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US-Wahl und Wikileaks Wie der "Verräter" Julian Assange zum Helden der Rechten wurde

Seit dem Sieg Donald Trumps feiert die amerikanische Rechte ihre Helden. Einer ist Wikileaks-Gründer Julian Assange. Vor Kurzem wollte man den vermeintlichen Verräter noch am liebsten tot sehen.

Die Amerikaner haben gewählt: Donald Trump wird der 45. Präsident der USA. Seine Anhänger feiern, die verhasste Hillary Clinton hat verloren. Das kreiden die Trump-Wähler auch Julian Assange an. Der Wikileaks-Gründer ist in den letzten Wochen vom Feindbild zum Helden der Rechten in Amerika geworden. Wie ist es dazu gekommen?

Mit seinen Enthüllungen über potenzielle Kriegsverbrechen von US-Militärs, Unmengen von Depeschen aus dem diplomatischen Dienst der USA und Geheimdokumenten aus Guantanamo stellten der Australier und seine Enthüllungsplattform Wikileaks die USA ab 2010 regelmäßig an den Pranger.

Vom Verräter zum Helden

Gerade konservativen Politikern und Medien schmeckte das gar nicht. Im republikanischen Hofsender Fox-News wurde die Todesstrafe gefordert, der rechte Talk-Radio-Star Rush Limbaugh wollte Assange an einem Baum aufknüpfen. Die ehemalige Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin fragte, warum man Assange nicht mit den Terroristen von al Kaida gleichsetzte. Assange war Verräter und Staatsfeind. Als er in Schweden der Vergewaltigung bezichtigt wurde und sein Aufenthaltsland England die Auslieferung erwägte, rettete sich Assange in die Londoner Botschaft von Ecuador. Er fürchtete, Schweden würde ihn an die USA übergeben, wo ihm mindestens eine lange Haftstrafe drohte. Jetzt ist auf einmal alles anders.

#freejulian statt Todesdrohung

Ausgerechnet die amerikanische Rechte sieht Assange seit einigen Wochen als ihren Helden. Unter dem Hashtag #freejulian fordert sie, die Vorwürfe gegen ihn fallen zu lassen. Selbst der ehemalige Chef des Ku-Klux-Klan und republikanische Senats-Kandidat, David Duke, bedankte sich per Twitter bei Assange - er habe Amerika die Freiheit gebracht.

Der Grund für die plötzlichen, überschwänglichen Sympathiebekundungen dürfte in den letzten Wikileaks-Aktionen liegen. Assange und Co. hatten in einer Serie von Hillary-Leaks Zehntausende E-Mails von Trumps Rivalin und ihrem Wahlkampfteam veröffentlicht. Zudem hatte der Wikileaks-Account auf Twitter regelmäßig Clinton-kritische Texte geteilt. Für viele Beobachter ist klar: Zusammen mit den FBI-Ermittlungen gegen sie haben die Leaks Clintons Ansehen schwer geschadet.

Assange selbst betonte vor wenigen Tagen allerdings, die Kampagne habe sich nicht gegen Hillary im Speziellen gerichtet. Zu Trump und den Kandidaten dritter Parteien habe man schlicht keine geheimen Dokumente besessen, die man leaken konnte, erklärte Assange in einer handschriftlichen Notiz. Auch eine Steuerung Wikileaks durch Russland wies er zurück.

Assange sympathisiert mit Tea Party

Politisch steht Assange schon länger einem Flügel der Republikaner nahe. Bereits 2013 äußerte er Bewunderung für den republikanischen Politiker Ron Paul und seinen Sohn Rand, der sich recht erfolglos um die republikanische Kandidatur beworben hatte. Beide gehören dem libertären Flügel der US-Partei an, die für eine radikal freiheitliche Gesellschaft mit extrem geringer staatlicher Beteiligung steht. Auch die bekannte Tea Party gehört zu diesem Flügel. Assange bezeichnete die Libertären als einzige Hoffnung Amerikas. Ob sie Trump auch als Hoffnung sehen, ist unbekannt.  

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