Glühbirnen Tauschen oder brennen lassen?

Von Thomas Soltau
Konventionelle Glühbirnen leuchten bald nicht mehr: Ab Herbst 2009 sollen die Stromfresser schrittweise vom Markt verschwinden und durch Energiesparlampen ersetzt werden. Doch was bedeutet das Aus der Glühbirne für den Verbraucher? stern.de beantwortet die wichtigsten Fragen.

Nun ist es also so weit: Nach knapp 130 Jahren knipst die EU der alten Glühbirne das Licht aus. Die letzte ihrer Art soll im August 2012 vom Fließband rollen. Bereits vorher geht es den leistungsstarken Exemplaren an den Kragen. Laut Europa-Parlament werden Birnen mit mehr als 100 Watt von September 2009 nicht mehr angeboten, ein halbes Jahr später folgen dann Birnen mit mehr als 40 Watt.

Der EU-Ratsvorsitzende Jean-Louis Borloo bezifferte das Sparpotenzial auf 40 Terawattstunden pro Jahr. Eine Summe, die dem gesamten Stromverbrauch eines Landes wie Rumänien entspräche. Umgerechnet auf den durchschnittlichen Haushalt bedeutet das 50 Euro Ersparnis, den höheren Kaufpreis für Energiesparlampen schon eingerechnet. Umweltschützer, Verbraucherverbände und Politik begrüßen diesen Schritt, schließlich brennen in 85 Prozent der europäischen Haushalte immer noch Glühbirnen. Viele Verbraucher greifen aber nach wie vor aufgrund des niedrigen Preises von etwa 60 Cent pro Stück zum stromfressendem Oldie, eine Sparbirne schlägt immerhin mit zwei bis zehn Euro zu Buche. Bei dieser Rechnung vergessen Käufer gerne, dass gute Leuchtstofflampen bis zu 80 Prozent weniger Strom als die veralteten Birnen verbrauchen und eine bis zu fünzehnmal längere Lebensdauer besitzen.

Kritik an der Umstellung

"Jeder Verbraucher ist gut beraten, schon heute auf effiziente Energiesparlampen zu setzen", erklärt Bundesumweltminister Sigmar Gabriel in Berlin. Während Gabriel die neuen Lampen lobt, regt sich aber auch Kritik an der "umweltfreundlichen" Umstellung. Immer wieder wird über die Auswirkungen von Elektrosmog diskutiert, der möglicherweise die Gesundheit beeinträchtigen kann. Zudem sei das Licht der Öko-Lampen zu weit entfernt von natürlichem Tageslicht. Flimmern und erhöhter Elektrosmog könnten zu Schwindel, Unwohlsein und Kopfschmerzen führen. Professor Michael F. Rohde von der Hochschule Wismar beschäftigt sich seit Jahren mit den Auswirkungen von Licht und warnt: "Auf gesundheitliche Risiken wurde in älteren Studien von Kollegen bereits hingewiesen. Ernsthafte Erkrankungen werden durch den Blauanteil des Kunstlichts allein wohl nicht ausgelöst. Dennoch kann er den Verlauf begünstigen." Zudem sei das Lichtspektrum der neuen Leuchtmittel lückenhaft und wirke daher fahl. Die Öko-Leuchten zeigen lediglich Farbausschnitte, so Rohde.

Wenn man dann noch dem im Oktober veröffentlichten Bericht von "Ökö Test" vertraut, drosseln die Energiesparlampen bei weitem nicht so stark den Stromverbrauch wie versprochen. Was also tun? Dürfen die alten Lampen noch brennen, muss ich tauschen und welche Vor- oder Nachteile ergeben sich. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Muss ich umgehend alle Glühbirnen austauschen?

Ein klares Nein! Die Glühbirnen können auch weiterhin benutzt werden - und zwar so lange, bis der Vorrat verbraucht ist. Ab Herbst 2012 gibt es nur noch Energiesparlampen zu kaufen. Und zwar in diesen zeitlichen Intervallen: Am 1. September 2009 sollen alle matten Glühbirnen vom Markt genommen werden, ebenso klare Birnen mit einer Leistung von 100 Watt. Ein Jahr später verschwinden auch klare Glühlampen mit 75 Watt aus den Läden, bis Ende 2012 die schwächsten Glühbirnen verboten werden.

Betrifft das Verbot auch Halogenlampen?

Ja, aber erst später. Nach 2012 kann man nur noch Energiesparlampen kaufen, zu denen auch Halogenlampen gehören. Die ineffizientesten der Energieklasse C sollen ab September 2016 ebenfalls aus den Läden verschwinden.

Warum werden die Glühbirnen abgeschafft?

