Weltpremiere Mercedes stellt Elektroauto-Prototyp "Vision EQXX" mit erstmals 1000 Kilometer Reichweite vor

Ein Elektroauto fährt auf der Straße
Der Mercedes Vision EQXX
© Daimler AG
Solarzellen auf dem Dach, Künstliche Intelligenz im Cockpit und recycelte Materialien im Innenraum: Mercedes hat einen Elektroauto-Prototyp vorgestellt, der in Sachen Moderne und Nachhaltigkeit auf allen Ebenen überzeugen soll. Die ungewöhnlich hohe Reichweite soll für sich sprechen.

Das A und O bei einem Elektroauto ist seine Reichweite. Dem "Ecotest" des ADAC zufolge haben der Ford Mustang und der Polestar 2 Single Motor mit jeweils 480 Kilometern die größte Reichweite unter den mehreren dutzend getesteten Stromern. Auf Platz 3 folgt der Tesla Model X 100D mit einer Reichweite von 451 Kilometern. Der am Montag bei seiner Weltpremiere vorgestellte "Vision EQXX "von Mercedes soll dagegen auf mehr als das Doppelte kommen: Laut internen digitalen Simulationen bei Mercedes ist davon auszugehen, dass der rund 1750 Kilogramm schwere Prototyp nach WLTP eine Reichweite von über 1000 Kilometer im Straßenverkehr schafft.

Die ungewöhnlich große Reichweite des Vision EQXX hat Mercedes nach eigenen Angaben durch eine Optimierung sämtlicher Bauteile erreicht: Leichtbauwerkstoffe, ein "hocheffizienter" elektrischer Antriebsstrang, extrem rollwiderstandsarme Reifen, eine "ausgefeilte" Aerodynamik und modernste Software. Die Batterie mit einer Kapazität von 100 kWh könne dank eines höheren Siliziumgehalts und einer spezifischen Zusammensetzung mehr Energie speichern. Der Energieverbrauch soll bei weniger als zehn kWh pro 100 Kilometer liegen.

Die Batterie habe fast die gleiche Energiemenge wie der Akku des EQS – die elektrische Limousine von Mercedes – sei aber nur halb so groß und 30 Prozent leichter, sagt Adam Allsopp, Advanced Technology Director bei Mercedes-AMG High Performance Powertrains. Der EQS hat mit einer Reichweite von 784 Kilometern nach WLTP bisher die größte Reichweite unter den Mercedes-Elektrofahrzeugen.

Der Vorstandsvorsitzende der Daimler AG und Mercedes-Benz AG, Ola Källenius gibt an, dass die verwendete Batterie in einen Kleinwagen passe. Hinzukommen Solarzellen auf dem Fahrzeugdach, welche unter idealen Bedingungen bei Langstreckenfahrten bis zu 25 Kilometer zusätzliche Reichweite bringen sollen. Der rund 200 PS starke Vision EQXX soll die bisherigen technologischen Grenzen überwinden und den neuen Maßstab für Energieeffizienz setzen, heißt es von Mercedes.

Mercedes setzt auf nachhaltige Produktion

Außerdem seien bei der Entwicklung "Ressourcenschonung und bestmögliche Umweltverträglichkeit gleichberechtigte Entwicklungsziele" gewesen. So wurden die Materialen im Innenraum teils aus recycelten PET-Flaschen, Pilzen und einem aus Abfall hergestelltem, nachhaltigen Kunststoffersatz produziert. Die Teppiche bestehen laut Mercedes sogar zu 100 Prozent auf Bambusfasern. Der CO2-Fußabdruck werde durch die Verwendung von nachhaltigen Materialien erheblich reduziert, so der Autobauer.

Bei der Bedienung kommt Künstliche Intelligenz zum Einsatz, welche die Funktionsweise des menschlichen Gehirns nachahmen soll. Zur Ausstattung gehört zudem ein Echtzeit-3D-Navigationssystem.

Entwicklungen sollen in Modellproduktion einfließen

Mercedes hat den Vision EQXX in gerade mal 18 Monaten entwickelt. Dabei waren auch Experten aus der Formel 1 beteiligt. "Der Mercedes-Benz VISION EQXX zeigt, wie wir uns die Zukunft des Elektroautos vorstellen. In nur eineinhalb Jahren haben wir den effizientesten Mercedes aller Zeiten entwickelt", sagt Källenius. Markus Schäfer, Mitglied des Vorstands der Daimler AG und der Mercedes-Benz AG, Chief Technology Officer verantwortlich für Entwicklung und Einkauf kündigt an: "Das Technologieprogramm, das hinter dem Vision EQXX steht, wird zukünftige Modelle und Fahrzeugfunktionen von Mercedes-Benz neu definieren und ermöglichen."

Zwar soll ein fahrfertiges Einzelstück des Vision EQXX entstehen, dass aus dem Prototypen aber ein Serienfahrzeug wird, ist wohl unwahrscheinlich. Dennoch will Mercedes künftig viele der Entwicklungen in die Produktion der Kompakt- und Mittelklassefahrzeuge integrieren.