Vogelgrippe Seehofer warnt vor Panikmache

Bundesagrarminister Seehofer hat das bayerische Krisenmanagement nach dem Vogelgrippe-Verdachtsfall scharf kritisiert. Die Öffentlichkeit sei unnötig verunsichert worden.

Die Vogelgrippe hat in Deutschland noch nicht auf Nutzgeflügel übergegriffen: Der Verdacht auf ein erstmaliges Auftreten des Virus H5N1 in einem Geflügelhof in Bayern hat sich nicht bestätigt. Das Friedrich-Loeffler-Institut teilte mit, die abschließenden Untersuchungen hätten eine Infektion in einem Entenbestand ausgeschlossen. Eingehende Tests hätten weder Vogelgrippeviren vom Subtyp H5 noch von H7 festgestellt.

Bundesagrarminister Horst Seehofer kritisierte den bayerischen Verbraucherschutzminister und Parteifreund Werner Schnappauf (beide CSU) wegen des Umgangs mit dem Verdachtsfall scharf. "Wir sollten sehr darauf achten, dass wir nicht jeden Verdacht oder jedes tote Geflügel zum Gegenstand von großen öffentlichen Verlautbarungen machen, das schafft unheimlich viel Verunsicherung", sagte der Bundesminister dem Fernsehsender Phoenix. Es sei besser, sich einen Tag Zeit zu nehmen und aufzuklären. Das Ausland habe sich gefragt, ob noch deutsches Geflügel bezogen werden könne.

Katastrophenalarm soll partiell aufgehoben werden

Ein Schnelltest hatte bei sechs von sieben verendeten Enten in Lichtenfels in Franken Grippeviren vom Typ A nachgewiesen. Der gesamte Geflügelbestand des Hofes von 200 Jungenten, 150 Enten und 60 Masthähnchen war vorsorglich getötet worden. Schnappauf hatte über den Verdacht informiert und eine Pressekonferenz anberaumt. Danach waren vier Betriebe bundesweit gesperrt worden. Neben dem Hof in Lichtenfels waren zwei Nachbarhöfe sowie einer in Vechta in Niedersachsen betroffen, aus dem die erkrankten Jungtiere stammten. Der Geflügelhändler aus Vechta habe vor einigen Tagen 200 Enten an den Hof in Lichtenfels geliefert, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit.

In Mecklenburg-Vorpommern soll der Katastrophenalarm in den Landkreisen Rügen und Nordvorpommern trotz neuer Nachweise von Vogelgrippe aufgehoben werden. Der Landkreis Ostvorpommern will über die Aufhebung entscheiden. Vom Bodensee wurden neue Vogelgrippe-Fälle bei Wildvögeln aus Lindau in Bayern und Friedrichshafen in Baden-Württemberg gemeldet, aus der Schweiz eine Ente und ein Blesshuhn am Bodensee. Seehofer kündigte an, die Forschung zur Ausbreitung zu verstärken. Darüber werde das Bundeskabinett noch in dieser Woche beraten.

Vogelgrippe-Epidemie hätte erhebliche Konsequenzen für Wirtschaft

In Aserbaidschan sind möglicherweise vier Menschen an der Vogelgrippe gestorben. Mit Hilfe westlicher Labortechnik solle das Blut der Todesopfer auf den Erreger H5N1 untersucht werden, teilte der Gesundheitsminister der ehemaligen Sowjetrepublik, Oktaj Schiralijew, in der Hauptstadt Baku mit. In Aserbaidschan war Mitte Februar das auch für den Menschen gefährliche Virus bei verendeten Zugvögeln entdeckt worden. Im Januar waren vier Kinder im Nachbarland Türkei an der Vogelgrippe gestorben.

Der Internationale Währungsfonds warnte für den Fall einer weltweiten Vogelgrippe-Epidemie vor erheblichen Konsequenzen für die Weltwirtschaft. Wenn das bei Geflügel grassierende H5N1-Virus mutieren sollte und leicht von Mensch zu Mensch übertragen werden könne, seien Firmenpleiten und Staatskrisen zu befürchten.

DPA DPA

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