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Exklusive Auswertung Deutsche Rüstungsindustrie: Wie der Ukraine-Krieg den Stellenmarkt verändert

Ein Kampfpanzer Leopard 2 auf einem Übungsplatz
Ein Kampfpanzer Leopard 2 aus deutscher Produktion. Die erhöhte Nachfrage nach Waffen und Kriegsgeräten sorgt für einen Boom auf dem Stellenmarkt der deutschen Rüstungsindustrie.
© Björn Trotzki / Imago Images
Seit dem Kriegsbeginn in der Ukraine sieht sich Europa plötzlich in einer ganz neuen Bedrohung. Dies schlägt sich deutlich auf den Stellenmarkt der deutschen Rüstungsindustrie nieder. Die Unternehmen schaffen verstärkt neue Jobs, wie eine exklusive Auswertung ergeben hat.

Ende Februar überfiel Russland die Ukraine. In der Folge erlebt die Nachfrage nach Waffen und Rüstung einen deutlichen Zuwachs. Dabei braucht nicht nur die Ukraine zunehmend Material zur Verteidigung, sondern auch in anderen Ländern, wie auch in Deutschland, rüstet man aufgrund der neuen Kriegsgefahr auf. Für die deutsche Rüstungsindustrie bedeutet das einen zunehmenden Bedarf an Personal.

Eine exklusive Auswertung der "Index Research" für den stern hat ergeben, dass die Zahl der angebotenen Stellen in der Rüstungsindustrie, worunter etwa die Herstellung von Waffen, Munition und militärischen Kampffahrzeugen fällt, seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs deutlich zugenommen hat. Dazu hat die nach eigenen Angaben größte Stellenanzeigen-Datenbank Europas die inserierten Stellenangebote in mehreren hundert Print- sowie Online-Medien, 150.000 Firmenwebsites sowie dem Stellenportal der Bundesagentur für Arbeit analysiert.

In dem untersuchten Zeitraum vom 1. Januar bis zum 31. Juli 2022 gab es 4543 Stellen von insgesamt 47 Firmen. Zum Vergleich: Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 2205 Stellen. Damit erlebten die ausgeschriebenen Stellen zuletzt einen Anstieg um 82,9 Prozent, wohingegen die Zahlen bis zum vergangenen Jahr noch um jeweils knapp 30 Prozent rückläufig waren.

Im laufenden Jahr nahmen die Jobangebote ab Februar zu – von 372 von insgesamt 29 Firmen im Januar, auf 438 von 34 Firmen im Februar, auf 563 von 40 Firmen im Mai. Der fünfte Jahresmonat stellte den Höhepunkt des erhobenen Zeitraums dar, was sich auch im Umsatz zeigte – von gut 332.000 Euro im Januar auf knapp 600.000 Euro im Mai. Im Juni und Juli ging die Zahl der Stellen dann leicht um jeweils rund 30 zurück.

Jürgen Grenz, CEO der Index Gruppe sagt: "Im Zuge des russisches Angriffskriegs auf die Ukraine ist in Deutschland und international das Bewusstsein für die Bedeutung des Militärs und seiner Ausstattung zur Landesverteidigung gestiegen. Die hohe Nachfrage nach Mitarbeitern zeigt, dass die Produkte der deutschen Rüstungsunternehmen gefragt sind."

Stellenmarkt: Die meisten Jobs im technischen Bereich

Die mit Abstand meisten Stellen in der Rüstungsindustrie schrieb der große Rüstungskonzern Rheinmetall, der Panzer und Artillerie herstellt, aus: 688 in der Zahl. An zweiter Stelle kam der Munitionshersteller Ruag Ammotec mit 184 Stellen. Das Rüstungsunternehmen Diehl Defence zählte 73 Stellen, der Panzerbauer Krauss-Maffei Wegmann 72 Stellen und knapp dahinter der Waffenhersteller Blaser Group mit 66 Stellen.

Die meisten Stellen gab es im technischen Bereich (524). Darunter fallen etwa Ingenieure, Konstrukteure und Architekten, welche von 42 Firmen gesucht wurden. Danach folgten Stellen im Bereich Bauwesen, Handwerk und Umwelt (325), Organisation/Projektmanagement (200), Forschung/Entwicklung sowie Hightech-/naturwissenschaftliche Berufe (173) und der Unternehmensführung/Management (150).

In Bayern wurden mit 355 die meisten Stellen registriert. In Niedersachsen kam man auf 309 Stellen, dicht gefolgt von Hessen mit 291 Stellen. Im Mittelfeld lag das Saarland mit 72 Stellen und Rheinland-Pfalz mit 38 Stellen. Hamburg zählte 12 Stellen. Im Städte-Ranking lag die hessische Stadt Kassel mit 286 Stellen vorne, knapp dahinter folgte die niedersächsische Stadt Celle (282 Stellen). 

Die Entwicklung in der Rüstungsindustrie dürfte sich weiter fortsetzen; die Bundeswehr erhält im Rahmen eines Sonderprogramms 100 Milliarden zur Modernisierung und Aufrüstung. Etwa der Rüstungselektronik-Hersteller Hensoldt verbuchte im vergangenen Jahr ein kräftiges Wachstum und steigerte seinen Umsatz zuletzt im ersten Halbjahr 2022 um gut 40 Prozent auf 682 Millionen Euro. Das Unternehmen rechnet aufgrund der Bundeswehr-Aufrüstung nun mit weiteren Aufträgen. Erst am Montag gab Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) bekannt, gemeinsam mit europäischen Nachbarn in ein neues Luftverteidigungssystem investieren zu wollen.

Quellen: Index Research, mit Material der dpa

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