Absurdes Problem Tesla-Fahrer im eigenen Wagen eingesperrt: Ist eine kleine Batterie leer, bleiben die Türen zu

Rang 7: Tesla  Die Tesla-Aktie ist wieder im Aufwind und zurück in den Top-Ten. Börsenwert von Elon Musks Elektroautounternehmen: 830 Milliarden Dollar.
CEO Elon Musk bei der Eröffnung des Tesla-Werks Grünheide
© Patrick Pleul / DPA
Wie kaum ein Unternehmen steht Tesla für Modernisierung im Autodesign. Durch ein kleines Detail kommen aber immer wieder Fahrer nicht mehr in ihre Wagen – oder werden gar darin eingesperrt.

Ein riesiges Display im Armaturenbrett, Touch statt Bedienknöpfe, Türen öffnen per App: Auch wenn Tesla vor allem als Vorreiter für Elektroantriebe wahrgenommen wird, war Elon Musks Unternehmen bei zahlreichen anderen Details seiner Wagen früh darauf bedacht, einen modernen Eindruck zu hinterlassen. Bei der elektrischen Türöffnung kann das aber zu Problemen führen. Ein kleiner Fehler reicht.

Diese Erfahrung machte auch Rick Meggison. Der 73-Jährige stieg Ende Juni in seinen in der heimischen Garage stehenden Tesla Y. Und plötzlich ging nichts mehr. "Das gesamte Auto war einfach tot", erinnert er sich gegenüber "ABC". Doch der Wagen weigerte sich nicht nur zu starten: Meggison kam nicht einmal mehr heraus. "Ich konnte die Türen nicht öffnen. Ich konnte das Fenster nicht mehr herunterlassen. Der Computer ging einfach nicht mehr an, ich kam nicht mal mehr ans Handschuhfach."

Eine kleine Batterie als Schwachstelle

Das lag allerdings nicht an der Hauptbatterie, die den Motor antreibt. Die funktionierte wunderbar. Stattdessen war eine deutlich kleinere das Problem: Eine unter der Kühlerhaube versteckte 12V-Batterie steuert das Innenleben der Wagen. Und hatte offenbar beim Einsteigen den Geist aufgegeben.

Für Meggison hätte das schlimm ausgehen können. "Es war einer der heißeren Tage", erinnert er sich. Das will in Arizona etwas heißen: Der US-Bundesstaat leidet regelmässig unter extremer Hitze, eine Hitzewelle im Frühsommer hatte in der Hauptstadt Phoenix fast drei Wochen lang jeden Tag für Temperaturen über 43 Grad Celsius gesorgt. Als Meggison in seinem Wagen eingesperrt wurde, lag die Außentemperatur bei 37 Grad. "Ein paar Stunden im Auto gefangen zu sein, wäre wirklich gefährlich gewesen."

Zu seinem Glück kam es bei ihm nicht dazu. Wie durch ein Wunder gelang es seiner herbeigerufenen Schwester mit der Tesla-App trotz des Stromausfalls, den Wagen zu öffnen. Dabei wurde allerdings ein Fenster beschädigt. Der herbeigerufene Teslaservice notierte, dass die Batterie getauscht werden müsste.

Kein Einzelfall

Meggison ist nicht alleine. Immer wieder gibt es Berichte, dass Tesla-Besitzer wegen der ausgefallenen Batterie den Wagen nicht verlassen können – oder erst gar nicht hereinkommen. In Texas stand etwa Dennis Hegstad hilflos vor seinem in der Auffahrt geparkten Tesla Model 3. Die Schlüsselkarte reagierte nicht, die App gab an, den Wagen nicht finden zu können. "Das ist einfach frustrierend wie Sau" machte er seinem Ärger beim damals noch Twitter genannten Kurznachrichtendienst X Luft. "Was genau soll man machen, wenn es so heiß ist, dass der Tesla nicht mehr reagiert?"

Auch "Top Gear"-Moderator James May konnte seinen Tesla S nicht mehr öffnen, weil die kleine Batterie gestorben war. Ihm lieferte der Konzern auch eine Erklärung, wie er bei Youtube berichtet. Dem Hersteller zufolge laden die Wagen die Batterie zwar mit, wenn sie am Kabel stecken. Ist die große Batterie aber voll, wird sie nicht mehr weiter geladen. Selbst wenn sie sich langsam leert. Für May, der seinen Tesla länger in der Garage stehen ließ, reichte die Ladung dann nicht mehr. Die Information half ihm zunächst wenig: Um die kleine Batterie laden zu können, hätte er die Kühlerhaube öffnen müssen. Doch auch deren Schloss wird von der leeren Batterie gesteuert. Erst durch einen versteckten Nothebel kam er an den Mini-Akku.

Youtuber und Autosammler Tom Exton wurde von seinem 10 Tage alten Model Y nach 15 Minuten Fahrt aufgefordert, als Notmaßnahme an den Straßenrand zu fahren. Dann schaltete sich der Wagen einfach ab. Inklusive der Türöffnungen. Auch er konnte nur durch die Notöffnung den Wagen verlassen.

Versteckte Notöffnung

Dass diese in allen aktuellen Tesla-Modellen auch für die Türen existiert, scheinen die meisten Betroffenen gar nicht gewusst zu haben. Der einfache Grund: Die Notentriegelung ist ziemlich versteckt, man findet sie höchstens nach einem Blick ins Handbuch. "Die Notöffnungen sind nicht markiert. Wenn man nicht davon weiß, würde man nie ahnen, dass sie dort sind", klagt auch Meggison, der erst nach seiner Rettung vion ihnen erfuhr. Zu finden ist dieser Notschalter als kleiner Hebel neben der Fenstersteuerung. Allerdings lassen sich in mehreren Modellen ohne Strom nur die Vordertüren öffnen.

Skurril: Gleich mehrere der Ein- und Ausgesperrten berichteten, dass beim Notöffnen die Scheiben des Teslas beschädigt wurden. So auch Exton. Obwohl er sich genau an die Anweisung gehalten habe, "hat die Notöffnung irgendwie die Scheibe der Fahrerseite beschädigt"; klagte er bei Twitter. Sein Verdacht: Weil der Strom fehlte, habe der Wagen das Fenster nicht wie sonst beim Öffnen minimal nach unten gefahren. Und die Scheibe blieb am Rahmen hängen.

Zumindest der in Arizona eingeschlossene Meggison nimmt die Situation im Nachhinein mit Humor. "Man fährt ja quasi einen Computer", lacht er gegenüber "ABC" darüber. "Und wir alle wissen, was immer mal mit Computern passieren kann."

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