Krieg gegen die Ukraine Militäranalysten sicher: Russland plant die nächste Offensive

Bilder des russischen Verteidigungsministeriums zeigen einen russischen Panzer beim gemeinsamen Manöver mit belarussischen Truppen
© Handout/Russian Defence Ministry / AFP
Laut einem Medienbericht rechnet das Bundesverteidigungsministerium mit einer russischen Großoffensive auf die Ukraine im April. US-amerikanische Militärexperten kommen zu einem etwas anderen Schluss.

Laut einem Bericht der "Neuen Zürcher Zeitung" (NZZ) rechnet das Bundesverteidigungsministerium mit einer neuen russischen Großoffensive auf die Ukraine im April 2023. Das gehe aus einem internen Papier der Abteilung "Einsatz und Strategie" hervor. In der Analyse entwirft laut "NZZ" die Abteilung des Verteidigungsministeriums zwei Szenarien. In beiden spielen die aktuellen Angriffe auf die kritische Infrastruktur der Ukraine eine Rolle:

  1. Putin will den gesamten Donbass erobern
    Während Russlands Präsident Wladimir Putin im April die Offensive befiehlt, zieht der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko zehntausende Soldaten an der Grenze zur Ukraine zusammen. So soll die ukrainische Armee zur Aufteilung ihrer Kräfte gezwungen werden: nur noch ein Teil verteidigt den Donbass, ein anderer Teil wird an der Grenze zu Belarus gebunden.
    Mit einem wirklichen Eingreifen der belarussischen Armee in den Krieg gegen die Ukraine rechnet man im Verteidigungsministerium laut "NZZ" nicht.
  2. Putin will die gesamte Ukraine erobern
    Um dieses Ziel zu erreichen, würden russische Truppen auf den Donbass angreifen, während belarussische Truppen in Richtung Kiew losmarschieren. Um Waffenlieferungen für die Ukraine aus dem Westen zu unterbinden, würden die Russen bis an die polnische Grenze vorrücken und auch Transnistrien besetzen. Nach Einschätzung des Bundesverteidigungsministerium sei dafür eine Generalmobilmachung in Russland nötig. Die hält die Abteilung "Einsatz und Strategie" laut "NZZ" aber "aus innenpolitischen Gründen für eher unwahrscheinlich".
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Im Bundesverteidigungsministerium kommt man zu der Einschätzung, dass durch die hohen Verluste das Bedrohungspotenzial der russischen Armee für die Nato gesunken ist. Dennoch rechnet man mit der Stationierung russischer Atomwaffen an der Grenze zur Nato als Abschreckung, so die "NZZ".

Großoffensive von Russland in der Ukraine

Ein anderes Angriffsszenario auf die Ukraine entwirft der US-Thinktank "Institute for the study of war" (ISW): Demnach plant Russland mindestens seit Oktober eine erneute Offensive. Beim ISW sieht man zwar Anzeichen, aber keine Beweise, dass Russland in Belarus eine Streitmacht vorbereitet. Dennoch ist nach Einschätzung des ISW eine erneute russische Großinvasion von Weißrussland aus in diesem Winter "zwar unwahrscheinlich, aber eine ernstzunehmende Möglichkeit."

Als einen Indikator nennt "ISW" die Einrichtung eines russischen Feldlazaretts in Belarus. Auch die Ukraine berichtet, Russland plane ein weiteres Feldlazarett im Nachbarland. "Feldlazarette sind für Übungen nicht notwendig und könnten auf die Vorbereitung von Kampfhandlungen hinweisen", heißt es im Bericht des "ISW" vom 23. Dezember. Auch seien russische T-90 Panzer nach Belarus verlegt und teilweise mit Wintertarnung ausgestattet worden. Das könnte demnach auf bevorstehende Kampfhandlungen hinweisen, aber auch Teil einer russischen Informationstaktik sein.

Einig sind sich also alle Analysten, dass Russland eine Offensive vorbereitet und Belarus darin eine taktische Rolle spielen wird. Ob und wann diese Offensive denn kommt, weiß wahrscheinlich momentan nur Wladimir Putin selbst.

Quellen:"Neue Zürcher Zeitung", "Institute for the study of war".

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