Blitzer sind das eine, aber eine KI-gestützte App, mit der man die Geschwindigkeit vorbeifahrender Fahrzeuge messen kann? In Großbritannien sorgt eine neue App für Unmut unter Autofahrer:innen. "Speedcam Anywhere" nimmt kurze Videos von vorbeifahrenden Fahrzeugen auf. Die Videos werde anschließend auf einen Server hochgeladen und von einer KI-Software ausgewertet. Die KI durchsucht anhand des Nummernschilds die öffentliche Zulassungsdatenbank, um das Modell und Baujahr des Fahrzeugs herauszufinden. Diese Daten nutzt sie dann, um den Abstand zwischen den Achsen des Fahrzeugs zu ermitteln und im Vergleich mit dem Filmmaterial die Geschwindigkeit zu berechnen.
Dass "Speedcam Anywhere" präzise funktioniert, zeigt der Umgang von Google mit der App. Google hatte zunächst die App im Play Store gesperrt, da das Unternehmen an der Zuverlässigkeit und Funktionsweise der App zweifelte. Nachdem die App-Betreiber:innen Google die entsprechende Technologie vorstellten und so überzeugten, hob der Softwareriese die Sperre wieder auf.
User vergleichen App mit Stasi-Methoden in der DDR
Aktuell kann "Speedcam Anywhere" nur in Großbritannien heruntergeladen werden, wo das Vorgehen legal sei. Die britische Polizei akzeptiere bereits seit Jahren von Bürger:innen aufgenommene Aufzeichnungen von Verkehrsverstößen. Jedoch werde seit dem Start der App im März 2022 das Team derart beschimpft und bedroht, dass es Angst habe, seine Identität preiszugeben. "Wir bekommen ziemlich beleidigende E-Mails", sagt der Gründer der App zu Guardian. "Einige Leute halten es für eine gute Idee, andere meinen, dass es uns in einen Überwachungsstaat verwandelt."

"In der DDR wurden die Bürger ermutigt, ihre Nachbarn bei der Stasi zu melden, wenn sie auch nur das kleinste gesellschaftliche Vergehen begangen hatten. Herzlichen Glückwunsch zur Entwicklung einer modernen Version davon", heißt es in einer Bewertung der App.

App soll Polizei zu mehr Maßnahmen zu ermutigen
Dem Guardian zufolge könne "Speedcam Anywhere" nicht dazu führen, dass jemand einen Strafzettel erhält. Schließlich handele es sich bei der App rechtlich gesehen nicht um eine Radarkamera.
Darum geht es aber den Betreiber:innen der App aber auch nicht. Sie hoffen, die Polizei zu ermutigen, Geschwindigkeitsüberschreitungen ernster zu nehmen und mehr Maßnahmen zur Verhinderung gefährlicher Fahrweisen zu ergreifen. "Ich denke, dies ist ein Schritt auf dem Weg, unsere Straßen sicherer und zugänglicher für alle zu machen."
Quellen: Website "Speedcam Anywhere", The Guardian