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Bidirektionales Laden im Alltag Europäisches Neuland

Ford F 150 Lightning
Ford F 150 Lightning
© press-inform - das Pressebuero
Immer mehr Elektroautos werben damit, bidirektional laden zu können. Was in den USA eine beliebte Ausstattung werden dürfte, ist in Europa weitgehend unbekannt - noch.

Die Amerikaner sind ein Volk von Sport- und Freizeitfans. Egal ob Fort Lauderdale, 27 Palms oder Auburn Hills - am Wochenende geht es raus aufs Land, in die Wälder und auf die See. Motorboote, Stand-Up-Paddle, Kühltasche oder die Luftmatratzen für das Campingzelt schreien laut nach einem Elektroschub, den zumeist ein Generator bieten musste, der auf der Ladefläche des Pick-Ups oder im Gepäckabteil des SUV mitgeführt wurde. Und auch Handwerker kommen an der Kurzzeitbaustelle oft nicht ohne Strom aus dem Diesel- oder Benzinaggregat aus. Viele der neuen Elektroautos machen Schluss mit dem Drang, einen Stromgenerator mit sich zu führen, denn sie können bidirektional Laden. Heißt, dass man die Fahrzeuge nicht nur an der Ladesäule oder am Schnelllader wieder aufladen kann, sondern dass diese Autos einen nennenswerten Teil ihrer Energie bei Bedarf gerne auch wieder abgeben.

Das ist zum einen möglich, wenn unterwegs ein elektrischer Verbraucher mit Strom versorgt werden muss oder das Auto zu einer festen Komponente des täglichen elektrischen Alltags wird, zu dem auch Haus oder Wohnung sowie Arbeitsplatz gehören. Den größten Nutzen hat die Funktion des bidirektionalen Ladens in Verbindung mit dem eigenen Haushalt. Elektrofahrzeuge können den Strom, den sie nicht benötigen, ins Hausnetz einspeisen (Vehicle-to-Home) und zukünftig auch zur Stabilisierung des Stromnetzes bereitstellen. Volkswagen, Audi oder Skoda bieten diese Technologie für ihre Elektromodelle mit dem großen 82-kWh-Akkupaket an. Die Technik ist in den Fahrzeugen verbaut und kann jederzeit per Datenübertragung (Over-the-Air Update) freigeschaltet werden. Der Stromtransfer und die Kommunikation mit der Technikzentrale erfolgen über eine spezielle DC-Wallbox für bidirektionales Laden. Einzige Voraussetzung für intelligentes Laden zu Hause bildet ein Heim-Energie-Management-System. Es kennt die Anforderungen der Verbraucher, sodass es deren Stromversorgung intelligent managen kann. Damit ist zum Beispiel das Laden mit selbst erzeugtem Sonnenstrom für Besitzer einer Photovoltaik-Anlage einfach. Bleibt die Frage, ob viele es jedoch nicht lieber sehen, dass das eigene Elektroauto mit vollem Akkupaket und jederzeit bereit zum Langstreckenstart in der eigenen Garage steht.

Für diese Kunden dürfte die Funktion entweder völlig uninteressant sein oder sie genießen einen möglichen Stromfluss unterwegs. Wer zum Camping mit dem Zelt unterwegs ist oder ein Elektroauto mit Anhängerkupplung für den eigenen Wohnwagen gefunden hat, dürfte die Funktion des bidirektionalen Ladens schnell zu schätzen gelernt haben, denn das Akkupaket des Fahrzeugs hat keine Mühe, Kaffeemaschinen, Elektropumpen oder andere Verbraucher mit Strom zu versorgen - egal, wo man sich gerade auf aufhält.

Das bidirektionale Laden ermöglichen zum Beispiel die beiden neuen Elektrofahrzeuge Hyundai Ioniq 5 und Kia EV6. Deren im Fahrzeugboden verbauter Akku kann dazu genutzt werden, externe Elektrogeräte mit 110- beziehungsweise 220-Volt-Wechselstrom zu versorgen oder bei Bedarf auch ein anderes Elektrofahrzeug aufzuladen. Ermöglicht wird diese Bidirektionalität durch eine eigens entwickelte Ladekontrolleinheit (Integrated Charging Control Unit), die als Weiterentwicklung des On-Board-Chargers beide Laderichtungen ermöglicht. Die ICCU verfügt über die neue "Vehicle-to-Load"-Funktion, mit der ohne zusätzliche Komponenten Energie aus der Fahrzeugbatterie entnommen werden kann. Über die V2L-Funktion, die Strom mit einer Leistung von bis zu 3,5 kW liefert, können eine mittelgroße Klimaanlage und ein 55-Zoll-Fernseher bis zu 24 Stunden lang betrieben werden.

In den USA wird der sehnlichst erwartete Ford F-150 Lightning eines der ersten Volumenfahrzeuge sein, der über die Technik des bidirektionalen Ladens verfügt. In den USA, wo es durch Schneestürme oder Hurricans immer wieder Stromausfälle gibt, kann ein Full-Size-Pick-Up wie der Ford F-150 Lightning den Haushalt mit der so wichtigen Energie versorgen. Hierzu hat Ford das Paket der sogenannten Intelligent Backup Power entwickelt, die erstmals im F-150 Lightning zum Einsatz kommt. Sie bietet Kunden die Möglichkeit, die bidirektionale Stromtechnologie ihres vollelektrischen Pick Ups zu nutzen, um ihr Zuhause während eines Stromausfalls mit Energie zu versorgen - egal ob die Bewohner des Hauses bei einem Sturm Schutz suchen oder bei einer Hitzewelle einen kühlen Kopf bewahren wollen. Bisher haben die meisten Hausbesitzer für solche Zwecke ein stattliches Notstromaggregat in Garage oder Keller, das dann zum Einsatz kommt.

Das große Batteriepaket des F-150 Lightning kann bis zu 131 Kilowattstunden Energie speichern und bis zu 9,6 Kilowatt Leistung liefern - sauberer, leiser und deutlich effizienter als diesel- oder benzinbetriebene Generatoren und mit einer größeren Kapazität als viele Wandbatterieeinheiten. Mit Intelligent Backup Power und dem Home Integration System schaltet sich der F-150 Lightning automatisch ein, wenn das Stromnetz ausfällt. Sobald die Stromversorgung wiederhergestellt ist, schaltet das System automatisch auf das Stromnetz zurück. Ausgehend von einem durchschnittlichen US-Haushalt mit einem Verbrauch von 30 Kilowattstunden pro Tag bietet der F-150 Lightning mit Batterie dem großen Akkupaket eine vollständige Stromversorgung für bis zu drei Tage. Geht man zurückhaltend mit dem Hausstrom um, ist mehr als eine Woche drin.

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