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Europa League Debakel für deutsche Clubs - nur Stuttgart feiert

Leverkusen, Hannover und Gladbach - alle drei Clubs sind in der Zwischenrunde der Europa League gescheitert. Nur Stuttgart hielt die deutschen Fahnen hoch und zog ins Achtelfinale ein.

Die deutschen Clubs haben in der Europa League ein Debakel erlebt. Hannover 96, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach scheiterten in der Zwischenrunde, allein der VfB Stuttgart schaffte den Einzug in das Achtelfinale. Hannover kam im Rückspiel gegen den russischen Club Anzhi Makhachkala zu Hause nicht über ein 1:1 hinaus. Auch Bayer Leverkusen scheiterte im Rückspiel bei Benfica Lissabon mit einer 1:2-Niederlage. Zuvor war bereits Borussia Mönchengladbach nach einer 0:2-Niederlage bei Lazio Rom aus dem Wettbewerb geflogen. Nur der VfB Stuttgart kam beim KRC Genk zu einem 2:0-Sieg und zog in das Achtelfinale ein. Dort treffen die Schwaben auf Lazio Rom.

Hannover mit leidenschaftlichem Sturmlauf

Die zweite Europa-Reise von Hannover 96 ist trotz eines leidenschaftlichen Sturmlaufs im Schneetreiben schon nach der ersten K.o.-Runde beendet. Superstar Samuel Eto'o hat mit Anschi Machatschkala den Niedersachsen einen attraktiven Trip zu Newcastle United verdorben. Gegen den Milliardärsclub aus dem Nordkaukasus kam der Bundesligist am Donnerstagabend vor 27.500 Zuschauern in der heimischen AWD-Arena nicht über ein 1:1 hinaus und schied nach dem 1:3 im Hinspiel aus der Europa-League aus. Sergio da Silva Pinto (70. Minute) erzielte den letztlich wertlosen Führungstreffer. Lacina Traoré gelang in der langen Nachspielzeit (90.+8) noch der Ausgleich.

Während die Russen im Achtelfinale im März gegen die Magpies aus dem Norden Englands spielen, muss sich Hannover im Endspurt der Bundesliga nach zwei Jahren im Europacup für neue internationale Aufgaben qualifizieren. Die nächste Prüfung dafür steht für den Bundesliga-Achten schon am Samstag nur 40 Stunden nach dem Ausscheiden gegen Machatschkala im Nord-Derby gegen den direkten Konkurrenten Hamburger SV an.

Ein frühes Tor hatten 96-Trainer Mirko Slomka gegen Anschi gefordert. Und seine Spieler wollten die Vorgabe unbedingt umsetzen - das merkte man. Schnell wurden die Russen unter Druck gesetzt. Mohammed Abellaoue (15.) bot sich die beste Gelegenheit der Anfangsphase, doch der Norweger verpasste eine feine Hereingabe von Szabolcs Huszti. Fünf Minuten später ging ein Schuss von Abellaoue aus 25 Metern knapp vorbei. Auch bei einem Kopfball von Mame Diouf (23.) fehlte nicht viel zu Hannovers Führung.

Die Russen stehen solide

Und Machatschkala? Der 2,03 Meter lange Hüne Traoré saß zunächst nur auf der Bank. Eto'o war die einzige Spitze von Trainer Guus Hiddink und schien wie seine Kollegen überrascht über so viel Niedersachsen-Power. Einmal konnte sich der leichtfüßige Eto'o (19.) in der Anfangsphase aber dann doch durchsetzen, sein Schuss aus spitzem Winkel ging neben das Tor.

Hannover drückte weiter auf den ersten Treffer. Der keinesfalls sicher wirkende Anschi-Torwart Wladimir Gabulov (34.) boxte den Ball nach einer Freistoß-Flanke des sehr agilen Hustzi gerade noch weg. Ein Kopfball von Didier Ya Konan (40.) strich vorbei - Hannover fehlte in diesen Momenten auch ein wenig das Glück.

Auch nach der Pause war Hannover das aktivere Team. Der ganz große Druck fehlte nun aber - zu bedrohlich war das Szenario eines Gegentors, das vier eigene Treffer erfordert hätte. Zudem standen die Russen solide. Eigene Offensivaktionen musste Anschi kaum setzen. Als Eto'o erstmals in der zweiten Halbzeit gefährlich im 96-Strafraum auftauchte, rettete Schlussmann Ron-Robert Zieler (61.). Der Nachschuss des enttäuschenden 35-Millionen-Euro-Transfers Willian ging deutlich vorbei.

