Als der OX als Prototyp gezeigt wurde, waren alle begeistert. Ein leichter, unverwüstlicher Lastwagen extra konzipiert für Entwicklungsländer. Der OX wird als Bausatz billig verschifft und kann vor Ort zusammengesetzt werden. Dann wurde es still um den praktischen Wagen. Denn Bedarf ist zwar vorhanden, aber nicht die nötigen Mittel, um eine Serienproduktion anlaufen zu lassen. Automobildesigner Gordon Murray und der gemeinnützige Hersteller Global Vehicle Trust verfügen jedenfalls nicht über das nötige Kleingeld.
Geld kommt vom Öl-Multi
Nun will der Ölriese Shell den OX nach Indien bringen und finanziert ein maßgeschneidertes Modell, das in der zweiten Hälfte des Jahres 2018 ausgeliefert wird. Und dabei soll es nicht bleiben, sollte der OX sich bewähren, will Shell auch dafür sorgen, dass das Fahrzeug in den Markt kommt. "Bei dem 'OX to India'-Programm wird das Modell vor Ort in einer realen Umgebung erprobt", sagte Huibert Vigeveno, Executive Vice President, Shell Global Commercial. "Wir wissen, dass die eingeschränkte Mobilität in den schwer zugänglichen Gemeinden der Entwicklungsländer den Zugang zu wichtigen Dienstleistungen verhindert und es daher schwer wird, Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensqualität durchzuführen. Der OX hat das Potenzial, das zu ändern."
Das Konzept des OX ist revolutionär: Der leichte Lkw wird als Bausatz geliefert und wird vom Kunden zusammengesetzt. Das Ganze soll nicht viel schwieriger sein, als die Montage einer Schrankwand von Ikea. Der berühmte Designer von Formel-1-Boliden Gordon Murray hat das Gefährt im Auftrag von Torquil Norman und dessen Global Vehicle Trust entwickelt. Die Entwicklungskosten sind absurd niedrig: Vier Millionen Pfund wurden investiert.
Nur Ecken und Kanten
Der OX besteht aus graden Flächen, entweder bestehen sie aus Stahl oder aus verschraubten Plywood-Platten. Einfach zu montieren, einfach zu reparieren. Der OX hat auch ein Vorbild: das Africar aus den 80er Jahren, aber das Design eines Selbstmontage-Fahrzeugs ist komplett neu.
"Niemand hat einen Karton-Lkw jemals entwickelt. Die Probleme, die wir lösen mussten, sind ganz andere als bei Bausätzen für Möbel oder Fertighäuser. Da haben wir bei Null angefangen", sagte Murray zu Wired.
Bausatz mit 60 Teilen
Der OX-Bausatz umfasst etwa 60 Teile. Die Vorteile des Bausatzes sind einfach erklärt. Die Frachtkosten sinken erheblich. Sechs Stück passen in einen der üblichen 11-Meter-Container. In der Box geschützt, können sie in jeden Ort auf der ganzen Welt verschickt werden. Die Vor-Ort-Montage des OX kommt den dortigen Betrieben zugute. Drei Mann sollen etwa 12 Stunden für ein Modell benötigen. Der modulare Aufbau macht es einfach, Schäden zu reparieren. Auch andere Aufbauten lassen sich leicht vor Ort auf der Plattform realisieren. Die Technik wie Motor und Getriebe ist bei der Lieferung bereits im Fahrgestell integriert.
Konkurrenten für den OX dürften gebrauchte Pick-ups in Heavy-Duty-Ausführung sein. Besserer Unfallschutz und vor allem modernere Triebwerke machen diese Wagen aus den USA aber zunehmend uninteressanter für den Einsatz in Entwicklungsländern. Die Motoren sind anfälliger und lassen sich nur iun Fachwerkstätten reparieren und die Robustheit des Rahmens nimmt ab.