Es ist schon lange keine Nachricht mehr, dass der Zustand der russischen Armee mit desolat noch freundlich beschrieben wäre. Bis zum 24. Februar 2022 waren die Truppen des Kremls weltweit mindestens gefürchtet. Doch nach dem Einmarsch in die Ukraine stand die Armee plötzlich nackt dar, offenbar fehlt es an allem: Führungsstrukturen, Waffen, Nahrungsmitteln, Uniformen, Verbandszeug. Der geflüchtete russische Fallschirmjäger Pawel Filatjew berichtet in seinem Buch, dass selbst der Beschuss der eigenen Leute an der Tagesordnung war, sich aber auf die Zahlung von Sold und Entschädigungen keiner verlassen konnte.
Modernisierung nach Georgien-Krieg
Nach dem ebenfalls pannenreichen Angriff Russlands auf Georgien 2008 hatte die Moskauer Führung beschlossen, die Armee zu modernisieren. Hundert von Milliarden pumpte sie ins Militär. Doch ein Großteil der Gelder versickerte in den Taschen korrupter Offiziere. Mittlerweile hat das Land in der Ukraine so viele Waffen verloren, dass es Drohnen und Raketen aus dem Iran und Nordkorea beschaffen muss.
Als der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj vor wenigen Tagen unterwegs Richtung Staatsbesuch in den USA war, reagierte sein russischer Kollege Wladimir Putin auf seine Weise und ließ live im TV eine Sitzung des Verteidigungsministeriums übertragen. Dabei versicherte er den Zuschauern, dass die Armee jede finanzielle Unterstützung bekommen werde, die sie braucht. Seine Aussage konnte auch als Eingeständnis verstanden werden, dass dies bislang nicht der Fall gewesen ist.
Putin zerstört den Ruf seiner Armee
Der Krieg ist sowohl für die Ukraine als auch Russland verlustreich. Erst vor wenigen Tagen hat die Zahl der russischen Toten und Schwerverletzten die erschreckende Marke von 100.000 überschritten. Und obwohl der Ausgang der Invasion noch längst nicht entschieden ist, hat Wladimir Putin mit seinem Ukraine-Krieg den Nimbus einer mächtigen und angsteinflößenden Streitmacht zerstört. Und doch ist der Kremlchef immer noch Herr über das größte Nuklearwaffenarsenal der Welt. Was die beunruhigende Frage aufwirft, in welchem Zustand sich eigentlich die schätzungsweise 6250 russischen Atombomben befinden.
Quellen: DPA, AFP, T-Online, Tagesschau, ZDF