Es könnte die Glanzstunde des Olivenöls werden. Wer heute vor dem Ölregal im Supermarkt steht, erlebt aktuell gähnende Leere. Sonnenblumen- und auch Rapsöl scheinen vergriffen oder werden andernorts für viel Geld angeboten. Grund dafür ist der Ukraine-Krieg. Der Großteil an Raps- und Sonnenblumenöl wird importiert. Mit 76 Prozent sind Russland und Ukraine Marktführer.
Ein Grund also für die Alternative Olivenöl, das auch aus ernährungsphysiologischer Sicht Sinn macht: "Olivenöl ist universell einsetzbar und hat kaltgepresst einen typisch fruchtigen, mediterranen Eigengeschmack. Auch die günstige Zusammensetzung der Fettsäuren kann sich sehen lassen", so die Verbraucherzentrale. In der Theorie sieht auch die Redaktion von "Ökotest" eine gute Alternative im Olivenöl, wenn da nicht die Laborergebnisse wären. Von 19 getesteten Olivenölen fallen fast alle Produkte gnadenlos durch, ein einziges schneidet mit "sehr gut" ab, zwei weitere mit "befriedigend". Was ist da los?
Olivenöle aus dem Supermarkt schmieren ab
Es gibt zwei Hauptkritikpunkte: zum einen sind die Olivenöle teils extrem hoch mit Mineralöl belastet, zum anderen lässt der Geruch und/oder der Geschmack nicht darauf schließen, dass die angegebene Qualitätsklasse "nativ extra" stimmen kann. Das lässt sich gut anhand des Öls von Alnatura nachweisen. Das "Alnatura Natives Olivenöl Extra" schmeckte den Sensorik-Prüfern ranzig, den Gesamteindruck beschrieben sie als fehlerhaft. Zwei weitere das "Ener Bio Spanisches Olivenöl Extra" und das "La Espanola Natives Olivenöl Extra" fallen beim Sensorik-Test durch.
Bis auf das "Rapunzel Kreta Olivenöl Nativ Extra" sind alle 18 Olivenöle mit Mineralölbestandteilen verunreinigt. Das ist bedenklich, da die aromatischen Mineralölkohlenwasserstoffe (MOAH) krebserregend sein können. In gut einem Drittel hat das Labor MOAH gefunden, in fast jedem Öl die gesättigten Kohlenwasserstoffe MOSH, die sich im Körper anreichern. Was das für die menschliche Gesundheit bedeutet, weiß man bisher noch nicht.
Ernährungsexpertin erklärt: Welches Öl gesund ist – und welches Sie vergessen können

Olivenöl hat einen großen Vorteil, erklärt Ernährungsexpertin Dagmar von Cramm, es muss nicht stark bearbeitet werden, weil das Öl bereits im reifen Fruchtfleisch enthalten ist. Hinzu kommt ein hoher Vitamin-E-Gehalt und die positiven Effekte auf Herz und Kreislauf. "Weil es in der Regel kalt gepresst wird, enthält es viele Bioaktivstoffe, die gegen Entzündungen und vorbeugend gegen Krebs wirken. Mit verantwortlich für die positive Wirkung der Mittelmeerküche", sagt die Expertin.
Also bleibt nur das Olivenöl von "Rapunzel". Was aber nicht bedeutet, dass es den allerhöchsten Geschmackskritikerin entspricht. Die professionellen Olivenölverkoster sind sich einig: "Vollkommen harmonisch" kann ein handelsübliches Olivenöl ihrer Meinung nicht schmecken.