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Video mit Tim Cook So nutzt Donald Trump Apple als Wahlkampf-Werkzeug

US-Präsident Donald Trump und Apple-Chef Tim Cook beim Besuch in einer Apple-Fabrik
Besonders glücklich wirkt Apple-Chef Tim Cook beim Fabrik-Besuch mit Donald Trump nicht
© Jay Janner/Pool/ / Picture Alliance
Donald Trump kann gute Nachrichten gebrauchen - und schreibt sich daher gerne die Erfolge der US-Wirtschaft zu. Jüngstes Beispiel ist Apple: Der US-Präsident nutzt das Vorzeige-Unternehmen im Wahlkampf - und schreckt dabei auch nicht vor Lügen zurück.

Für den US-Präsidenten läuft es gerade nicht besonders gut. Im Repräsentantenhaus läuft ein Amtsenthebungsverfahren, die Umfragewerte sinken immer weiter. Keine gute Voraussetzung für die Wahlen im nächsten Jahr. Kein Wunder, dass sich Donald Trump an jede positive Nachricht klammert. Schon länger mussten die guten Wirtschaftszahlen als Beleg für seine gute Politik herhalten. Nun macht Trump auch Apple zum Wahlkampf-Helfer - und sieht es dabei mit der Wahrheit nicht so eng.

Ein gemeinsamer Besuch einer Fabrik in Texas machte so den Apple-CEO Tim Cook zum unfreiwilligen Wahlkampfhelfer. Ein von Trump bei Twitter geteilter Clip zeigt den Präsidenten und den Konzern-Chef beim Händeschütteln, Trump lässt sich von Cook Maschinen und Bauteile zeigen, dazu läuft pathetische Musik. "Ich habe heute eine neue Apple-Fabrik in Texas eröffnet", kommentiert Trump stolz dazu.

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Die Mär vom Trump-Erfolg

Das Problem dabei: Kaum etwas an dieser Behauptung ist richtig. Die Fabrik ist nicht neu: Seit 2013 baut Apple in Texas den Hochleistungsrechner Mac Pro. Und die Fabrik gehört nicht mal dem Konzern, sondern der Firma Flex Ltd., die dort nur in Apples Auftrag fertigt. 

Im Gespräch mit der Presse behauptete Trump trotzdem steif und fest etwas anderes. "Wir sehen hier den Anfang einer sehr wichtigen Anlage", erklärte der Präsident gewohnt selbstbewusst. "Ich fordere schon lange, dass Apple in den USA baut. Und das passiert nun." Die Anlage sei ein Beweis, dass seine Strafzölle für Waren aus China die Produktion in die USA zurückholen würden. "Wenn man hier baut, muss man sich nicht um die Zölle sorgen", erklärte er. Auch das stimmt nicht: Für viele der aus China stammenden Bauteile muss Apple trotzdem extra  zahlen. Cook stellte keine der Behauptungen richtig. Er stand daneben - und schwieg.

Tatsächlich will Apple in Texas Arbeitsplätze schaffen. Der Konzern hat zugesichert, in Austin einen neuen Firmensitz zu bauen. Allerdings handelt es sich nicht um eine Fabrik, sondern um Bürogebäude, in denen Designer und Ingenieure arbeiten werden, also genau die Art von Angestellten, die Apple auch bisher schon in Kalifornien beschäftigt. Mit Trumps Wahlversprechen, die Fertigungs-Jobs aus China zurück in die USA zu holen, hat Apples Maßnahme also nichts zu tun.

Voller Erfolg für Trump

Trump dürfte von dem Besuch genau das bekommen haben, was er sich erhoffte. In der Berichterstattung wirkt es so, als ob er die Jobs zurückholt. Hinzu kommen Nachrichten-taugliche Sprachschnippsel. So fragte er Cook, was er von "unserer" Wirtschaft halte. Der antwortete: "Wir haben die stärkste Wirtschaft der Welt." Das Problem bei der Aussage: Wenn Trump von "unserer" Wirtschaft spricht, meint er meist nicht die der USA, auf die Cook sich beziehen dürfte, - sondern die seiner Regierung. Und so wirkt es aus den Aufnahmen, als ob Cook und Apple hinter Trump stehen. 

Warum Cook und damit Apple sich auf diese Inszenierung einließ, ist unklar. Das Unternehmen ist wie viele andere von Trumps Strafzöllen auf Produkte aus China bedroht, die ab Ende des Jahres auch das iPhone betreffen könnten. Cook hatte sich bei der US-Regierung mehrfach für eine Ausnahme für seinen Konzern stark gemacht. Scheinbar mit Erfolg: Trump kündigte an, man werde sich die Möglichkeiten einer Ausnahme "mal ansehen".

Die Aktion dürfte für Cook nicht ohne Risiko sein. Er muss geahnt haben, dass der gemeinsame Auftritt in der Außenwirkung vor allem Trump nutzt. Die in der Regel eher liberaleren Apple-Anhänger dürfte man so eher vergrätzen.

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