos in Brand, rissen 200 Sitzschalen im Stadion raus. Schaden (für den BVB): 150.000 Euro. Wieder und wieder zündeten sie Bengalos und sorgten so fast für einen Spielabbruch. Mittwochabend in Frankfurt taten "Fans" aus Kaiserslautern es den Dynamos gleich. Auf dem Weg zur Arena hatten Randalierer darüber hinaus mit Flaschen, Böllern und Steinen Polizisten attackiert. Ein Frankfurter Polizeisprecher nahm nach dem Hass-Derby gegenüber dem "HR" die Formulierung "kriegsähnlicher Zustand" in den Mund.

Damit wir uns richtig verstehen: Diese anscheinend nicht in den Griff zu bekommende Problematik muss natürlich thematisiert werden. Aber das reicht eben nicht mehr. Es müssen jetzt Lösungen her, Beschlüsse müssen zügig gefasst werden. Es geht um den Fußball. Den dürfen wir uns nicht länger von gewaltbereiten, halbstarken Randale-Kids, sie sich so gerne selbst als "Ultras" bezeichnen, kaputt machen lassen. Wie das gehen soll?

Kein Sand in die Augen streuen

Die Vereine behandeln das Thema "Stadionverbote" noch sehr behutsam - auch aus Angst vor Protestaktionen der mächtigen Ultrabewegungen. Aber auch bei den Clubs muss diesbezüglich ein Umdenken stattfinden. Wer (wie auch immer) als Gewalttäter identifiziert wird, muss auf Lebenszeit aus allen Stadien ausgeschlossen werden. Es muss zudem straf- und zivilrechtlich gegen sie vorgegangen werden. Auch das Verbot von Stehplätzen muss in die Überlegungen mit einfließen. In letzter Konsequenz sollten DFB und DFL nicht davor zurückschrecken, Clubs wie zum Beispiel Dynamo Dresden mit einem dauerhaften Gewaltpotenzial aus der Liga zu verbannen. Das gab es in Deutschland zwar noch nie, aber wie gesagt: Es geht um den Fußball. Der darf nicht weiter beschädigt werden bzw. zur Nebensache verkommen.

Noch eine Anregung für die Diskussionsrunden, die DFB-Boss Zwanziger und DFL-Vorsitzender Rauball jetzt angekündigt haben: Versuchen sie es gar nicht erst mit der Erklär-Stereotype "das sind nur ein paar Chaoten". Das greift nicht mehr und redet die Sache nur schön. Die gewaltbereite Szene ist viel größer, als angenommen. Das haben vor allem die für den Fußballsport so traurigen Ereignisse vor, während und nach dem Pokalspiel zwischen Borussia Dortmund und Dynamo Dresden gezeigt. DFB und DFL: übernehmen sie. Jetzt.

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