Amelia Earhart gehörte zu der kleinen Gruppe der Luft-Pionierinnen der Vorkriegszeit. Das Schicksal der Amerikanerin blieb stets geheimnisumwittert. Beim Versuch, die Erde auf Höhe des Äquators zu umrunden, verschwand Earharts Flugzeug im Juli 1937 spurlos.
Tony Romeo nimmt an, dass es ihm gelungen ist, das Wrack ihrer Lockheed 10-E Electra auf dem Meeresboden aufzunehmen. Romeo ist nicht der erste Detektiv, der das Rätsel lösen wollte. Ric Gillespie, Direktor der International Group for Historic Aircraft Recovery (TIGHAR), war sich sicher, dass die Pilotin und ihr Navigator Fred Noonan auf der Nikumaroro-Insel strandeten und dort an Wassermangel zugrunde gingen. Es gibt einige Hinweise, die diese Theorie stützen. Auf der Nikumaroro-Insel wurden 1943 nämlich Knochen gefunden, die Richard L. Jantz, Professor an der Universität von Tennessee, Earhart zuschrieb. Dabei hatte er nur Fotos der Gebeine zur Verfügung, die eigentlichen Überreste verschwanden. Doch auch die aufwendigsten Suchaktionen konnten später keine Ausrüstungsteile oder sterblichen Überreste der beiden auf der Insel entdecken. Das machte die Hypothese, dass sie dort gestrandet waren und noch wochenlang überlebt hatten, immer unwahrscheinlicher.
Fotostrecke Amelia Earhart wollte die ganze Welt umfliegen und veschwand über dem Pazifik

Suche nach dem Wrack
Romeo, ein Pilot und ehemaliger Geheimdienstoffizier, ging von einer einfachen Idee aus: Technische Probleme oder ein Navigationsfehler hätten Earhart dazu gezwungen, über dem Ozean niederzugehen, und das Flugzeug sei daraufhin gesunken. Gegen Nikumaroro spricht auch, dass man in der Umgebung der Insel kein Wrack orten konnte. Also machte sich Romeo auf, den Boden entlang der mutmaßlichen Route mit dem Sonar eines Tauchbootes systematisch abzusuchen.
Problem hierbei: Die Electra hat zwar eine charakteristische Form, ist aber ungleich kleiner als ein Schiffswrack. Romeo investierte elf Millionen Dollar, die er mit Immobiliengeschäften verdient hatte, um das Rätsel um die charismatische Pilotin zu lösen. In 100 Tagen auf See durchsuchten er und sein Team 13.500 Quadratkilometer Meeresboden. Allein die Tauchdrohne kostete neun Millionen Dollar. Sie stammt aus Norwegen und trägt den mystischen Namen eines der Raben des Gottes Odins: "Hugin" – der Gedanke.
"Diese Geschichte hat mich schon immer fasziniert, und alle Dinge in meinem Leben kamen im richtigen Moment zusammen", sagte Romeo zu "Business Insider". "Ich war gerade dabei, mich aus der Immobilienbranche zurückzuziehen und war auf der Suche nach einem neuen Projekt."
Denkbar, aber nicht sicher
Das Bild, von dem Romeo glaubt, das es die Überreste von Earharts Maschine zeigt, wurde etwa 100 Meilen von Howland Island aufgenommen. Dorothy Cochrane, Kuratorin am National Air and Space Museum, bestätigte, dass der Ort auf der Route der Pilotin lag. Ein wirklicher Beweis ist das Sonarbild allerdings nicht. Das weiß auch Romeo. Anders als andere Earhart-Detektive ist er vorsichtig mit seinen Behauptungen. Wegen der besonderen Form halte er es für wahrscheinlich, dass es sich um ein Flugzeug handle, aber es könne sich eben auch um ein anderes Flugzeug handeln, das im Pazifik verloren gegangen sei. Nun will Romeo mit einem Tauchroboter zurückkehren. Der dann näher an das Wrack herankommen und bessere Aufnahmen liefern wird.

Amelia Earhart: Die berühmteste aller Pilotinnen
In der Zeit zwischen den Weltkriegen gab es eine ganze Reihe von weiblichen Flugpionierinnen. Keine wurde so berühmt wie die Amerikanerin Amelia Earhart, das lag an ihrem ikonografischen Aussehen und daran, dass sie zwecks Sponsoring ein echter Medienstar war. Vor allem aber an ihrem mysteriösen Tod. Ihren Platz in der Luftfahrtgeschichte hatte Earhart einige Jahre zuvor gesichert. Am 20. Mai 1932 überquerte sie den Atlantik mit einer Lockheed Vega 5B. Fünf Jahre nach Charles Lindbergh wagte sie als erste Frau den Alleinflug über den Atlantik. Vier Jahre zuvor hatte sie den Flug als Passagierin gemacht. So wie ein "Sack Kartoffeln", spottete sie. Sie bemerkte sogar einmal, dass der Ruhm einer abgestürzten Pilotin weit größer sei als der eines verunglückten Mannes. Nicht ahnend, wie treffend sie damit ihr Nachleben vorwegnahm.
Dabei war Amelia Earhart keine Eigenbrötlerin, ihren Ruhm nutzte sie, um für die Rechte von Frauen einzutreten: "Eine meiner häufigsten Ängste lautet, dass Mädchen, besonders diejenigen, deren Wünsche nicht zur Routine gehören, keine faire Chance bekommen … Das ist über Generationen weitergegeben worden, ein Erbe uralter Bräuche. Die logische Folge davon ist, dass Frauen zur Schüchternheit erzogen werden."
Joni Mitchell sang über sie
A ghost of aviation
She was swallowed by the sky
Or by the sea like me she had a dream to fly
Like Icarus ascending
On beautiful foolish arms