In Folge der westlichen Sanktionen haben sich sehr viele Firmen aus Russland zurückgezogen. So auch der Autohersteller Renault. Die Fabriken stehen still und ohne Unterstützung des Mutterkonzerns lässt sich die Produktion nicht weiterführen.
Nun zeigt sich erstmals, wie der Kreml mit dem Problem umgehen wird: Eine Renault-Fabrik wurde in staatlichen Besitz überführt und soll offenbar unter staatlicher Regie weitergeführt werden. Renault hat den Verkauf seiner Anteile an die Stadt Moskau als "notwendige Entscheidung" bezeichnet. "Wir haben heute eine schwierige, aber notwendige Entscheidung getroffen und treffen eine verantwortungsvolle Wahl gegenüber unseren 45.000 Mitarbeitern in Russland", so CEO Luca de Meo. 2005 hatte Renault im Rahmen eines Joint Ventures mit der Stadt Moskau die Autoproduktion in Russland aufgenommen. Mit dem Verkauf endet eine Ära für Renault.
"Ich habe beschlossen, die Fabrik als Eigentum der Stadt einzustufen und die Produktion unter der historischen Marke Moskwitsch wieder aufzunehmen", erklärte Moskaus Bürgermeister Sergej Sobjanin, berichtet die "Moscow Times". "Wir werden im Jahr 2022 eine neue Seite in der Geschichte von Moskwitsch aufschlagen." Die "meisten" Mitarbeiter und Zulieferer des Renault-Werks sollen weiter beschäftigt werden. Moskwitsch ist heute nur noch ein Traditionsname und kein realer Konzern. 2001 endete die Produktion von Fahrzeugen, 2006 wurde die Firma liquidiert. Ihre Fahrzeuge prägten 75 Jahre lang das Straßenbild der UdSSR.
Kaum mehr als ein Name
Im Netz wurde sofort über den Plan mit Hinweis auf die überholten Modelle der Marke gewitzelt. Der Scherz liegt nahe, ist aber bedeutungslos, denn von Moskwitsch wird kaum mehr als der Traditionsname und ein Emblem für die neue Firma wichtig sein. Eine staatliche Übernahme der aufgegeben Produktionsstätten war zu erwarten, spannend dürfte der nächste Zug sein. Moskaus Bürgermeister dürfte kaum eigene, halbwegs moderne Autos entwickeln können. Aufgrund von möglichen juristischen Problemen kann man auch die Renault-Modelle nicht weiter produzieren.
Was für Autos werden gebaut
Die Fabriken westlicher Marken montieren in Russland die Fahrzeuge, die dazu nötigen Teile werden nur zum Teil in Russland produziert. Wesentliche Komponenten werden – beziehungsweise wurden – aus dem Westen importiert. Grundsätzlich ließe sich das Dilemma mit neuen Partnerfirma aus China lösen. Der nächste Moskwitsch wäre dann tatsächlich ein Peking Car.