Mr. Right Stuff Chuck Yeager – der berühmteste Pilot der USA ist tot

Mit dieser Bell X-1 durchbrach Yeager die Schallauer. Er benannte das Flugzeug nach seiner Frau, wie schon zuvor seine Maschinen im Zweiten Weltkrieg. 
Mit dieser Bell X-1 durchbrach Yeager die Schallauer. Er benannte das Flugzeug nach seiner Frau, wie schon zuvor seine Maschinen im Zweiten Weltkrieg. 
© USAF / Commons
Chuck Yeager war ein knorriger Kerl, erst im Alter wurde er einnehmender. Im Zweiten Weltkrieg flog er gegen die deutsche Luftwaffe und erzielte 13 Luftsiege, dann durchbrach er als erster Mensch die Schallmauer. Nun starb die Legende.

Chuck Yeager ist eine Legende der Air Force, doch selbst seine Rolle als erster Mensch, der die Schallmauer durchbrach, würde nur für eine Fußnote der Geschichte reichen. Wirklich berühmt wurde Yeager erst 30 Jahre später, als Tom Wolfe ihn in dem Roman "The Right Stuff" porträtierte und er vier Jahre später von Sam Sheppard - damals auf dem Höhepunkt seiner Hollywoodkarriere - gespielt wurde. Vor Kurzem wurde "The Right Stuff" erneut, dieses Mal als Serie, verfilmt.

Yeager war ein kühner Mann, der keiner Herausforderung ausgewichen ist. Im Film machte er aber den größten Eindruck damit, dass er einmal nicht mitmachen wollte. Der damals berühmteste Testpilot der Welt hatte keine Lust, am Raumfahrtprogramm teilzunehmen. Denn Yeager hatte erkannt, dass man für die Kapsel im All keinen Piloten suchte und auch ein dressierter Affe, die Rolle übernehmen konnte, weil sie "auf Anweisung vom Boden nur die richtigen Schalter umlegen" mussten. "Dosenfleisch" nannte er die Astronauten abschätzig, auch wenn er selbst später Piloten für ein Raumprogramm des Militärs ausbildete.

Zweiter Weltkrieg 

Yeager trat erst in der zweiten Hälfte des Zweiten Weltkriegs in Erscheinung. Im Dezember 1943 wurde er nach Großbritannien verlegt. Das für die US-Luftwaffe fürchterliche Jahr 1943 blieb ihm erspart. Nach einem ersten Luftsieg gegen eine deutsche Messerschmitt 109 über Berlin, wurde er am 5. März 1944 über Frankreich abgeschossen. Ein Focke Wulf FW-190-Jäger zerlegte seine Mustang mit einer langen Garbe von 20-mm-Geschossen. Obwohl der Motor brannte, reagierte Yeager kaltblütig und stieg erst in geringer Höhe aus. Yeager ergab sich nicht, sondern kämpfte sich mit einem weiteren Piloten und mithilfe französischer Partisanen nach Spanien durch. In den Pyrenäen wurden die Piloten von einer deutschen Patrouille beschossen.

Zurück in England kämpfte Yeager um eine Sondergenehmigung des alliierten Oberbefehlshabers General Dwight D. Eisenhower, um wieder in die Luft zu dürfen. Normalerweise war das nicht möglich, um die Partisanen der Résistance zu schützen, falls der Pilot ein zweites Mal beschossen würde.

Berühmt wurde er am 12. Oktober 1944, als er Bomber über Bremen eskortierte und eigenhändig fünf deutsche Messerschmitt an einem Tag abschoss. Auf Twitter erinnerte er sich einen Monat vor seinem Tod an seinen nächsten großen Erfolg. Am 27. November 1944 schoss er vier Focke Wulff ab: "I shot down 4 German FW-190s on one mission. A fighter pilot's dream."

Am 6. Dezember 1944 erwischte er sogar ein deutsches Düsenflugzeug vom Typ Me 262. Den Krieg beendete er mit 13 Luftsiegen. Einer davon wurde ihm offiziell nicht anerkannt, weil er die deutsche Ju-88 entgegen eines Befehls angegriffen hatte, um einen eigenen Bomber zu schützen.