Schlussoffensive im Schneetreiben

Slomka brachte Jan Schlaudraff für noch mehr Offensivdrang. Im nun heftigen Schneetreiben fehlten zunächst die klaren Aktionen. Doch dann war Pinto da. Nach Hustizs Flanke ging sein Drop-Kick ins Netz. Rote Bälle wurden wegen des Schnees notwendig. Doch das rote Spielgerät brachte den Roten kein Glück. Als Diouf (87.) im Strafraum fiel, forderte 96 Strafstoß, bekam diesen aber nicht. Auch die rekordverdächtige Nachspielzeit von acht Minuten verstrich ohne das ersehnte zweite Tor. Im Gegenteil Traoré traf zum Ausgleich.

Lesen Sie auf den folgenden Seiten, wie sich die anderen deutschen Clubs schlugen.

Viel probiert, nichts erreicht - für Bayer Leverkusen ist nach einem Spiel der verpassten Chancen der Trip über Europas Fußball-Plätze vorzeitig beendet. Eine Woche nach dem 0:1 vor eigenem Publikum verlor die Werkself auch das Rückspiel in der Zwischenrunde der Europa League bei Benfica Lissabon mit 1:2 (0:0). Vor 42.000 Zuschauer im Estadio da Luz war der Treffer von Andre Schürrle in der 75. Minute zu wenig für den Bundesliga-Dritten, der an seiner Abschlussschwäche scheiterte und zudem Pech bei zwei Pfostenschüssen beklagte. Ola John (60.) und Nemanja Matic (77.) trafen für die Portugiesen, die wie vor 19 Jahren im Europacup-Duell mit Bayer die Oberhand behielten.

Die Partie entwickelte sich bei angenehmen Temperaturen zu dem von Bayer erwarteten Geduldsspiel. Obwohl die Werkself das Spiel die meiste Zeit bestimmte, gelang es zu selten, Lücken in der Abwehr der Portugiesen zu finden. Liga-Toptorjäger Stefan Kießling rieb sich in vielen Zweikämpfen auf und hatte zudem Pech mit einem Schuss ans Gestänge. Auch Schürrle scheiterte an der Torumrandung. Weitgehend sicher stand immerhin die Defensive. Der im Hinspiel als Torschütze erfolgreiche Oscar Cardozo machte gegen seinen Bewacher Ömer Toprak kaum einen Stich.

Leverkusen hat Pech im Abschluss

Mit Elan und Biss machte sich Leverkusen an die schwierige Aufgabe, den Rückstand aus dem Hinspiel aufzuholen. Schon in der 3. Minute setzte Schürrle das erste offensive Achtungszeichen, doch Benfica-Torhüter Artur konnte einen frühen Rückstand für den portugiesischen Rekordmeister verhindern. Wenig später beklagte Bayer einmal mehr in dieser Saison fehlendes Glück, als der von Daniel Carvajal in Szene gesetzte Kießling aus kurzer Distanz nur den Pfosten traf (12.). Die Werkself bestimmte die Partie in der Anfangsphase fast im Stile einer Heimmannschaft.

Der Schwung bei den Gästen ebbte allerdings rasch ab, Benfica gelang es sich zu befreien und selbst erfolgversprechende Angriffe zu inszenieren. In der 16. Minute bewahrte Bayer-Keeper Bernd Leno seine Mannschaft beim Kopfball von Nicolas Gaitan reaktionsschnell vor einem Gegentor. Während die Portugiesen allmählich die Spielkontrolle übernahmen, ging bei den Leverkusenern die Passsicherheit im Aufbau immer mehr verloren. Erst in der Schlussphase der ersten 45 Minuten berappelte sich die Elf von Cheftrainer Sascha Lewandowski wieder - und hatte erneut Pech im Abschluss. Diesmal traf Schürrle mit einem Schuss aus spitzem Winkel das Torgestänge.

Nach einer Stunde Spielzeit tobten die Benfica-Anhänger, als Ola John auf dem linken Flügel Gonzalo Castro austanzte und den Ball aus spitzem Winkel unhaltbar für Leno in die lange Torecke schlenzte. Dem möglichen Ausgleich stand in der 63. Minute beim Volleyschuss von Rolfes erneut Artur im Wege. Eine Viertelstunde vor Schluss keimte bei Bayer nach Schürrles Volleyschuss zum 1:1 noch einmal Hoffnung auf, doch nur zwei Minuten später machte Matic diese mit seinem Kopfballtreffer zum 2:1 wieder zunichte.

