Toyota macht mit dem bZ3 einen weiteren Schritt in Richtung Elektromobilität. Die am Montag präsentierte Limousine soll als zweites Modell der bZ-Reihe in China auf den Markt kommen. Bei der Entwicklung arbeiteten über 100 Ingenieure des japanischen Autobauers mit Kollegen des chinesischen Elektroautobauers BYD und FAW Toyota, dem chinesischen Toyota-Ableger, zusammen, um ein Elektroauto mit "völlig neuer Struktur und neuem Design" zu entwickeln.
Die verbaute Lithium-Ionen-LFP-Batterie kommt von BYD, den Elektrifizierungstechnologien von Toyota. Man hat sich darum bemüht, die Degradation der Batterie, also den Leistungsverlust, zu reduzieren. Entwicklungsziel sei es, nach zwei Jahren noch eine Kapazität von 90 Prozent gewährleisten zu können, heißt es in einer Pressemitteilung. Die kantige Elektro-Limousine soll demnach mit einer Batterieladung mehr als 600 Kilometer weit kommen.
Mit einer Länge von rund 4,73 Metern und einer Breite von rund 1,84 Metern hat das Fahrzeug einen angegebenen Cd-Wert von 0,218. Sie setzt auf ein großes vertikales Display in der Form eines Tablets, worüber sich etwa die Musik- und Klimaanlage als auch die Kofferraumentriegelung bedienen lässt. Dabei ist eine Sprachsteuerung möglich und auch ein Smartphone ist kompatibel.
Der bZ3 basiert auf der hauseigenen e-TNGA-Plattform – genauso wie der Crossover bZ4X, der zu Jahresbeginn auf den Markt kam. Die Gestaltung der Fahrerposition soll dazu beitragen, dass die Muskeln während der Fahrt weniger beansprucht werden. Das E-Modell soll Fahrerinnen und Fahrern schließlich "ein neuartiges automobiles Erlebnis" bieten. Wann es auf den chinesischen Markt kommen soll und zu welchem Kaufpreis, hat Toyota noch nicht gesagt.
Toyota überprüft seinen Elektromobilitätsplan
Die Zahl der Elektrofahrzeuge im Sortiment von Toyota ist mit bislang einem vollelektrischen Pkw allerdings ziemlich überschaubar. Tatsächlich soll der 38 Milliarden Dollar schwere Elektromobilitätsplan, den die Japaner erst im vergangenen Jahr bekannt gegeben haben, bislang keineswegs wie gedacht verlaufen. Das berichtet Reuters und beruft sich dabei auf vier mit der Sache vertraute Personen. Der Nachrichtenagentur zufolge krempelt Toyota seine Strategie deshalb nun komplett um und hat mehrere seiner 30 Projekte zur Fahrzeugelektrifizierung gestoppt.
Demnach soll eine Arbeitsgruppe innerhalb des Unternehmens bis Anfang des kommenden Jahres Verbesserungen an der EV (electric vehicle)-Plattform herausarbeiten oder eine neue Architektur entwerfen. e-TNGA wurde 2019 vorgestellt und sieht vor, dass man Elektroautos wie auch Benzin- und Hybridautos gemeinsam produzieren kann – allerdings könnte Toyota dem Absatz des Elektroautomarktes mit der Plattform nicht gerecht werden.
Durch den Umbruch in der E-Auto-Strategie könnten sich die Markteinführungen bereits geplanter Fahrzeuge bei Toyota verzögern. Zugleich könnten die Japaner dadurch mit einem effizienteren Produktionsprozess der Konkurrenz besser standhalten. Und diese liegt vor allem in Tesla.
Tesla treibt weltweit größten Autobauer zum Strategiewechsel
Die Änderung der Strategie ist auf den großen Druck des US-Autobauers zurückzuführen, der die Elektromobilität mit hohem Tempo vorantreibt. Demnach befürchtet man beim weltgrößten Automobilhersteller, den Kampf um die Produktionskosten gegen Tesla zu verlieren.
"Was Herrn Terashis Bemühungen antreibt, ist die schneller als erwartete Markteinführung des Elektroautos und die rasche Übernahme von Spitzeninnovationen von Tesla und anderen", sagte eine der Personen über Shigeki Terashi, der Toyotas EV-Prüfung leitet. Terashi selbst antwortete nicht auf eine Bitte um Stellungnahme von Reuters.
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Um die Produktionskosten zu senken, soll man bei Toyota auf Verfahren schauen, die Tesla bereits anwendet. So erwägen die Japaner etwa die Einführung von Teslas sogenannter Giga Press, einer großen Gießmaschine, die in den Tesla-Werken die Arbeit rationalisiert hat. Auch das Wärmemanagement eines E-Autos stehe bei Toyota momentan auf dem Prüfstand: Zum Beispiel könnte die Klimatisierung der Fahrgäste und die Temperaturregelung des elektrischen Antriebsstrangs kombiniert werden, wie es Tesla bereits macht. Das könnte die Größe und das Gewicht einer Antriebsbatterie deutlich reduzieren und in der Folge Kosten in Höhe von mehreren Tausend Dollar pro Fahrzeug einsparen, heißt es.
Damit hat man bei Toyota jetzt wohl verstanden, dass der Marktführer Tesla ein ernstzunehmender Konkurrent ist – anders als vor einem Jahrzehnt, als sich der japanische Autobauer an dem US-Unternehmen beteiligte, bevor er die Kooperation ein paar Jahre später schließlich wieder aufgab.