Immer Angst zu sterben

Von allzu viel Heldenromantik hielt er nichts. Später schrieb er: "Ich hatte immer Angst zu sterben. Immer." In seiner Biografie erwähnt Yeager eine schlimme Episode seiner Karriere. Er schreibt, dass seine Schwadron gegen Ende des Krieges den Befehl hatte, in einem zugewiesenen Gebiet alles, was sich am Boden bewegte, unter Feuer zu nehmen, auch Zivilisten. Etwas auf das selbst ein rauer Kerl wie Yeager, der Antilopen mit den Bordwaffen abschoss, nicht stolz war.

Nach dem Krieg wurde Yeager Testpilot. Im Rahmen des geheimen XS-1-Projekts sollte er die Schallgeschwindigkeit durchbrechen. Am 14. Oktober 1947 gelang ihm das mit dem leuchtend orange angestrichenen Testflugzeug Bell X-1. Bei seinem berühmtesten Flug saß Yeager mit zwei gebrochenen Rippen im Cockpit. Er verschwieg die Reitverletzung aus Angst, nicht starten zu dürfen, war aber unvernünftig genug, kurz vor dem Flug ein nächtliches Pferderennen mit seiner Frau zu veranstalten.

Chuck Yeager neben dem Schauspieler Sam Shepard, der den Flieger in "Der Stoff aus dem die Helden sind" spielte, vor der "Glamorous Glennis" - der Maschine mit der Yeager 1947 die Schallmauer durchbrach.
Chuck Yeager neben dem Schauspieler Sam Shepard, der den Flieger in "Der Stoff aus dem die Helden sind" spielte, vor der "Glamorous Glennis" - der Maschine mit der Yeager 1947 die Schallmauer durchbrach.
© Warner Brothers / PR

Ein B-29-Bomber trug ihn auf fast 8000 Meter, dann wurde die X-1 ausgehakt und startete ihr Raketentriebwerk. Bei dem Rekordflug musste er, nachdem er von der B-29 aus in die X-1 gestiegen war, wegen seiner Schmerzen das Cockpit der X-1 mit einem abgesägten Besenstiel schließen.

Es gab zuvor große Bedenken, ob die Maschine nicht kurz vor Erreichen der Schallmauer zerbrechen würde. Tatsächlich passierte nichts dergleichen. "Ich war wie vom Blitz getroffen", schrieb er später. "Nach all den Ängsten erwies sich das Durchbrechen der Schallmauer wie das Fahren auf einer perfekt gepflasterten Schnellstraße."

Geschäftstüchtiger Rentner

Andere Missionen brachten ihn dagegen nahe an den Tod. Etwa 1953, als er 51 Sekunden lang jede Kontrolle über X-1A verlor. 1963 stürzte sein Starfighter aus großer Höhe ab und taumelte zu Boden. Seine lakonische Stellungnahme zu solchen Vorfällen: "Es ist meine Pflicht, das Flugzeug zu fliegen. Wenn ich dabei getötet werde, weiß ich sowieso nichts davon, also warum sich darüber Sorgen machen?"

Nach der Zeit als Testpilot kommandierte Yeager Jagdgeschwader und flog während des Vietnamkriegs 127 Kampfeinsätze. 1997 absolvierte er seinen letzten Militärflug.

Vom Kult um "The Right Stuff", den er angeblich verkörperte, hielt Yeager wenig. "Wenn es beim Piloten so etwas wie "The Right Stuff" gibt, dann ist es Erfahrung. Das Geheimnis meines Erfolgs war, dass ich es irgendwie immer geschafft habe, einen weiteren Tag zu leben, um zu fliegen. “

Wirklich zur Ruhe setzte sich der Brigadegeneral, so sein letzter Rang, nie. Ziemlich geschäftstüchtig nutzte er den Ruhm von Film und Buch für Reklameauftritte ("Airbus machte Reklame mit Fliegerlegende – nun verklagt Chuck Yeager den Konzern"). Im Alter von 93 Jahren wurde er zu einer Internetsensation, als er begann, Fragen, die die Öffentlichkeit ihm stellte, in seiner lakonischen Art zu beantworten. Als er 2016 auf Twitter gefragt wurde, warum er Pilot werden wollte, schrieb er: "Ich sah, dass Piloten schöne Mädchen in den Armen hielten und keine schmutzigen Hände hatten. Ich bewarb mich."

Am 7. Dezember 2020 starb Chuck Yeager mit 97 Jahren.

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