Ein kurioses Billard-Tor von Arthur Boka und ein eiskalter Konter-Treffer von Christian Gentner haben dem VfB Stuttgart den erstmaligen Einzug ins Achtelfinale der Europa League beschert. Der Abwehrmann von der Elfenbeinküste und der ehemalige Nationalspieler erzielten im Zwischenrunden-Rückspiel der Schwaben beim KRC Genk die Tore zum umjubelten 2:0 (1:0) und ebneten den Schwaben nach dem 1:1 im Hinspiel den Weg zum Duell mit Borussia Mönchengladbachs Bezwinger Lazio Rom am 7. und 14. März. "Das ist nicht nur touristisch schön. Das ist ein attraktiver Gegner", sagte ein sichtbar erleichterter VfB-Sportdirektor Fredi Bobic.

Zweimal wurde Bokas Schuss in der 45. Minute von belgischen Gegenspielern abgefälscht - dem VfB nahm die gütige Mithilfe gerne an. Gentner (59.) erhöhte vor etwa 22.000 Zuschauern nach einem blitzschnellen Angriff. Mit dem leichten Aufwärtstrend in der Liga und dem verdienten Weiterkommen gegen einen sehr limitierten Gegner in Europa hat sich Stuttgart erstmal aus seiner Krise befreit.

Ibisevic ist im nächsten Spiel gesperrt

Im Heimspiel gegen Lazio wird allerdings Stürmer Vedad Ibisevic fehlen, der in Genk seine dritte Gelbe Karte sah. Ob der Aufwärtstrend anhält, muss Stuttgart bereits am Samstag gerade mal 43 Stunden nach dem Abpfiff in Genk beweisen, wenn es gegen den 1. FC Nürnberg wieder um Bundesliga-Punkte geht.

Frostig war es in der Cristal Arena von Genk. Beide Teams trotzten der Kälte mit munterem Spiel im Vorwärtsgang. Es gab kein großes Taktieren. Beim VfB zahlte sich zunächst für die Offensivaktionen die Hereinnahme des extrem fleißigen Shinji Okazaki für Raphael Holzhauser aus. In der 14. Minute wäre dem agilen Japaner sogar beinahe die ersehnte frühe Führung gelungen, doch Kalidou Koulibaly klärte den Lupfer kurz vor der Torlinie stehend.

Die Stuttgarter blieben gefährlicher als ihre Gegner, leisteten sich aber auch zu viele kleine Fehler in den letzten Aktionen. Ibisevics Schuss (19.) ging klar drüber. Martin Harnik (28.) hätte sich seine Schusschance aus 15 Metern nicht entgehen lassen dürfen. Der Ball rauschte aber über das Tor. Im Gegenzug konnte Benjamin de Ceulaer einen Kopfball nicht platzieren, der VfB hatte auf Abseits spekuliert.

Genk wurde gegen Ende der ersten Halbzeit stärker, gerade wenn über die linke Seite mit de Ceulaer gespielt wurde. Der VfB stand aber solide, Antonio Rüdiger als Ersatz des gesperrten Georg Niedermeier agierte in der Innenverteidigung sehr abgeklärt.

Genks Mittel sind begrenzt

Und die Schwaben schlugen im denkbar günstigen Moment zu: Boka zog nach einem Eckball ab, zweimal wurde der Schuss abgefälscht und landete im Netz. Spitzbübisch lächelte der nicht für's Toreschießen bekannte Ivorer. Zuletzt hatte er im November 2010 in der Bundesliga für Stuttgart getroffen.

Genk reagierte in der zweiten Halbzeit keineswegs mit mehr Offensive. Die Belgier waren mit ihren Mitteln doch begrenzt. Umso ärgerlicher für den VfB, dass Ibisevic (54.) eine weitere Großchance aus kurzer Distanz leichtfertig vergab.

Besser machte es Gentner, der einen sehenswerten Konter mit einem souveränen Flachschuss ins lange Eck krönte. Nun konnten die Schwaben recht beruhigt sein. Ibrahima Traoré (74.) hätte frei vor dem KRC-Tor sogar noch erhöhen können, zielte aber knapp vorbei. Einmal musste sich auch VfB-Torwart Sven Ulreich (82.) noch strecken, als Khaleem Hyland aus 14 Metern abzog.

