Ukraine-Konflikt Wegen Champions League Finale in Russland: Druck auf die Uefa wächst

Zwei jugendliche Fußballfans in blauen Trikots posieren neben einem großen Schild mit "Road to St. Petersburg"-Schriftzug
Diese Chelsea-Fans scheinen sich noch auf das Champions-League-Finale in St. Petersburg zu freuen. Doch wegen des Austragungsorts wächst die Kritik an der Uefa
© Mike Hewitt / Getty Images
Gazprom ist ein prominenter Sponsor der Champions League, das diesjährige Finale des Fußball-Wettbewerbs soll in St. Petersburg stattfinden. Angesichts der russischen Aggression in der Ukraine steht die Uefa wegen des Spielortes in der Kritik – und zeigt sich zögerlich.

Schon am Tag nach der Anerkennung der ostukrainischen Separatistengebiete durch Russland wurden Forderungen nach einer Verlegung des Champions-League- Finales (28. Mai) aus der russischen Millionenmetropole St. Petersburg laut. Auch in der Ukraine stehen Wettbewerbe auf der Kippe. Die Uefa zögert noch wegen einer Entscheidung, andere Sportverbände ziehen Konsequenzen: Handballspiele wurden schon ins Ausland verlegt.

Die Europäische Fußball-Union sollte Russland das Champions-League-Finale entziehen und die Kooperation mit Hauptsponsor Gazprom beenden. Dies forderten Mitglieder des Europaparlaments in Straßburg in einem am Dienstag veröffentlichten offenen Brief an die Uefa und ihren Präsidenten Aleksander Ceferin. Die Zeiten, in denen man die Situation nur kontinuierlich beobachte, seien vorbei. "Die Uefa muss jetzt handeln", wird in dem Schreiben gefordert.

Johnson fordert Verlegung des Champions-League-Finales

Auch der britische Premier Boris Johnson forderte die Uefa zur Verlegung des Finales auf. "Keine Chance, Fußballturniere in einem Russland abzuhalten, das in souveräne Staaten einmarschiert", sagte Johnson am Dienstag im Parlament in London. "In diesem kritischen Moment ist es absolut entscheidend, dass Präsident (Wladimir) Putin versteht, dass das, was er tut, eine Katastrophe für Russland bedeutet." Außenpolitiker Tom Tugendhat schlug ebenfalls scharfe Töne an. "Das ist eine beschämende Entscheidung. Die Uefa sollte einer gewalttätigen Diktatur nicht Deckung bieten", twitterte der konservative Politiker zum Festhalten an St. Petersburg.

"Die Uefa beobachtet die Situation genau und wird gegebenenfalls zu gegebener Zeit eine Entscheidung treffen", teilte der Verband am Dienstagabend mit.

Manchester United sagt Flug mit Aeroflot ab

Aufgrund der Eskalation im Ukraine-Konflikt wird Manchester United nach übereinstimmenden Medienberichten vorerst nicht mit der russischen Fluglinie Aeroflot fliegen. Wie das Online-Magazin "The Athletic" und die "Daily Mail" am Mittwoch berichteten, hat Man United wegen der jüngsten Entwicklungen am Dienstag kurzfristig seinen Flug mit Aeroflot nach Madrid zum Achtelfinalhinspiel der Champions League bei Atlético abgesagt und statt dessen einen Charterflug genommen.

Der englische Fußball-Rekordmeister fliegt normalerweise immer mit der russischen Airline zu Fußballspielen im europäischen Wettbewerb. Aeroflot gilt als offizieller Partner des Vereins. Nach Informationen von "The Athletic" soll die Entscheidung in Absprache mit Aeroflot getroffen worden sein. Die Partnerschaft soll weiter bestehen.

Gazprom wegen Russlands Konfrontation in der Kritik

Die dringende Frage nach Sponsor Gazprom dürfte sich jetzt schon stellen. Das russische Energieunternehmen ist seit Jahren enger Partner des Kontinentalverbandes und auch bei Europameisterschaften prominent in den Stadien platziert. Dies könnte auch bei der nächsten EM im Sommer 2024 in Deutschland der Fall sein.

"Es ist eine sehr heikle Situation, die sich stündlich ändern kann und die wir natürlich alle im Blick haben", sagte DFB- Interimspräsident Rainer Koch der ARD-"Sportschau" und betonte: "Aktuell geht es um die Sicherung des Weltfriedens und damit um weitaus Wichtigeres als Fußball. Etwaige Folgen für den Fußball wird die Uefa gegebenenfalls kommunizieren."

Mit Blick auf internationale Spiele des russischen Meisters Zenit St. Petersburg teilte die Uefa mit, sie sei in engem Kontakt mit den betroffenen Verbänden und Vereinen. "Derzeit ist vorgesehen, dass alle Spiele wie geplant stattfinden", hieß es. Zenit trifft am Donnerstag im Europa-League-Rückspiel in Spanien auf Betis Sevilla. Derweil wurde das für den 2. März angesetzte Uefa-Youth-League-Spiel zwischen Dynamo Kiew und Sporting Lissabon auf den 9. März verschoben.

Finale in Putins Heimatstadt St. Petersburg

Das Finale des wichtigsten europäischen Vereinswettbewerbs soll am 28. Mai in St. Petersburg stattfinden, der Heimatstadt des russischen Präsidenten Wladimir Putin. "The Sun" brachte schon das Wembley- Stadion ins Gespräch. Die Chancen für die Londoner Arena würden deutlich steigen, schrieb das Boulevardblatt am Dienstag, wenn zwei englische Teams das Champions-League-Endspiel erreichen. Derzeit sind noch Manchester City, der FC Chelsea, FC Liverpool und Manchester United im Wettbewerb.

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Der von Gazprom gesponsorte Zweitligist FC Schalke 04 verfolgt die politische Lage in Osteuropa "mit großer Sorge". Das erklärte der Verein in einer Stellungnahme der Vereinsführung. Ob der Club Konsequenzen zieht, ist noch offen. "Der FC Schalke 04 wird die weitere Entwicklung beobachten, bewerten und nachdrücklich zum Frieden appellieren - zum Schutz der von der Krise betroffenen Menschen", hieß es.

EHF verlegt Spiele aus der Ukraine

Die Europäische Handball-Föderation (EHF) wird wegen der eskalierenden Situation in den kommenden vier Wochen keine internationalen Spiele in der Ukraine ausrichten. So soll Männermeister Motor Saporoschje seine beiden Heimspiele in der Champions League gegen Paris Saint-Germain (1. März) und den FC Barcelona (3. März) in neutraler Halle im slowakischen Presov spielen.

Der Volleyball-Weltverband FIVB denkt aktuell nicht darüber nach, Russland die Männer-WM 2022 zu entziehen. "Der FIVB ist der Meinung, dass Sport immer von Politik getrennt bleiben sollte, aber wir beobachten die Situation genau, um die Sicherheit und das Wohlergehen aller Teilnehmer an unseren Veranstaltungen zu gewährleisten, was unsere oberste Priorität ist", teilte der Weltverband mit.

In der russischen Olympia-Stadt Sotschi soll am 25. September der Formel-1-Grand-Prix gestartet werden und 2023 in Russland bleiben - in St. Petersburg. Hauptsponsor des Haas-Teams von Mick Schumacher ist das russische Bergbauunternehmen Uralkali.

DPA
tkr / Ralf Jarkowski und Benedikt von Imhoff

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