International Anzhi Makhachkala - Millionenangriff aus der Krisenregion

Mit der bevorstehenden Verpflichtung von Samuel Eto'o macht Anzhi Makhachkala zum wiederholten Male Schlagzeilen. Der Club aus der Konfliktrepublik Dagestan wird von Oligarch Suleyman Kerimov finanziert. In Russland schlägt dem Verein der blanke Hass entgegen.

Mit der bevorstehenden Verpflichtung von Samuel Eto'o macht Anzhi Makhachkala zum wiederholten Male Schlagzeilen. Der Club aus der Konfliktrepublik Dagestan wird von Oligarch Suleyman Kerimov finanziert. In Russland schlägt dem Verein der blanke Hass entgegen.

Roberto Carlos und Yuri Zhirkov sind schon da, Samuel Eto'o soll noch kommen - mit den Millionen von Oligarch Suleyman Kerimov soll Anzhi Makhachkala zu einer Fußball-Großmacht werden. In Russland ist der Club aus der Konfliktrepublik Dagestan verhasst. Was das bedeutet, musste Zhirkov gerade erst bei einem Länderspiel erfahren.

Russische Fans pfeifen Zhirkov aus

Diese Reaktion hatte der Nationalspieler sicher nicht erwartet. Eben erst war der 28-Jährige vom FC Chelsea zurück zu Anzhi Makhachkala gewechselt, da pfiffen ihn beim Länderspiel jüngst in Moskau gegen Serbien Zehntausende Fans bei jedem Ballkontakt gellend aus. Sie werfen Zhirkov vor, sich an einen Verein aus dem verhassten Kaukasus verkauft zu haben, der obendrein dem windigen Milliardär Suleyman Kerimov gehört. Zahlreiche russische Fußballfans gelten als Rechtsextremisten und Rassisten.

"Ich weiß aus einer gewissen Zeit auf Schalke, wie es ist, von eigenen Fans ausgepfiffen zu werden. Das tut weh", sagte Stürmer Kevin Kuranyi von Dynamo Moskau der dpa. Zhirkov müsse mit guter Leistung die Antwort auf dem Platz geben.

Doch das ist wohl einfacher gesagt als getan. "Viele Moskauer Fans boykottieren die Heimspiele ihrer Mannschaften gegen Teams aus dem Kaukasus", erklärt der Moskauer Sportjournalist Igor Schweitzer. "Sie protestieren damit gegen die Eingliederung dieser Vereine in die erste Liga."

Als Anzhi am vergangenen Sonntag bei Spartak Moskau antrat, drückten sogar die verfeindeten Fans von Dynamo oder ZSKA Moskau dem Hauptstadtrivalen die Daumen.

Jeder Star ist ein Kandidat

Doch die russischen Fans müssen sich vermutlich an häufige Auftritte der insgesamt drei Kaukasus-Teams in der Premier Liga gewöhnen. Vor allem Anzhi rüstet rasch auf. Bereits zum Saisonbeginn im März kam der brasilianische Altstar Roberto Carlos. Dann folgte Zhirkov - und nun steht mit Samuel Eto'o ein Topstürmer kurz vor dem Wechsel. Angebliche Kosten: 30 Millionen Euro Ablöse an Inter Mailand und sagenhafte 20 Millionen Euro Jahresgehalt. Eto'o wäre der bestbezahlte Fußballer der Welt.

Doch damit nicht genug. Längst hat der Club seine Fühler etwa in die Bundesliga ausgestreckt. In russischen Medien kochen fast täglich Gerüchte hoch, der Emporkömmling aus dem Kaukasus verhandele mit breiter Brust etwa mit Bayern Münchens Star Arjen Robben oder Mittelfeldspieler Anatoliy Tymoshchuk - und bietet nun auch angeblich 12 Millionen Euro für Raúl von Schalke 04. Der Spanier allerdings verkündete gerade erst seinen Verbleib in Deutschland.

Geld spielt keine Rolle

Seit einigen Monaten ist Oligarch Kerimov Präsident des Clubs, den es erst seit 20 Jahren gibt. Der Milliardär stammt selbst aus Dagestan und pumpt wohl mit Unterstützung aus dem Kreml Hunderte Millionen Euro in die strukturschwache Region. Nun unterstützt er den Lokalverein Anzhi mit Millionen aus seiner Privatschatulle.

Anzhi will schon in wenigen Jahren die Traditionsvereine aus Moskau und St. Petersburg abhängen und Russlands Fußballthron erobern. Dazu gehören Stars aus aller Welt, aber auch ein neues Stadion. Für angeblich 200 Millionen Euro lässt Kerimov in Makhachkala - der dagestanischen Hauptstadt - ein Stadion bauen, das internationalen Standards gerecht wird.

Der sportliche Erfolg - derzeit steht Anzhi auf Rang sechs - soll für Ablenkung sorgen in einer Gegend, in der nicht nur immense Arbeitslosigkeit und Perspektivlosigkeit herrschen. Vor allem Terroranschläge sorgen immer wieder für Schlagzeilen. Fast täglich liefern sich Sicherheitskräfte und Islamisten Gefechte - oft mitten in Makhachkala. Aus Sicherheitsgründen leben die Anzhi-Stars gar nicht in Dagestan, sondern im gut zwei Flugstunden entfernten Moskau. In einem Vorort der russischen Hauptstadt wird trainiert. Nur zu den Heimspielen reist das Team von Trainer Gadzhi Gadzhiev ein.

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