Pünktlich zur Vorweihnachtszeit rollt die Paketlawine wieder durch Deutschland. "Von Ende November bis Weihnachten erwarten wir drei bis vier sehr starke Wochen mit neuen Rekordmengen von über 11 Millionen Sendungen an Spitzentagen direkt vor Heiligabend", sagte DHL-Sprecherin Sarah Preuß dem stern (mehr zur aktuellen Situation der Paketdienste lesen Sie hier).
Und klar ist: Einige der Pakete dürften die Transportdienste in den nächsten Wochen wieder in den Händen halten. Denn nicht nur die Zahl der Bestellungen steigt von Jahr zu Jahr, sondern auch die der Retouren. 2019 wurden im deutschen Onlinehandel 500 Millionen Artikel beziehungsweise 300 Millionen Pakete von den Kund*innen zurückgeschickt, schätzt die Forschungsgruppe Retourenmanagement der Universität Bamberg.
Kritik an Vernichtung von Rücksendungen
Was mit den Rücksendungen passiert, ist sehr unterschiedlich. Gelegentlich wird die Ware "refurbished" angeboten, also wiederaufbereitet und damit gebraucht. Doch in einigen Fällen werden selbst neuwertige Produkte vernichtet - das zeigte erst im vergangenen Jahr ein Bericht der Umweltorganisation Greenpeace, welcher die systematische Vernichtung von Waren in einem Amazon-Lager kritisierte. Dies sei ein "Klimaverbrechen", kritisierte damals Viola Wohlgemuth, Konsum-Expertin bei Greenpeace.
In Frankreich hat der Konzern mittlerweile ein Spendenprogramm ins Leben gerufen, bei dem Händler, deren Ware durch Amazons eigene Logistik vertrieben wird, einige Artikel, die sich nicht mehr verkaufen lassen, an gemeinnützige Organisationen spenden. Organisiert wird der Spendenprozess von Amazon, wodurch sichergestellt wird, dass die Waren am Ende auch wirklich bei bedürftigen Menschen ankommen.
Umsatzsteuer ist der Haken
Ein solches Programm würde der Konzern gerne auch in Deutschland starten, erklärte nun Amazon-Chef Ralf Kleber. Jedoch gibt es einen Haken beim hiesigen Steuerrecht. Obwohl kein Cent Umsatz gemacht wurde, muss ein Händler nach deutschem Steuerrecht Umsatzsteuer auf den gespendeten Artikel abführen. Die einzige Ausnahme seien verderbliche Lebensmittel. "Das ist eine Belastung, die vor allem kleine und mittelgroße Unternehmen – wie unsere Verkaufspartner - oft nicht stemmen können", kritisiert Ralph Kleber auf dem firmeneigenen Blog. "Oder in anderen Worten: Produkte zu spenden ist teurer, als sie zu entsorgen - und das können sich viele kleine Unternehmen nicht leisten."
Andere Länder wie Frankreich und Belgien hätten gezeigt, dass diese Regeln geändert werden können, um Spenden im großen Umfang für Unternehmen und Händler attraktiver zu machen. Zwar spende Amazon bereits eigene Produkte und komme gegenüber deutschen Steuerbehörden für die Umsatzsteuer auf, erklärt Kleber. Aber: "Ein großes Spendenpotential - das unserer Verkaufspartner bei Amazon.de - bleibt ungenutzt."
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