Prozessbeginn Landwirt verklagt VW – "Haftung für die Folgen des Klimawandels"

Ulf Allhoff-Cramer, Landwirt, steht in einem Roggen-Feld vor seinem Traktor.
Landwirt Ulf Allhoff-Cramer aus Detmold hat den Autokonzern VW verklagt. Der Prozess beginnt am Freitag.
© Lino Mirgeler / Picture Alliance
Ein Bauer aus Nordrhein-Westfalen zieht gegen VW vor Gericht. Der Landwirt und Greenpeace werfen dem Autobauer vor, mitverantwortlich für den Anstieg der CO2-Emissionen und den Klimawandel zu sein. Der Prozess beginnt am Freitag.

Vor dem Landgericht Detmold in Nordrhein-Westfalen wird am Freitag die Klage eines Bio-Bauern und der Umweltschutzorganisation Greenpeace gegen den Volkswagen-Konzern und dessen CO2-Emissionen verhandelt. Der Landwirt hat einen Hof in Detmold und klagt auf Unterlassung der "übermäßigen" Emissionen von Kohlendioxid. 

Vor dem Beginn des Prozesses hat der Auto-Konzern die Klage als "unbegründet" zurückgewiesen. Der Kläger fordere eine "individuelle Haftung für allgemeine Folgen des Klimawandels" und das könne "aus unserer Sicht keinen Erfolg haben", erklärte der Wolfsburger Autobauer. "Wir werden daher die Abweisung der Klagen beantragen."

VW soll keine Verbrennungsmotoren mehr verbauen 

Der Eigentümer eines landwirtschaftlichen Bio-Betriebs in Detmold möchte erreichen, dass VW bis 2029 nur noch maximal 25 Prozent seiner verkauften Wagen und leichten Nutzfahrzeuge mit Verbrennungsmotoren ausrüsten darf. Ab 2030 soll der Konzern gar keine Fahrzeuge mehr mit solchen Motoren bestücken dürfen. Bis dahin soll VW nach dem Willen des Klägers zudem seine CO2-Emissionen um 65 Prozent gegenüber 2018 senken.

"In einer freiheitlich-demokratischen Rechtsordnung sind die wesentlichen Entscheidungen durch den Gesetzgeber zu treffen", erklärte VW dazu am Dienstagnachmittag. Auseinandersetzungen vor Zivilgerichten durch Klagen gegen "einzelne dafür herausgegriffene Unternehmen" seien nicht geeignet, um den komplexen Herausforderungen des Klimaschutzes gerecht zu werden. Außerdem trage Volkswagen mit einem breiten Angebot elektrifizierter Fahrzeuge zu einem schnellen Umstieg auf die Elektromobilität bei.

VW mitverantwortlich für Klimawandel

Der Landwirt und Greenpeace werfen VW nicht nur vor, als einer der weltgrößten Autohersteller mitverantwortlich für den Anstieg der CO2-Emissionen und den Klimawandel zu sein, sondern auch schon seit Jahrzehnten von diesen Gefahren gewusst zu haben. Recherchen hätten ergeben, dass der Vorstand des Konzerns "spätestens seit 1983 über die drohenden Folgen der Erderhitzung und den Schadensanteil von Autos mit Verbrennungsmotor" informiert gewesen sei, erklärte Greenpeace am Mittwoch.

Den Recherchen zufolge, über die auch der SWR berichtete, warnte damals in einer Vorstandssitzung ein Vorstandsmitglied vor den Folgen des steigenden Kohlendioxid-Ausstoßes (CO2) im Verkehr und dem drohenden Klimawandel. Verwiesen wurde dabei demnach auf jüngste US-Studien zu "weitreichenden Konsequenzen im Zusammenhang mit Klimaveränderungen". Die Studien hätten auch Maßnahmen zur Vermeidung der weiteren Verbrennung fossiler Kraftstoffe aufgezeigt.

AFP
lhi

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