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Mobilfunk Das Ende von 3G: Seit heute wird UMTS abgeschaltet – das müssen Sie dazu wissen

Frau mit Smartphone
Von der Abschaltung des UMTS-Netzes dürften die meisten Nutzer gar nichts mitbekommen
© PeopleImages / Getty Images
In den nächsten Wochen wird der unter den Namen UMTS oder 3G bekannte Mobilfunkstandard in Deutschland vom Netz gehen. Hier erfahren Sie, warum das so ist – und was Sie deswegen unternehmen sollten.

Es sollte der Durchbruch des mobilen Internets werden. Als im Jahr 2000 die Frequenzen für den modernen Mobilfunkstandard UMTS versteigert wurden, lieferten sich die deutschen Telekommunikationskonzerne eine regelrechte Bieterschlacht und brachten das Herz des damaligen Finanzministers Hans Eichel zum Jubeln. Nun steht das Ende kurz bevor: In den nächsten Wochen werden Telekom, Vodafone und Telefónica die letzten Sendemasten abstellen. Wir erklären, warum das so ist. Und ob Sie sich nun nach neuen Smartphones oder Datentarifen umsehen müssen.

Besiegelt ist das Ende der auch als 3G bekannten Technologie in Deutschland schon länger. Seit knapp zwei Jahren planen die großen Netz-Betreiber, dem Standard langsam den Stecker zu ziehen. Seit Frühjahr wurden einzelne Regionen testweise vom Netz genommen. Nun wird ernst gemacht: In der Nacht zum Donnerstag schaltete die Telekom und Vodafone den Rest ihres gesamten 3G-Netz ab, in den nächsten Monaten  auch die Telefónica. Mit Briefen weisen die Provider ihre Kunden auf die Abschaltung hin. Und sorgen so für viel Unsicherheit.

"Viele sind einfach verunsichert"

"Wir haben schon zahlreiche Anfragen zur Abschaltung bekommen", bestätigt Michael Gundall von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Wie in Teilen Hessens wurde dort von Telekom und Vodafone in einigen Regionen das UMTS-Netz bereits abgestellt. "Die meisten sind einfach verunsichert, ob sie dadurch den Mobilfunkempfang auf dem Smartphone verlieren und nun ein neues Gerät oder einen neuen Vertrag brauchen."

Das Ende des mobilen Internets bedeutet die Abschaltung aber natürlich nicht. Der 3G-Nachfolger LTE bleibt uns ebenso erhalten wie die Zukunftstechnologie 5G. Sogar die UMTS-Vorgänger bleiben noch im Netz: Als sogenannte Fallback-Lösung sollen auch 2G-Technologien wie Edge dort weiter für Empfang sorgen, wo LTE und 5G gerade keine ausreichend gute Abdeckung bieten.

Darum wird abgeschaltet

Tatsächlich dient die Abschaltung dazu, die neueren Technologien zu stärken. Mit der Freigabe der UMTS-Frequenzen für die Nachfolge-Standards LTE und 5G gibt es mehr Raum im prall gefüllten Strahlenspektrum. "Die freiwerdenden Frequenzen werden im Nachgang für diese leistungsfähigeren Standards genutzt", erklärt Telekom-Sprecher Georg von Wagner gegenüber dem stern. "Somit werden zukünftig nicht nur mehr Smartphones gleichzeitig versorgt werden können - auch die Geschwindigkeit beim Surfen über 4G/LTE und 5G nimmt so nochmals zu."

Dass UMTS wegfällt, wird nur sehr wenige Kunden betreffen, glauben auch die Verbraucherschützer. "In der Regel müssen sich die Verbraucher keine Sorgen machen. In den letzten Jahren gekaufte Smartphones unterstützen alle bereits LTE, die letzten, die nur auf UMTS setzen sind schon viele Jahre alt", erklärt Gundall. "Das häufigere Problem wird eher ein älterer Mobilfunktarif sein, der noch kein LTE enthält." Die Anbieter würden aber in der Regel einen Wechsel in einen geeigneten Tarif anbieten, von sich aus oder auf Nachfrage des Kunden.

Sorgen vor zu hohen Kosten muss man sich wegen des Wechsels nicht machen: "In den letzten Jahren sind die Preise stark gefallen, viele Verbraucher könnten durch einen neuen Tarif eher Geld sparen." Allerdings sollten Kunden aufpassen, sich nicht unnötig teure Tarife mit viel zu viel Datenvolumen aufschwatzen zu lassen, mahnt Gundall. Wer nur Zuhause per Wlan ins Netz geht und unterwegs nur telefoniert, braucht nicht mal einen neuen Tarif: Die Telefonie funktioniert auch ohne 3G, selbst gelegentliche Whatsapp-Nachrichten und E-Mails lassen sich über die älteren Standards abrufen.

LTE hat UMTS längst abgehängt

Dass UMTS so einfach abschaltbar ist, liegt auch daran, dass das Netz kaum noch benutzt wird. Tatsächlich hatte der Traffic im alten UMTS-Netz in den letzten Jahren stetig abgenommen, das bestätigten die Provider auf Anfrage des stern. Bei der Telekom laufen weniger als ein Prozent der Datenverbindungen über UMTS, bei Vodafone sind es es knapp 1,5 Prozent und bei der Telefónica sind sie Teil der unter drei Prozent liegenden Verbindungen, die nicht über LTE hergestellt wird. "Das liegt auch am massiven Ausbau der LTE-Netze in den letzten Jahren und natürlich an den Anstrengungen für 5G", erläutert Hakan Ekmen. Er leitet der Telekommunikationsbereich der Firma Umlaut, die mit aufwendigen Verfahren weltweit die Netze der großen Provider testet. Dabei loggen sich ihre Testgeräte immer seltener mit einer Verbindung über UMTS ein. "Eine Zeitlang spielte 3G noch eine wichtige Rolle, wenn noch kein LTE-Netz ausgebaut worden war", erklärt er. "Heute ist das aber nur noch eine sehr seltene Ausnahme."

Obwohl die meisten Verbraucher nachvollziehbarerweise zunächst an Handy und mobile Rechner wie Tablets als betroffene Geräte denken, dürften andere Produkte viel öfter betroffen sein. Während bei den Mobilfunkgeräten längst LTE eingezogen ist, setzen viele weitere über die Funknetze angeschlossene Geräte wie Alarmanlagen oder auch Navigationsgeräte oft immer noch auf eine UMTS-Verbindung. Auch hier erwartet Gundall aber keine dramatischen Auswirkungen. "Diese Geräte unterstützen eigentlich alle auch den älteren Standard 2G", beruhigt er. "Und der bleibt ja weiter erreichbar."

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