Die Gewebeproben der Schwäne seien unterwegs zum Europäischen Referenzlabor in England, erklärte die Sprecherin des Schweriner Ministeriums, Iris Uellendahl. Rund um die Fundstelle sei ein Schutzgebiet von drei Kilometern eingerichtet worden, das bedeute, dass Betriebe mit Geflügel untersucht würden und nur eingeschränkt Geflügel transportiert werden dürfe. Daneben gebe es ein Beobachtungsgebiet im Umkreis von zehn Kilometern. "Wir rufen alle Geflügelhalter zu äußerster Vorsicht auf", sagte Uellendahl. Man empfehle, das Geflügel ab sofort aufzustallen.
Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer (CSU) verkündete, dass aufgrund der neuesten Verdachtsfälle die Stallpflicht bereits ab dem 17. Februar gelten soll. Ursprünglich hatte Seehofer die Stallpflicht vom 1. März auf den 20. Februar vorziehen wollen.
"Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung"
"Die Vogelgrippe macht uns zunehmend Sorgen", sagte Seehofer am Dienstag nach einem zweitägigen Treffen mit Experten in Berlin. Grundlage für den vorgezogenen Termin sei eine neue Risikobewertung durch das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit. Das Freilaufverbot gilt zunächst bis Ende April. Auch Geflügelmärkte und -schauen werden wieder befristet verboten. Die Beobachtung von Wildvögeln soll verstärkt werden. Unterdessen meldeten Österreich, Italien, Griechenland und Iran Vogelgrippe-Verdachtsfälle bei Vögeln.
"Es ist eine Besorgnis erregende Entwicklung, mit welchem Tempo sich das Virus ausbreitet - auf uns zu", sagte Seehofer. Die Ursache für die jüngsten Funde des H5N1-Virus bei Schwänen in Italien, Griechenland, Bulgarien und Kroatien sei jedoch weiterhin unklar. Deshalb habe das Bundesforschungsinstitut das Vorziehen der Stallpflicht dringend empfohlen, betonte Seehofer. Das Risiko für mögliche Infizierungen von Hühnern und sonstigen Nutzvögeln mit dem aggressiven Virus H5N1 ließ Seehofer von "niedrig" auf den zweithöchsten Grad "mittel" hoch stufen.
Zwei Zugvogelrouten im Visier
Wenn man sich die Influenza-Entwicklung der vergangenen 14 Tage auf der Landkarte anschaue, seien dramatische Änderungen festzustellen, sagte Seehofer. Sei seit Auftauchen des Tiervirus in der Türkei und Rumänien mehr die Südost-Flugroute ins Visier gekommen, müsse man den Vogelzug im Frühjahr von Afrika aus auch über die Zentral- und die Südwest-Zugroute erwarten - den Heimflug über Gibraltar und die iberische Halbinsel oder über Italien nach Europa und besonders Westdeutschland. Damit berühre das Vogelgripperisiko Deutschland auf der Ost- und Westflanke.
Mit den Bundesländern sei vereinbart, aktiv nach verendeten Schwänen zu suchen, um möglichst viele dieser "anscheinend sehr empfänglichen Tiere" im Rahmen einer Wildvogel-Beobachtung zu überwachen. Die Bevölkerung solle den Behörden bei der Überwachung helfen und entsprechende Tierfunde melden. "Auch unabhängig von der Vogelgrippe sollten verendete Tiere grundsätzlich nicht mit bloßen Händen angefasst werden." Seehofer appellierte erneut an Reisende, kein lebendes Geflügel oder Fleisch davon einzuführen. Bei illegalem Handel - auch mit Ziervögeln, Trophäen und Federn - wird das Einschleppungsrisiko vorsichtshalber als hoch eingeschätzt.
Nach Angaben des italienischen Gesundheitsministeriums haben erste Tests bei zwei Schwänen im süditalienischen Apulien das gefährliche Virus H5N1 angezeigt. Es stehen aber noch weitere Ergebnisse aus. Bislang wurde das Virus weder bei Geflügel noch bei Menschen in Italien entdeckt.
Verdachtsfälle auch in Österreich
Einen ernsten Verdacht auf die auch für Menschen gefährliche Vogelgrippe gibt es jetzt auch in Österreich. Zwei Tage nach dem Auftauchen eines ersten Verdachtsfalls in Slowenien wurden in der benachbarten Steiermark zwei tote Schwäne entdeckt, die nach ersten Untersuchungen mit einem Vogelgrippevirus infiziert waren. Es bestehe ein "dringender Verdacht" auf eine Infektion der Tiere mit dem gefährlichen H5N1-Virus, sagte Gesundheitsministerin Maria Rauch- Kallat.
Griechenland registrierte bei zwei Schwänen, die im Raum der nordgriechischen Hafenstadt Thessaloniki verendet waren, Vogelgrippeviren des Typs H5. Bereits am Wochenende war das gefährliche H5N1-Virus bei drei Schwänen im Raum Thessaloniki entdeckt worden. Erste Hinweise auf Vogelgrippe gibt es auch im Norden Irans, wo 135 Schwäne verendet waren. Tests hätten ein Virus vom Typ H5 nachgewiesen, berichtete die Presseagentur ISNA.
Europa ist auch nach Einschätzung der Welternährungsorganisation (FAO) in Rom derzeit stark von der Vogelgrippe bedroht. Das größte Risiko gehe von Zugvögeln aus, die aus befallenen Regionen Afrikas zurückkehren. Die FAO rief die Regierungen auf, Geflügel vor Infektion mit dem Virus zu schützen. "Für das europäische Geflügel besteht zur Zeit eine echte Gefahr", sagte Samuel Jutzi, Direktor der FAO-Abteilung Tierschutz und Gesundheit. Sein Kollege Juan Lubroth ergänzte: "So lange wir das Hausgeflügel schützen, gibt es keine Gefahr für Menschen."
EU-Experten für Tierseuchen kommen an diesem Mittwoch in Brüssel zusammen, um über weitere Schutzmaßnahmen gegen die auch für den Menschen gefährliche Vogelgrippe zu beraten.
DPA