Rabattschlacht am Automarkt Schnäppchen in (fast) allen Klassen

In Paris feiert die Autobranche, aber auf dem deutschen Markt sieht es trostlos aus. Viele Hersteller bieten ihre Wagen mit rabiaten Rabatten an. Den Opel Astra gibt es zum attraktiven Kampfpreis. Nur VW und die Premiumhersteller halten sich zurück.

Auf dem Pariser Autosalon feiert sich die Autobranche. Die Krise ist überwunden, die Firmen melden Rekorde und mit einer Armada von Elektrofahrzeugen soll die Energiewende gelingen.

Mit den Verhältnissen auf dem deutschen Automarkt hat die Pariser Jubelfeier jedoch nichts zu tun. In Deutschland trinkt die Branche Essig statt Champagner – zumindest was die Autokäufe angeht. Der Markt an Nutzfahrzeugen und das Dienstwagengeschäft sind zwar angesprungen. Und auch die Besserverdienenden gönnen sich wieder automobile Spielzeuge, die Masse der normal verdienenden Kunden hält sich beim Autokauf zurück. Die Rezession nach der Abwrackprämie ist noch lange nicht überwunden.

Und das hat Folgen: Die Untersuchung "Rabatt-Index" des Center Automotive Research (CAR) der Universität Duisburg-Essen zeigt, was für ein gnadenloser Preiskampf auf dem deutschen Automarkt entbrannt ist. Der Käufer scheint nur auf ein Signal anzuspringen, und das sind deutliche Rabatte. Die direkten Preisnachlässe drängen inzwischen die "All Inclusive"- oder "Flatrat"-Modelle zurück. Vereinfacht gesagt: Der Kunde bekommt bei diesen Finanzierungsmodellen vor allem ein Plus an Service zu einer attraktiven Monatsrate. Inzwischen geht es aber nicht um ein "Mehr" an Leistungen, sondern nur noch um ein "Weniger" beim Preis.

Preissenkungen bei vielen Modellen

Kunden profitieren von dem verstärkten Wettbewerb, denn inzwischen werden nicht nur schwerverkäufliche Modelle günstig angeboten, sondern auch viele attraktive Fahrzeuge. Opel steht unter enormen Druck. Der Familienliebling Meriva wird allerdings nicht bundesweit verschleudert, ihn gibt es nur bei regionalen Händleraktionen und als jungen Gebrauchten billiger. Dafür wird der Einstiegspreis des Opel Astra beim Limited-Sondermodell um 2900 Euro auf 13.990 Euro gesenkt. Obendrein gilt die erweiterte Opel-Garantie. Auch wenn man an dem Wort "lebenslang" Anstoß nehmen kann, beträgt der Kostenvorteil mindestens 1200 Euro. Genauso attraktiv ist das Angebot für den Corsa Limited – ihn gibt es für weniger als 9000 Euro ebenfalls mit "lebenslanger" Garantie.

Mit ähnlich rabiaten Methoden will Hyundai seinen Marktanteil erhalten. Bei den ohnehin knapp kalkulierten Baureihen i10, i20 und i30 wurde bei den "Edition Plus"-Modellen der Rotstift angesetzt. Die Ersparnis beträgt bis zu 2000 Euro. Der Kompaktwagen i30 erhält zudem fünf Jahre Garantie. Bei Landrover bekommt man einen enorm preisgünstigen Einstieg in die SUV-Klasse. Der Freelander XE ist nicht nur besser ausgestattet als das alte Einstiegsmodell, sein Preis wurde zudem auf 25.900 Euro gesenkt. Das macht eine Ersparnis von fast 6000 Euro.

Bei den Kleinwagen bietet Fiat für seinen Panda im Rahmen einer Abwrackaktion weiterhin fast 40 Prozent Rabatt an. Den Renault Clio gibt es zum Preis von vor 20 Jahren. Sehr attraktiv sind auch die Sommerangebote von Toyota für die Modelle Auris und Yaris. Über 30 Prozent Rabatt erhält man beim Citycar-Angebot für den Nissan Micra. Als Familienlastesel dienen sich Peugeot Partner und Citroën Berlingo an, bei ihnen gibt es Rabatte in Höhe von etwa 5000 Euro. Eine Übersicht über alle Rabattaktionen finden Sie in der Rabattdatenbank von stern.de. Gleichzeitig steigt bei vielen Marken erneut der Anteil an Eigenzulassungen. Diese Fahrzeuge werden nach kurzer Zeit als Tages- oder Kurzzulassungen deutlich billiger angeboten.

Starke Marken geben kaum Rabatt

Die Premiumhersteller halten sich zurück. Hier gibt es bei Neuwagen nur punktuelle Aktionen. Interessant sind bei ihnen die Programme, die gebrauchte Dienstwagen und Leasingfahrzeuge in den Markt bringen sollen. Während es bei den Neuwagen lange Lieferzeiten gibt, werden bei den Gebrauchten Verkaufspreise niedriger angesetzt, als ursprünglich kalkuliert, außerdem gibt es günstige Finanzierungsangebote.

Der Preisdruck zeigt deutlich, bei wem es gut läuft. Volkswagen kann es sich leisten zu knausern. Schließlich drängt der Erfolg des Polo vergleichbare Fahrzeuge anderer Hersteller in die Rabattfalle. Nur für den in die Jahre gekommenen Fox gibt es im Rahmen eines "All Inclusive"-Angebots bei VW einen Rabatt von fast 15 Prozent. Wer einen Volkswagen günstiger kaufen möchte, muss regionale Händleraktionen abwarten oder auf das nächste Sondermodell spekulieren. Nach der zumindest optischen Erneuerung der VW-Fahrzeugpalette sollte man aber keine Wunder erwarten. Auch mit strikter Preisdisziplin kann VW den Marktanteil steigern. Immerhin ist das ein Zeichen, dass Geiz nicht alles ist, und dass eine konservative Verkaufstrategie von gutem Werterhalt und soliden Produkten auf Dauer erfolgreicher sein kann als Ramschaktionen.