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IFA 2019 Schick, schlank - und mehr wie ein Smartphone: Der zweite Frühling des Notebooks

Acer Swift 5
Moderne Notebooks wie das Acer Swift 5 haben viel mit Smartphones gemeinsam
© Acer / Hersteller
Mit der Ära des Smartphones hat der Laptop gewaltig an Attraktivität eingebußt. Doch am Ende ist er noch lange nicht. Mit neuen Formfaktoren und cleveren Ideen beleben die Hersteller die einst zum Scheitern erklärte Kategorie. Und lernen dabei viel vom Smartphone.

Als Steve Jobs 2010 das erste iPad vorstellte, beschwor er das Ende des Computers - und vor allem des Laptops herauf. Wir würden alle stattdessen auf Tablets setzen, so die Prognose. Doch als Arbeitswerkzeug blieben die mobilen Rechner ungeschlagen. Während Tablets mit der Surface-Serie und dem iPad Pro als zunehmend potente Arbeitswerkzeuge auch in diesem Bereich wildern, erlebt auch das klassische Notebook einen zweiten Frühling - mit vielen Features, die bei Smartphones längst selbstverständlich sind.

Dass viele Kunden beim Laptop zuerst an Langeweile denken, hängt wohl auch damit zusammen, dass man die Geräte inzwischen viel seltener ersetzt als früher. Auch, weil das Smartphone sie längst als Hauptgerät ersetzt hat. "Wenn die Kunden das letzte Mal vor 6, 7 Jahren einen Laptop gekauft haben, verbinden sie mit dem Begriff oft alt, dick und schwer. Seitdem hat sich aber viel getan", erklärt Marcel Behm die Veränderung in der Wahrnehmung. Er ist bei Acer für die Mobilen Produkte verantwortlich.

Notebooks im Wandel

Dabei haben Notebooks sich in den letzten Jahren gewaltig verändert, sind deutlich vielseitiger geworden. Da sind die besonders leistungsstarken Gaming-Laptops, die weiterhin gerne vier Kilo und mehr wiegen. Dann gibt es die Hybriden, die sich durch Umklappen oder Abnehmen als Tablet nutzen lassen. Bei den Kunden sind die schlanken Ultrabooks aber besonders beliebt. Hatte Apple mit dem Macbook Air noch ein Ausnahmegerät geschaffen, hat sich der dünne Formfaktor des Ultrabooks seither als gängigste Bauweise etabliert. "Wir merken, dass die Kunden den schlanken Formfaktor enorm schätzen. Die Verkäufe haben sich im letzten Jahr knapp verdoppelt", sagt Behm.

Doch nicht nur beim schlanken Design orientieren die Hersteller sich am Smartphone. Die Kunden haben sich längst an mobiles Netz, lange Laufzeiten und Einloggen ohne Passwort gewöhnt. Bei Notebooks sind viele dieser Features aber immer noch nicht selbstverständlich. Vor allem bei jungen Kunden konnte man so schwer punkten, gab Lenovo in seiner IFA-Pressekonferenz zu - und orientierte sich entsprechend wie die Konkurrenten bei den neuen Geräten deutlich am Lieblings-Gerät des modernen Kunden.

Das Notebook lernt vom Smartphone

Die gerade auf der IFA vorgestellten Geräte bekommen wohl auch deswegen immer mehr Neuerungen, die man aus dem Smartphone-Sektor kennt. Eine stetig zunehmende Anzahl bietet mit LTE eine autarke Internetversorgung. Die Ränder sind geschrumpft, erlauben so größere Displays in immer noch kleinen Gehäusen. Trotzdem halten die Akkus länger. Und: Wie bei vielen Smartphones verfügen sie über eine Schnelllade-Funktion, die das Gerät in nur einer guten Viertelstunde mit bis zu zwei Stunden Laufzeit versorgt.

Auch der Touchscreen feiert ein Comeback. Nachdem eine Zeit lang jedes Notebook mit Touch daherkam, sah es eine Weile so aus, als würde er mit Ausnahme spezialisierter Modelle wieder verschwinden. Jetzt kommt wieder fast jedes neue Modell mit Fingerbedienung. Neben der besseren Unterstützung durch Windows 10 hat das einen sehr einfachen Grund, erklärt Behm. "Touchscreen werden bei den ultradünnen Notebooks mehr und mehr zum Standard. Gegen vergleichsweise geringen Aufpreis."

Passwort ade

Neben dem Touchscreen hatten sich Fingerabdruck-Sensoren als eines der ersten Smartphone-Features auch bei Laptops durchgesetzt. Das Eingeben von Passwörtern kann man den Kunden schon lange nicht mehr zumuten. Den Trend zur Gesichtserkennung gibt es zwar ebenfalls schon eine Weile, allerdings in erster Linie in Business-Modellen. Bei den neuen Lenovo-Laptops ist der nun auch bei den Consumer-Serien verbaut.

Anders als bei den Business-Modellen muss man sich dort aber zwischen Gesichtserkennung und Privatsphäre entscheiden. Während Geschäfts-Kunden auch beim Infrarot-Modell die Kamera per Schalter abknipsen können, gibt es bei den Konsumenten-Laptops nur jeweils eines der beiden Features.

Schafft das Notebook die Wende?

Ob sich mit den neuen Modellen eine Trendwende schaffen lässt, muss sich zeigen. Die PC-Verkaufszahlen sinken seit Jahren. Obwohl sie im Sommer 2018 kurzzeitig wieder nach oben gingen, brachen sie im letzten Quartal 2018 wieder ein. Besonders die klassischen Notebooks fielen in den Verkäufen stark ab. Bei Ultrabooks sah das Ergebnis deutlich weniger dramatisch aus. Während gut 25 Prozent weniger Notebooks verkauft wurden als im Weihnachtsquartal 2017, lagen die Einbußen bei Ultrabooks nur bei neun Prozent. Vor dem Smartphone wird sich die Geräteklasse aber sicher nicht mehr platzieren.

Doch nicht nur die klassischen Notebook-Hersteller scheinen Hoffnung zu sehen. So stieg Microsoft erst vor wenigen Jahren überhaupt in den Markt ein, legte nach dem teuren Surface Book mit dem Surface Laptop und dem günstigen Surface Go sogar noch mehrfach neue Modelle nach. Samsung dagegen hatte sich eigentlich aus dem Notebook-Geschäft zurückgezogen. Im Sommer stellte der Konzern dann überraschend doch wieder ein neues Ultrabook vor. Beim Galaxy Book S sorgte vor allem der Prozessor für Aufsehen. Als erster Hersteller verbaute Samsung einen Snapdragon-Prozessor in einem Notebook. Die von Qualcomm stammenden ARM-Chips kannte man bisher nur aus anderen Geräten - nämlich aus Tablets und Smartphones.

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