Neue App Threads Absage von Datenschützern: Instagrams Großangriff auf Twitter erscheint nicht in Europa

Neue App Threads: Threads ist Metas Alternative zu Twitter
Threads ist Metas Alternative zu Twitter
© Christoph Dernbach/ / Picture Alliance
Am Donnerstag ist Instagrams Twitter-Alternative Threads herausgekommen. Aber nicht in Europa. Ist der Datenhunger zu groß?

Glaubt man Debatten bei Twitter, warten viele Nutzer nur darauf, endlich auf den Konkurrenten Thread wechseln zu können. Die auf Instagram beruhende App erscheint am Donnerstag. Doch europäische Nutzer müssen sich wohl gedulden: Threads ist zwar in 100 Ländern erschienen, Europa wurde aber ausgespart. Schuld sollen die europäischen Gesetze zum Schutz der Nutzerdaten sein.

Das meldet der irische "Independent" unter Berufung auf die irische Datenschutzbehörde. Man sei mit der Firma in Gesprächen zu dem neuen Angebot, bestätigte die Behörde der Zeitung. Eine Einführung in Europa ist demnach aber "zum aktuellen Zeitpunkt" noch nicht vorgesehen. Das betrifft auch die Web-Version des Dienstes. Zwar kann man auch in Europa dort Inhalte abrufen. Will man aber posten oder auch nur liken, kommt eine Meldung, dass der Dienst in dieser Region noch nicht erschienen ist .

Datenhungrig wie immer

Der gewichtigste Grund dürften ungeklärte Fragen zum Datenschutz sein. Während Instagrams Mutterkonzern Meta in den USA die Daten seiner Dienste Instagram, Facebook und Whatsapp einfach zusammenrührt und gemeinsam für personalisierte Werbung auswertet, ist diese Praxis in der EU explizit untersagt. Dass Thread es anders macht, ist unwahrscheinlich. Nach Angaben Metas soll jeder Instagram-Nutzer automatisch auch für Threads freigeschaltet sein, dort auf Wunsch auch denselben Nutzern folgen können.

Threads selbst ist ebenfalls extrem neugierig. Auf der Seite der App in Apples App Store und dem Playstore für Android-Smartphones listet die App eine schier endlose Liste von abzufragenden Daten auf. Von Kontakten über Gesundheitsdaten und Standort bis zur Suchgeschichte des Browsers greift die App alles ab, was geht.

Die Datenschützer legen allerdings Wert darauf, dass sie die neue App nicht für die Veröffentlichung in Europa gesperrt haben. Meta scheint Threads bislang schlicht nicht an die strengeren Regelungen der EU angepasst zu haben. Der Konzern selbst wollte sich auf Anfrage des "Independent" nicht äußern.

Beste Chancen für Threads

Die App wird von einigen Twitter-Nutzern regelrecht herbeigesehnt. Seit der Übernahme durch Elon Musk hat Twitter bei vielen Nutzern an Ansehen verloren. Weil Musk einen Ansatz radikaler Meinungsfreiheit verfolgt, wurden viele gesperrte Nutzer wieder freigeschaltet, gleichzeitig das Moderationsteam eingedampft. Mit einer Reihe enorm unpopulärer Maßnahmen hatte der Dienst am vergangenen Wochenende für einen zusätzlichen Aufschrei gesorgt (hier erfahren Sie mehr).

Selbst der ebenfalls nicht gerade heißgeliebte Konzern Meta erschien da vielen Nutzern plötzlich als willkommene Alternative. "Ich hätte nie erwartet, dass ich mich mal über einen Twitter-Konkurrenten von Meta freuen würde – und hoffe, dass er sich durchsetzt", witzelte ein Nutzer. Die europäischen Nutzer müssen aber wohl noch warten.

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