Europa will seinen Energieverbrauch und den Ausstoß von Kohlendioxid bis 2020 um 20 Prozent senken. Zudem bringt das Verbot Stromeinsparung von 40 Terawattstunden pro Jahr - das entspricht etwa dem jährlichen Stromverbrauch eines Landes wie Rumänien.

Muss der Verbraucher nun mehr zahlen?

Nein, im Gegenteil. Obwohl der Kaufpreis höher liegt als bei einer Glühbirne, verbrauchen die meisten Energiesparlampen von Markenfirmen zwischen 50 und 80 Prozent weniger Strom, halten im Schnitt sechsmal länger. Durch Energiesparlampen kann jeder Haushalt trotz des höheren Kaufpreises rund 50 Euro Kosten sparen.

Taugen die Energielampen für jeden Raum?

Nein. Auf welche Art von Leuchtmittel man setzen soll, darüber streitet sich die Fachwelt. Fest steht, dass einige Modelle von Energiesparlampen nicht die gleiche Helligkeit abstrahlen wie vergleichbare Glühbirnen. Preiswerte Öko-Lampen mögen es auch nicht, nur für kurze Zeit zu brennen - das bewirkt häufig einen schnelleren Verschleiß. Für die Toilette, Treppenhaus und Bad oder den Keller eignen sich daher eher Glühbirnen.

Auch für Außenbeleuchtungsanwendungen sind Energiesparlampen geeignet. Dabei ist allerdings zu beachten, dass die Helligkeit bei niedrigen Temperaturen stark abnimmt - bis auf ca. 60 Prozent bei minus 15 Grad.

Sind Energiesparlampen umweltfreundlich?

Auch bei dieser Frage gibt es verschiedene Meinungen. Fest steht: Die Glühbirne wandelt nur fünf Prozent des verbrauchten Stroms in Licht um, den Rest in Wärme, die immerhin den Raum aufheizt. Energiesparlampen sind bis zu fünfmal effizienter. Auf der anderen Seite enthalten sie geringe Mengen Quecksilber und sollen Elektrosmog verursachen. Deshalb gelten sie als Sondermüll und müssen bei Wertstoffhöfen abgegeben werden.

Die Praxis sieht anders aus: Laut der Deutschen Umwelthilfe finden nur 30 Prozent der Energiesparlampen den Weg zu Wertstoffhöfen - alle anderen landen im Hausmüll. Nach Angaben von "Lightcycle" kostet das Recycling 0,18 Euro pro Energiesparlampe. Dirk Petersen von der Verbraucherzentrale Hamburg rät dennoch zur Energiesparlampe. "Die Lampen sind in der Anschaffung zwar teurer als die herkömmliche Birne, aber man reduziert Folgekosten und schont die Umwelt."

Lohnt es sich, Energielampen auf Vorrat zu kaufen?

Nein. Zwischen zwei und zehn Euro muss man für Standard-Energiesparlampen in Markenqualität berappen. Dafür hält die Energiesparlampe bis zu 15.000 Stunden, Glühlampen geben den Geist schon nach 1.000 Stunden auf. Das heißt bei einer durchschnittlichen Brennzeit von drei Stunden hält die Energielampe theoretisch über 15 Jahre! Bis zu diesem Zeitpunkt hat sich die noch effizientere LED-Technik vermutlich durchgesetzt - und der Hamsterkäufer sitzt auf seinen alten Energiesparlampen.

Welche Nachteile haben Energiesparlampen?

Energiesparlampen bilden anders als Glühbirnen nicht das gesamte Spektrum des Lichts ab. "Einige Hersteller versprechen das zwar", erklärt Fachmann Professor Rohde, "aber nur die konventionelle Glühlampe sowie Halogenlampen sind in der Lage, alle Spektralfarben gleichmäßig darzustellen. Die Öko-Leuchten zeigen lediglich Farbausschnitte." Das kann zu fahlem Licht führen und wird vom Menschen als ungemütlich empfunden. Zudem mogelten die Anbieter bei der Angabe der Wattzahlen, schrieb die Fachzeitschrift "Öko-Test" in ihrer Oktober-Ausgabe. Lediglich vier Lampen konnten es nach Angaben der Tester mit der 60-Watt-Birne aufnehmen, die sie ersetzen sollten. Außerdem lasse im Laufe der Zeit die Helligkeit nach.

Wie wähle ich die richtige Lichtfarbe?

Damit die Energiesparlampe nicht die Atmosphäre einer Flughafenhalle erzeugt, stehen auf den Packungen bestimmt Codes zu den Farben. Der Code X55 bedeutet etwa, dass Tageslicht erzeugt wird. X 27 wiederum ist warmweißes Licht für Wohnräume.

PRODUKTE & TIPPS