Das Hacker-Kollektiv Anonymous sorgte in den vergangenen Wochen für Schlagzeilen: So sollen die Internetaktivisten die Website der US-Behörde CIA lahmgelegt und geheime Telefonate zwischen Scotland Yard und FBI abgehört haben. Jetzt haben die Gesetzeshüter zurückgeschlagen: Bei einem international abgestimmten Polizeieinsatz in 15 Städten sind 25 mutmaßliche Hacker der Gruppe Anonymous festgenommen worden.
Laut Interpol richtete sich die Razzia gegen "koordinierte Cyber-Attacken, die von Argentinien, Chile, Kolumbien und Spanien ausgingen". Dabei wurden mehr als 250 Computer und Handys sowie Kreditkarten und Bargeld beschlagnahmt. In Spanien sollen vier mutmaßliche Anonymous-Aktivisten festgenommen worden sein, in Argentinien zehn, fünf in Kolumbien und sechs in Chile.
Die Hacker sollen unter anderem die Webseiten des kolumbianischen Verteidigungsministeriums, der Nationalbibliothek in Chile und des Stromunternehmens Endesa attackiert haben. Zum Teil hinterließen die Online-Aktivisten im Alter von 17 bis 40 Jahren Verunzierungen von Politikern mit Reißzähnen.
"Operation Unmask"
"Diese Operation zeigt, dass Verbrechen in der virtuellen Welt reale Auswirkungen auf die Verantwortlichen haben", erklärte Interpol. Das Internet könne nicht als "sicherer Raum für kriminelle Aktivitäten" angesehen werden. Die Vorwürfe wiegen schwer: So sollen die spanischen Festgenommenen persönliche Daten von Leibwächtern des spanischen Regierungschefs und von Mitarbeitern der Polizei im Internet veröffentlicht haben. Zudem sollen sie Webseiten blockiert und manipuliert haben.
Der internationale Einsatz unter dem Code-Namen "Operation Unmask" wurde bereits Mitte Februar eingeleitet. Einer der in Spanien Festgenommenen soll den Angaben zufolge für die Verwaltung der Infrastruktur von Anonymous in Spanien und Lateinamerika zuständig gewesen sein. Für seine Planung nutzte er Server in Bulgarien und Tschechien, seine Internet-Decknamen waren "Thunder" und "Pacotron".
Das Hacker-Netzwerk revanchierte sich kurz nach den Festnahmen mit einem Angriff auf die offizielle Webseite von Interpol. Die Seite soll mehrere Stunden nicht erreichbar gewesen sein. Via Twitter verkündete die Gruppe: "Interpol Tango Down. Wir können nicht sagen dass uns das wirklich überrascht". Die Redewendung "Tango Down" wurde ursprünglich von Spezial-Einsatzkräften des Militärs verwendet, wenn ein Ziel erfolgreich ausgeschalten wurde. Mittlerweile nutzen auch Hacker die Floskel, wenn eine Seite zum Absturz gebracht wurde.
Anonymous ist eine lose Vereinigung von Internetaktivisten, die sich in den vergangenen Jahren zu einer Reihe von Cyberattacken bekannt haben. Nach eigener Darstellung wollen sie damit für Freiheit im Internet eintreten. Die Nato stuft die Gruppe als "Bedrohung" ein.