Fast kein Aussteller auf der wichtigsten Autoshow in den USA, der nicht Grün entdeckt hat: die unendlich Latte von Concept-Cars umfasst Brennstoffzellen-Antriebe, Elektro-Mobile, Hybride oder – im Fall der deutschen Marken – schick "Bluetec" benannte Saubermann-Diesel. So oft viel in den Reden der diversen Vorstandsvorsitzenden das Wort "Umwelt", dass der Reporter der amerikanischen Öko-Publikation "EcoGeek.org" meinte, er sei auf einer Öko-Messe gelandet. Am weitesten preschte ausgerechnet der Autoriese General Motors vor, bis dato nicht bekannt für sorglichen Umgang mit der Umwelt. Mit der Studie VOLT wurde eine durchaus interessante Plattform für alternative Antriebe vorgestellt. Laut Bob Lutz, treibende Kraft im Vorstand von GM, ist der VOLT die Ausgangsbasis für ein weltweites Elektroauto. Je nach Region kann die Plattform die Batterien verscheiden aufladen: mit Brennstoffzellen (Asien), Ethanol-Gemisch (Nord- und Südamerika) und Bio-Diesel (Europa). Die Technologie scheint bei General Motors schon weit entwickelt, denn Lutz erhofft die ersten Markteinführungen der Volt-Basis in fünf bis zehn Jahren.
Bevor es soweit ist, wird Chevrolet, größte GM-Tochter, das Camaro-Cabrio auf den Markt werfen, dessen mächtiger Prototyp (angetrieben von einem ur-typischen US-V8) am Stand von General Motors weit größeren Enthusiasmus auslöste, als der VOLT, dessen Ausmaße dem eines bescheidenen Opel Astras entsprechen. Fords Strom-Studie, der futuristische Airstream, hat nicht einmal Ansätze von Produktionsnähe, dafür aber eine schicke virtuelle Lava-Lampe im Fond.
Asien auf der Überholspur
Die Japaner wollen’s schneller können. Um einiges früher als die US-Giganten will Honda seine Brennstoffzellen auf den Markt bringen. Der EFX-Prototyp, der schon in Los Angeles und Tokio gezeigt wurde, soll schon in zwei Jahren in den Verkaufsräumen stehen. Toyota stellte gar Sportscoupe Studien mit 500 PS-Hybrid Motoren vor, die so seriennah daher kommen, dass man sich die unmittelbare Markteinführung erstaunlich gut vorstellen kann: Beschleunigungswerte von Null-auf-Hundert in flotten viereinhalb Sekunden, und das bei Verbrauchswerten in Bierglas-Größe.
Einen anderen Weg bestreitet Mazda. Hier wird die Zeit im wahrsten Sinne des Wortes zurückgedreht. Der vor ein paar Wochen in Los Angeles vorgestellte Nagare Concept Car war ein Blick fünfzehn Jahre in die Zukunft, der Ryuga stellt laut Mazda das Auto in zehn Jahren dar, im März in Genf werden es nur noch fünf Jahre sein, die Mazda in die Zukunft projiziert. Und im Herbst, auf der IAA in Frankfurt, soll das Konzept-Programm der rührigen Japaner einen serienreifen Wagen auf die (hoffentlich willigen) Autointeressierten loslassen.
Kein Bock auf Grünzeug
Deutsche Hersteller scheinen diesmal ein wenig den grünen Zug zu verpassen – bei Mercedes funkelte der Ocean Drive, ein viertüriges Pracht-Cabrio in Maybach-Massen und entsprechend durstiger Motorisierung. Audi zauberte einen weißen Super-Luxus Q7 mit 12-Zylinder Dieselmotor aus dem bayrischen Trachtenhut, BMWs altgedienter Wasserstoff-Siebener verstaubte in einer ungeliebten Ecke des ausufernden Stands der anderen Bayern. Dafür aber prangte der neue offene Rolls Royce in perfekt abgestimmten Scheinwerferlicht ein paar Gänge weiter. Porsche pfiff gar auf sämtlichen Öko-Bemühungen der Mitbewerber, stellte forsch die neue Cayenne Generation vor, versprach aber – als Nachgedanke sozusagen - für die aufgepeppte Baureihe eine zehn bis fünfzehn prozentige Benzinersparnis, was den Verbrauch des Turbo-Flagschiffes dann nach persönlicher Schätzung deutlich unter die 30Liter-Marke für die hundert Kilometer drücken dürfte.
Lieber Sex, als Sparwut
Die schönsten Project Cars der Detroit Show hatten mit dem Grünzeug nichts am Hut. Der Holden EFIJY ist eine tiefpurpurne Verbeugung vor den Gewaltschlitten der Fünfzigerjahre, und der australische Retro-Bomber hat einen sicherlich durstigen Siebenliter-Benziner unter der cool geschnittenen Haube ("Macht nix", beruhigte ein Stand-Australier, das Ding würde niemand jemals schneller als 20km/h fahren wollen. "Und dann hält sich Spritverbrauch in akzeptablen Höhen") Und Jaguars XF Studie, die in fast unveränderter Form, gut betuchte Käufer beglücken wird, ist sagenhaft schön und ehrlich. "Verbrauchswerte?", fragte sich laut ein englischer Bewunderer der betörenden Raubkatze. "Lade ich Giselle Bündchen in die Imbiss-Bude ein?"