Kapitale Abwehrfehler haben Borussia Mönchengladbachs Traum vom ersten Europacup-Achtelfinale seit 18 Jahren platzen lassen. Eine Woche nach dem 3:3-Spektakel im Borussia-Park verlor der Bundesliga-Zehnte das Rückspiel bei Lazio Rom mit 0:2 (0:2) und brachte sich damit um ein mögliches deutsches Europa League-Duell gegen den VfB Stuttgart. Vor 25.000 Zuschauern im Olympiastadion der italienischen Hauptstadt nutzten Antonio Candreva (10.) und Alvaro Gonzalez (33.) zwei der Gladbacher Gastgeschenke zu den siegbringenden Toren für Lazio.

"Wir haben am Anfang große Fehler gemacht und hatten einfach zu viele Ballverluste. Der Gegner war gedanklich und bei der Ballannahme schneller", sagte Gladbachs Coach Lucien Favre. "Lazio war abgezockter als wir. Die Unterstützung unserer Fans war unglaublich, wir konnten heute leider nicht viel zurückgeben", gestand Kapitän Martin Stranzl

Angetrieben von fast 10.000 mitgereisten Fans, die schon lange vor dem Spiel im Herzen der "Ewigen Stadt" für Stimmung gesorgt hatten, wollten die Borussen mit Leidenschaft doch noch das Weiterkommen schaffen. Doch dann präsentierte sich die Elf von Lucien Favre im Spiel nach vorne ohne Mumm und hinten mit katastrophalen Schwächen, die das Team frühzeitig ins Hintertreffen brachten. Die Mannschaft wirke "wie der Igel vor der Schlange", monierte der wütende Borussia-Sportdirektor Max Eberl zur Pause im TV-Sender Sky.

Dilettantische Abwehrfehler

Das Konzept, aus einer gesicherten Defensive auf ihre Chance zu lauern, wurde bereits in der Anfangsphase durchkreuzt. Mit einem dilettantischen Ballverlust im Mittelfeld leitete Alvaro Dominguez zum Entsetzen der eigenen Anhänger das Führungstor für Lazio ein. Candreva nahm das Geschenk des spanischen Abwehrspielers dankbar an und brachte den Tabellen-Vierten der Serie A in Führung. "Das war wie ein Schlag in die Schnauze", schimpfte Eberl. Einzig Martin Stranzl behielt in der wankenden Defensive die Übersicht.

Der unnötige Gegentreffer sorgte für zusätzliche Verunsicherung in Reihen der Borussen, die sich in die Defensive gedrängt sahen. In der 15. Minute lenkte ter Stegen einen Distanzschuss von Senad Lulic zur Ecke. Erst Mitte der ersten Halbzeit setzte Favres Mannschaft auch selbst Akzente nach vorne. Torgefahr strahlte der Zehnte der Bundesliga dabei aber kaum aus. Nach 21 Minuten rutschte Patrick Herrmann der Ball beim Schuss ab und flog weit am Gehäuse vorbei.

Rom spielt höchst effizient

Dagegen erwiesen sich die weiter ohne den verletzten deutschen Nationalstürmer Miroslav Klose spielenden Römer als Meister in Sachen Effizienz und nutzten ihre zweite Chance des Spiels auch prompt zum zweiten Tor. Als Nationaltorhüter ter Stegen einen Aufsetzer von Stefan Radu aus gut 20 Metern nach vorne abprallen ließ, reagierte Gonzalez schneller als drei Gladbacher und staubte zum 2:0 ab. Ein weiteres Gegentor verhinderte kurz vor dem Halbzeitpfiff Außenverteidiger Oscar Wendt, nachdem ter Stegen zuvor wieder einen Ball nicht festhalten konnte.

Drei Tage vor dem Borussen-Duell in der Bundesliga gegen Dortmund diktierten die Grün-Weißen nach dem Seitenwechsel gegen nachlassende Römer zwar weitgehend das Geschehen, doch Zählbares sprang nicht heraus. Auch die Hereinnahme des 19-jährigen Amin Younes verpuffte. Erst nach 66 Minuten wurde Lazio-Torhüter Federico Marchetti beim Schuss von Stranzl erstmals zu einer Parade gezwungen. Am Ende stand für die Borussia die erste Europacup-Niederlage gegen ein italienisches Team seit 39 Jahren.

tis/DPA DPA

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